Den typischen Kiffer stellen sich die meisten Menschen etwa so vor: lange, ungepflegte Haare, weite Kleidung und ein Musikgeschmack, der irgendwo in den frühen 70er Jahren festhängt. In Zeiten der Legalisierung ist dieses Bild aber überholt. Menschen aus allen Schichten der Gesellschaft greifen mittlerweile zum Joint, Anzugträger ebenso wie spießige Familienväter oder Rockstars. Und so ist ein ganz neuer Kiffertyp entstanden, der „Cannasseur“. Er kann hunderte von Grassorten allein am Geruch unterscheiden und hat mit den Hippies von früher nichts mehr gemeinsam.
Was ist ein Cannasseur?
In englischsprachigen Medien ist seit einiger Zeit mit einem Augenzwinkern von Cannasseuren die Rede. Das Wort setzt sich zusammen aus dem französischen Wort „Connaisseur“, also Kenner oder Feinschmecker, und Cannabis. Gemeint ist damit jemand, der den Hanfgenuss genauso zelebriert wie andere den Wein oder die feine Küche. Ein Cannasseur würde niemals beim Dealer um die Ecke ein Tütchen kaufen. Stattdessen lässt er sich im exklusiven Grasgeschäft seiner Wahl beraten, wedelt sich zur Probe das Aroma der Buds in die Nase um anschließend mit prüfendem Blick die Buds zwischen den Fingern zu zerreiben und das Harz zu inspizieren. Dann zieht er an einem Probierjoint ohne zu inhalieren, schwenkt den Rauch im Mund herum und verkündet anschließend, er habe eine herbe Note oder einen Hauch geröstete Haselnuss identifizieren können. Die ersten beiden Sorten lehnt er aus Prinzip ab, um bei der dritten mit einem süffisanten Nicken seine Zustimmung zu bekunden.
Immer größere Auswahl
Auf diese Weise kann er Stunden im Dispensary verbringen, denn die Landschaft der Cannabiszüchtungen steht dem Weinbau mittlerweile in nichts nach. Die Gras-Informationsseite Cannaconnection bietet eine Vorstellung von der unglaublichen Vielfalt an Sorten, die verfügbar sind. Die Züchtungen tragen Namen wie Utopia Haze, Dr. Grinspoon oder Critical Kush und unterscheiden sich nicht nur äußerlich. Von sativa- und indicalastigen Sorten ist dort die Rede, von erdigen oder fruchtigen Aromen, von einem Body-Buzz oder von einem energiegeladenen High – wer hier durchblicken will, muss selbst schon ein wenig Erfahrung mit Cannabis haben. Das sind paradiesische Umstände für alle, die ein neues Hobby suchen. Denn die schiere Anzahl der Züchtungen sorgt dafür, dass man den Rest seines Lebens damit verbringen kann, die verschiedenen Sorten miteinander zu vergleichen und Geschmack, Geruch und Wirkung zu bewerten. Es besteht jedenfalls keine Gefahr, dass dabei Langeweile aufkommt.
Feinschmecker-Seminare für Cannabis
In den USA gibt es schon jetzt Feinschmecker-Seminare für Cannabis, wie sie hierzulande etwa für Weine oder Whiskey üblich sind. Die Teilnehmer verkosten verschiedene Hanfzüchtungen, beschreiben, welche Aromen sie dabei wahrnehmen und versuchen, das Gras einer bestimmten Sorte zuzuordnen. Auch hierzulande wird es sicherlich genügend Kiffer geben, die ihrem Laster auf diese Weise einen seriösen Anstrich verpassen wollen. Während sie sich im Drogenrausch neue Bezeichnungen für den Geschmack ihres Jointrauchs einfallen lassen, können sie auf ahnungslose „normale“ Kiffer herabsehen, die sich einfach nur zum Feierabend eine Tüte anzünden, um zu verdrängen, wie langweilig ihr Job ist. Ob sie sich auf diese Weise viele Freunde machen, ist fraglich. Der Weinsnob ist auf keiner Party gerne gesehen, und dasselbe dürfte vermutlich in Zukunft auch für den Grassnob gelten.
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