Im Interview: Handball-Nationalspieler Paul Drux Interview
Handball gilt als körperintensives Spiel, ohne Schutzausrüstung springen die Spieler in die gegnerischen Abwehrreihen und werfen dann aus kürzester Distanz den Torhütern die Bälle um die Ohren, kurz um, wer einen actiongeladenen Sport sehen will, der ist beim Handball genau richtig. Einen, der den Handball seit klein auf kennt, haben wir heute im Interview: Paul Drux. Der Nationalspieler ist Vorbild für tausende junger Handballer und auch abseits des Spielfeldes ein bodenständiger und sympathischer Typ.
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Paul stammt aus einer Handballerfamilie und kam schon in seiner Kindheit, genauer gesagt mit drei Jahren, mit Handball in Kontakt. Über seinen Jugendverein, den SSV Marienheide, kam Paul im Alter von zwölf Jahren zum VfL Gummersbach. Dort erlebte er erste professionelle Trainingsbedingungen und sammelte auch Erfahrung in Spielen gegen die großen Vereine. Die gute Jugendarbeit und sein handballerisches Talent ermöglichte es ihm dann auch, sich in die Auswahlteams zu spielen.
Die Zeit in Gummersbach prägt Paul Drux bis heute, wie er mit einem lustigen Beispiel heute noch erzählen kann:
Eine Anekdote aus der Gummersbacher Zeit, die mich heute noch für jedes Spiel geprägt hat: In einem Meisterschaftsspiel sollte ich bei Trainer Leszek Hoft eine Jugend höher eingesetzt werden und saß mit Pullover auf der Bank. Plötzlich wollte mich Leszek bringen, ich war perplex, rannte mit Pullover aufs Spielfeld und bekam eine 2-Minuten-Strafe (das Spiel war für mich damit gelaufen). Seitdem sieht man mich bis heute nicht mehr im Pullover auf der Auswechselbank ?
Beim Hin- und Rückspiel im Viertelfinale um die Deutsche Meisterschaft traf er dann auf die Füchse Berlin, seinen heutigen Verein. Er wechselte 2011 von Gummersbach in das Jugend-Internat in Berlin-Hohenschönhausen. Unter der Aufsicht von Bob Hanning entwickelte er sich weiter und schaffte den Sprung in den Profikader der Füchse. Heute ist er einer der Top-Spieler der Berliner und zählt auch zum Kader der Deutschen Nationalmannschaft.
Nach deiner Bänderverletzung stehst du kurz vor deinem Comeback. Wie ist der Stand der Dinge und wird man dich diese Saison nochmal spielen sehen?
Es geht mir so weit gut und es läuft immer besser in der Reha. Ich hoffe, dass ich in wenigen Wochen wieder spielen kann.
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Es ist nicht deine erste Verletzung und jedes Mal bist du wieder erfolgreich zurück gekommen. Wie motiviert man sich dabei? Wie geht man mit den Rückschlägen um?
Ich habe drei Knie-Operationen und zwei Schulteroperationen hinter mir. Das Wichtigste ist, dass man die Reha voll durchzieht. Das ist natürlich schwer, wenn man fast jeden Tag das Gleiche macht und auch recht weit vom Handball weg ist. Der Kontakt zur Mannschaft hat mir jedoch immer geholfen. Wir haben bei uns in Füchsetown alles ganz nah beieinander, sodass meine Reha direkt nebenan war und ich die Jungs trotzdem gesehen und mit ihnen gesprochen habe.
Du kommt gebürtig aus Gummersbach, bist dann über das Handballinternat der Füchse nach Berlin gekommen. Wie war die Zeit für dich (anfangs alleine) im Handballinternat? Wie lief da der Alltag ab?
Das erste Jahr war relativ schwer. Ich bin ja mit 16 Jahren quasi von zu Hause ausgezogen. An den Wochenenden, wenn wir kein Spiel hatten, sind die meisten auch zu ihren Familien in der Nähe gefahren. Da war ich oft allein. Aber klar findet man schon so etwas wie eine Ersatzfamilie im Internat.
Für die Karriere als Profi hast du einige Einschränkungen in Kauf genommen. Würdest du es heute nochmal so tun?
Definitiv ja. Natürlich gibt es einige Einschränkungen, aber man bekommt so viel wieder vom Sport und erlebt tolle Sachen.
Im Handball verdient man bekanntlichermaßen nicht so viel wie beim Fußball. Hast du schon einen Plan was du nach deiner Karriere als Profisportler machen willst?
Ich studiere Wirtschaftsinformatik und möchte nach meiner Handballkarriere auch in diesem Umfeld arbeiten.
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In der Liga stehen die Füchse auf dem zweiten Platz, hinter den Löwen und dicht gefolgt von der SG Flensburg-Handewitt. Wer macht am Ende das Rennen um die Meisterschaft?
Ich glaube, die Löwen werden es machen. Sie sind am stabilsten und zeigen bisher die konstanteste Leistung in dieser Saison.
