Der Tatort: Jede Woche ein neuer Mörder für Deutschland Mentertainment

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Sonntagabend ist Tatort-Zeit. Wie kaum eine andere TV-Reihe hat sich die Krimiserie in Deutschland zu einem der ikonischen Formate entwickelt. Schon seit über 40 Jahren produzieren die öffentlich-rechtlichen Sender Tatort-Folgen und sorgen nicht selten für Quotenhits.


Der Tatort ist in Deutschland ein Phänomen, wie es eigentlich kaum etwas Vergleichbares gibt. Wenn am Sonntagabend die unterschiedlichen Ermittlerteams auf Mörderjagd gehen, dann sind regelmäßig Millionen von Zuschauer dabei. Selbst nach mehr als 40 Jahren lassen sich keine Ermüdungserscheinungen festzustellen. Sicherlich hilft auch, dass die Deutschen die absoluten Krimi-Zuschauer sind. Wenn irgendwo im Fernsehen ein Mord begangen wird, kann man sich eigentlich sicher sein, dass die Quoten schon stimmen werden. Trotzdem nimmt der Tatort im Krimi-Dschungel der deutschen TV-Landschaft eine Sonderstellung ein.

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Der Reihe ist über die Jahre immer wieder gelungen, echte Highlights zu produzieren und selbst Zuschauer, die mit deutschen Produktionen nur wenig anfangen können, sind am Sonntagabend dabei, wenn das ikonische Intro der Serie den nächsten Ermittlungsfall einläutet.

Ermittlungen in ganz Deutschland

So erfolgreich die Tatort-Reihe heute ist, brauchte sie doch ein wenig Anlaufzeit, um wirklich in die Gänge zu kommen. Dies lag vor allem daran, dass das Konzept von Tatort-Schöpfer Gunther Witte zunächst bei der den Senderverantwortlichen auf wenig Gegenliebe stieß. So wollte Witte eine neue hochwertige Krimi-Reihe kreieren, bei der regionale ARD-Anstalten jeweils eigenständig Folgen produzierten, um die Kosten überschaubar zu halten. Wie so oft im Leben brauchte die geniale Idee etwas Zeit, bevor ihr Potenzial bei den Verantwortlichen der ARD erkannt wurde.

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Der erste Tatort Taxi nach Leipzig war dann interessanterweise auch gar keine tatsächlichen Produktion für die Krimi-Reihe, sondern ein Krimi, der ohnehin schon fertig war. Dies war in den Anfängen des Tatorts durchaus nicht unüblich. So wurde gleich eine Reihe von Krimis nachträglich in die Reihe integriert. Taxi nach Leipzig enthielt allerdings trotz der Tatsache, dass er nicht direkt als Tatort gedacht war, viele Elemente, welche die Reihe bis heute so relevant machen. So spielte die Folge in großen Teilen in der damaligen DDR und sorgte damit für einige politische Brisanz.

Skandale und Aufsehen in über 40 Jahren

War der Start des Tatorts Taxi nach Leipzig schon aufsehenerregend, folgten in den kommenden Jahren eine ganze Reihe von Folgen, die für richtige Schlagzeilen sorgen. Bis heute berühmt ist die Episode Reifezeugnis von Hollywood-Regisseur Wolfgang Petersen. In der Episode spielt die damals erst 15-jährigen Nastassja Kinski, Tocher von Schauspieler Klaus Kinski, eine Schülerin, die eine Affäre mit ihrem Lehrer hat. Während der Episode kommt es dabei auch zu einer ausgiebigen Sex-Szene, in der ziemlich viel Haut zu sehen. Gerade vor dem Hintergrund des Alters der jungen Nastassja sorgte dies natürlich für Schlagzeilen.

