Ungeschriebene Gesetze der Kaffeekultur Italiens Spezial

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Kaffee gehört zu Italien wie Pizza und Pasta. Kaum ein Italiener, der den Tag nicht mit einem Caffè beginnt, gerne wird dieser in der Lieblingsbar im Stehen getrunken. Neben Espresso gibt es viele weitere Spezialitäten und die Italiener haben durchaus ein paar Eigenheiten, wenn es um den Genuss von Kaffee geht.

Cappuccino am Nachmittag – no!

Eigentlich ist es ganz einfach: Ein Italiener, der Cappuccino trinkt, der frühstückt. Auch, wenn dazu nur ein kleines Hörnchen gegessen wird. Ein opulentes Frühstück mit Müsli, Eiern und Obst ist in Italien so gut wie unbekannt. Und danach ist die Zeit für den Cappuccino auch schon abgelaufen. Wer im Tagesverlauf einen Caffè bestellt, meint in Italien immer einen Espresso, gerne auch einen doppelten, der dann Caffè Doppio genannt wird. Nach dem Essen, ob mittags oder abends, trinkt der Italiener immer einen Espresso, niemals einen Cappuccino oder ähnliches. Diese Eigenart wird fast schon als Frevel angesehen, wer Cappuccino zum Nachtisch bestellt, gibt sich sofort als unwissender Tourist zu erkennen. Wer unbedingt ein bißchen Milch zum Kaffee möchte, entscheidet sich als Italiener für einen Espresso Macchiato, alle andere Spezialitäten mit Milch gelten als Sattmacher und werden nur zum Frühstück und im Höchstfall noch am Vormittag getrunken.

Kommunikativ und günstig im Stehen

Natürlich bereiten viele Italiener sich ihren Kaffee zuhause zu, und auch hier kommen immer öfter Kapselmaschinen zum Einsatz. Nespresso kompatible Kapseln und Dolce Gusto Kapseln haben auch in Italien viele Anhänger. Vor allem, wenn es schnell gehen muss, greift man gerne auf diese Art der Kaffeezubereitung zurück. Wer aber ein bißchen mehr Zeit hat – und die nimmt man sich in Italien gerne, wenn es um Essen und Trinken geht – bereitet seinen Espresso mit einem speziellen Kännchen auf dem Herd oder in einer schicken Siebträgermaschine zu.
Der liebste Ort, um seinen Espresso zu trinken, ist für den Italiener aber sein Stammlokal. Man stellt sich an die Theke, bestellt und trinkt. Das geht schnell, auch der Italiener hat es morgens schon mal eilig auf dem Weg zur Arbeit, ist aber gleichzeitig eine gute Möglichkeit, um sich mit den anderen Gästen und dem Barista zu unterhalten. Zudem ist der Espresso im Stehen günstiger, als wenn man sich an den Tisch setzt. Der Servicezuschlag, den man zahlt, wenn man im Sitzen trinkt, kann sich gewaschen haben. Besonders in Touristenhochburgen ist der Unterschied zum schnellen Espresso im Stehen bemerkenswert.

Niemals im Pappbecher

Espresso und Cappuccino trinkt der Italiener aus Porzellan- oder dickwandigen Keramiktassen, für Latte macchiato werden meist Gläser benutzt. Ein Kaffee im Pappbecher ist die absolute Notlösung und wird als stillos angesehen. Das geht gar nicht, denn Kaffeegenuss hat in Italien immer etwas mit Stil und Klasse zu tun – und da passt ein Becher aus Papier oder Plastik nun mal nicht dazu. Basta!

“Möchtest du einen Kaffee trinken?”

Diese Frage gehört in Italien immer dazu, wenn man Besuch bekommt, egal ob privat oder geschäftlich. Gastfreundschaft kommt in Italien ein hoher Stellenwert zu, das Anbieten von Kaffee ist eine so einfache wie schöne Geste, um diesem Anspruch gerecht zu werden. Beim Kaffee wird sich unterhalten und die Atmosphäre wenn nötig ein bisschen aufgelockert, was gerade für berufliche Beziehungen ein guter Einstieg sein kann. Diese Gastfreundschaft geht so weit, dass sich ein Italiener, der von seinem Gastgeber keinen Kaffee angeboten bekommt, fragt, ob er etwas falsch gemacht hat oder gar unerwünscht ist.

Kaffee steht an erster Stelle

Und zwar an allererster! Braucht ein Italiener einen Espresso, lässt er alles fallen und jeden Gesprächspartner warten. Nichts ist so wichtig wie ein Kaffee, und zwar genau jetzt. Wer die Wartezeit sinnvoll verbringen will, genießt am besten ebenfalls einen caffè. Kann es eine schönere Art des Wartens geben?

Die italienische Kaffeekultur – ein Fazit

Der geliebte caffè geht dem Italiener über alles. Er wird zu jeder Tages- und Nachteil getrunken, nach dem Frühstück allerdings nur Espresso, am liebsten im Stehen an der Bar. Ein Banause ist, wer seinem Gast keinen Kaffee anbietet – oder, wer aus Pappbechern trinkt.