„Hand aufs Harz“ mit Paul Drux
Am Wochenende haben die Rhein Neckar Löwen in der EHF Champions League gespielt, allerdings mit ihrer zweiten Mannschaft. Grund waren Streitigkeiten zwischen EHF und HBL. Wie siehst du die Thematik? Generell den engen und vollen Spielplan als Profi?
Das ist sehr schade für die Rhein-Neckar Löwen. Für die zweite Mannschaft war es sicherlich ein riesiges Erlebnis. Aber die Löwen haben das ganze Jahr gekämpft und auch gut gespielt in der Champions League. Bei so einem wichtigen Spiel jetzt die Chance genommen zu bekommen weiterzukommen ist einfach schade
Der Spielplan ist am Maximum. Im Vergleich zum Fußball, wo es alle vier Jahre eine EM beziehungsweise WM gibt. Das würde auch den Handballern helfen. Es gäbe mehr Zeiten zum regenerieren.
Das habe ich ja selber schon mitbekommen. So ein Jahr wie 2016 mit der EM, Olympia und der WM. Dann kommen im Verein Bundesliga, EHF-Pokal und DHB-Pokal dazu. Das sind innerhalb von einem Jahr sechs Wettbewerbe. Das ist schon schwierig und geht nicht auf Dauer.
Du kommst vom SSV Marienheide, jetzt als HSG Marienheide/Müllenbach unterwegs. Hast du noch Kontakte zu deinem Heimatverein?
Wenig. Ich spreche manchmal noch mit meinen ehemaligen Trainerinnen, bei denen ich angefangen habe.
Wieso sollte jemand der bisher nie Handball geschaut hat, mal ein Handballspiel anschauen?
Erstens kann ich versprechen, dass das Spiel auf jeden Fall nicht 0:0 ausgehen wird. In der Regel gibt es viele sehr spannende Spiele, die man sich anschauen kann, ohne jede Regel kennen zu müssen. Handball ist sehr ehrlich. Es geht zwar körperlich zur Sache, aber es bleibt immer fair. Alle Handballer, die ich kenne, sind sehr bodenständig und geerdet.
Wenn man Stefan Kretzschmar von früher reden hört, haben Handballer viel Spaß auf Auswärtsfahrten oder beim Feiern. Kannst du das heute auch bestätigen?
Ja, auf jeden Fall. Dennoch haben sich die Zeiten etwas geändert. Gerade mit Blick auf Social Media ist es doch manchmal etwas kontrollierter. Wir haben trotzdem viel Spaß und das Bier nach dem Spiel gehört nach wie vor dazu.
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Du hast wenige freie Wochenenden im Jahr, aber wie verbringst du diese dann am liebsten?
Ich verbringe Zeit mit meiner Freundin und wir treffen uns mit anderen Freunden. Dann unternehmen wir oft etwas in Berlin. Da gibt es ja jede Woche etwas Neues und ganz viele Möglichkeiten, ob Kino, Theater oder ähnliches. Auf jeden Fall machen wir immer etwas Entspanntes.
Was sind deine sportlichen und privaten Ziele für die nächsten Jahre? Was möchtest du als Sportler noch erleben?
Sportlich möchte ich mich persönlich und mit der Mannschaft weiterentwickeln. Bei den Füchsen wollen wir unsere Titelsammlung erweitern. Ich möchte gerne nochmal an Olympischen Spielen teilnehmen und hoffe, dass ich auch bei der Heim-WM im nächsten Jahr dabei sein kann. Privat bin ich sehr glücklich.
Mit welchem anderen Profisportler würdest du gerne mal eine Woche tauschen?
Es gibt Viele, die echt cool sind. Ich würde gerne mal mit Dirk Nowitzki tauschen. Ich bin großer Basketball- und NBA-Fan und würde gerne auch mal nach Amerika reisen. Dirk Nowitzki ist in den USA ein Star, sehr beliebt und einfach ein cooler Typ.
Schon mit 19 galt Paul Drux als eines der größten deutschen Talente im Handball, wie die kurze SPORT1 Doku schon 2014 zeigte.
Kurz nach unserem Interview verletzte sich Paul Drux erneut. Bei seiner dritten Partie nach der auskurierten Meniskus-Verletzung musste der 23-Jährige in der 44. Minute des Auswärtsspiels beim TVB Stuttgart verletzt das Feld verlassen. Die Diagnose: Bänderriss im linken Sprunggelenk. Er wird den Füchsen mehrere Wochen fehlen. Wir wünschen Paul auf diesem Wege gute Besserung. Wer sich selbst einmal ein Bild von Handball und Paul Drux machen möchte, der Wahl-Berliner hat seinen Vertrag vorzeitig bis 2021 verlängert und wird also auch in den kommenden Jahren, hoffentlich verletzungsfrei, in der Berliner Max-Schmeling-Halle zu sehen sein.