TV/ Tatort: Der Koenig der Gosse

Gleiches gilt in noch größerem Maße für die Folge Der gelbe Unterrock von 1980. Diese war für die damalige Zeit sogar so verstörend, dass der SWR den Tatort nach der Erstausstrahlung für 30 Jahre in den Giftschrank packte. Hintergrund war die Darstellung eines psychisch gestörten Kleiderfetischisten, der in der Folge perverse Gewalt- und Sex-Fantasien an jungen Mädchen auslebte. Heute ist der Tatort allerdings wieder zu sehen und gilt sogar als Zeitdokument. Ob dies auch irgendwann einmal für die Folge „Du gehörst mir“ gilt, wird sich zeigen müssen. Die Episode lief erst in diesem Jahr und bewies, dass man auch 2016 noch mit Sex im Tatort für Aufsehen sorgen kann. Innerhalb der Handlung gibt es eine explizite Szene, in der eine junge Frau sich beim Geschlechtsakt mit einem Mann filmt. Grundsätzlich für heute nicht wirklich außergewöhnlich, wirkte die Szene jedoch beinah wie ein Pornofilm, was doch für ein paar verwirrte Zuschauer, vor allem bei den älteren Semestern, sorgte.

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Die Quotenhits

Eine der Hauptgründe für den Erfolg des Tatorts ist die Tatsache, dass die unterschiedlichen Teams und Handlungsorte jede Woche für viel Abwechslung sorgen. Natürlich hat dabei jeder Zuschauer seinen eigenes Lieblingsteam, sodass man mit einem Ranking der beliebtesten Kommissare eigentlich nur verlieren kann. Klüger ist es daher, einfach einen Blick auf die nackten Zahlen, sprich Einschaltquoten zu werfen. Hier hat sich über die Jahre viel getan. Gerade in den 70ern gab es praktisch keine Konkurrenz zu den öffentlich-rechtlichen Sendern, sodass der Tatort quasi eine Art Monopol am Sonntagabend hatte. Einschaltquoten von mehr als 25 Millionen und Marktanteile von bis zu 70 Prozent waren keine Seltenheit.

Tatort: Mord ist die beste Medizin

Wenig überraschend stammt auch die erfolgreichste Folge aus dieser Ära. Die Episode Rot – rot – tot mit Kommissar Lutz als Ermittler feierte am 1. Januar 1978 Premiere und konnte 26,57 Millionen Zuschauer zum Einschalten bewegen. In der Tatort-Neuzeit sind es vor allem die Münsteraner Ermittler gespielt von Axel Prah und Jan Josef Liefers die für hohe Einschaltquoten sorgen. Die beiden konnten seit dem Start 2010 immer über 10 Millionen Zuschauer verbuchen, wobei die Folge Schwanensee vom November 2015 mit 13,63 Millionen Zuschauern den besten Wert darstellt.

https://www.youtube.com/watch?v=6fmQetV7dHY

Die Zuschauer gehen auf Mörderjagd

Wie sehr der Tatort die Zuschauer an jedem Sonntag bewegt, lässt sich nicht nur anhand der Einschaltquoten belegen. Auch im Social Media ist die bekannteste und erfolgreichste deutsche Krimi-Reihe schon lange angekommen. Mit dem Startschuss am Sonntag um 20.15 Uhr übernimmt das Publikum des Tatorts in der Regel auch die sozialen Kanäle. Keine andere TV-Serie in Deutschland kommt auf so viele Nennungen wie die Mordermittlungen in der ARD. Über 750.000 Mal wurde der Tatort im Jahr 2015 auf Twitter und Facebook genannt, womit die Reihe sogar die Tagesschau hinter sich lässt.

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Gerade Twitter hat sich bei vielen Fans mittlerweile etabliert und gehört zu einem richtigen Krimi-Abend einfach dazu. Mit entsprechenden Tweets werden nicht nur die Aktionen der Kommissare kommentiert, man rätselt natürlich auch mit. Die ARD selbst unterstützt die eigenen Zuschauer in diesem Streben gern, bringen die vielen Tausend Tweets am Sonntag doch entsprechende Aufmerksamkeit mit sich. Auch eine eigene App hat man dem Tatort mittlerweile spendiert. So stellt der Sender selbst sicher, dass die Fangemeinde nie einen Tatort verpasst und immer auf dem Laufenden ist. Die Reihe selbst hat sich spätestens mit dem Erfolg in den Sozialen Medien endgültig im 21. Jahrhundert verankert und dürfte sicherlich auch in den kommenden 40 Jahren für starke Quoten sorgen.

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