Oliver Kahn – Als Fußballer noch „kantig“ waren Sport

Sport 1

Er gehört zu einer aussterbenden Art, die es so heute kaum noch im Fußball gibt. Oliver Kahn sorgte in seiner Zeit nicht nur aufgrund seiner fußballerischen Leistungen für Furore. Auch wegen seiner Interviews ist er für viele Fans eine Kultfigur.

Es ist nicht mehr die Zeit der echten Typen im Fußball. Junge Spieler erhalten bereits schon in der Jugendmannschaft Medienschulungen und wissen, wie sie sich möglichst unauffällig vor der Kamera zu verhalten haben. Für Ecken und Kanten ist im Profifußball heute kaum noch Platz. Unbequeme Spieler werden entweder zurechterzogen oder ausgemustert. Dabei waren es doch gerade die starken Persönlichkeiten der 70er, 80er und 90er Jahre, die den Fußball in Deutschland so geprägt haben. Eine der letzten Vertreter dieser Art dürfte Oliver Kahn gewesen sein. Der langjährige Torhüter des FC Bayern polarisierte zu seinen besten Zeiten wie kein anderer. Mit witzigen Interviews und unerwarteten Aktionen auf und um den Fußballplatz sorgte er immer wieder für Schlagzeilen. Dabei bewies Kahn jedoch auch unglaublichen Ehrgeiz. Auf Vereinsebene gewann er praktisch jeden relevanten Titel.

Große Erfolge – bittere Niederlagen

Die Karriere des Oliver Kahn begann in den 80er Jahren in seiner Heimatstatt Karlsruhe. Schon in seiner Jugend spielte er für den Karlsruher SC und schaffte dort den Durchbruch als Profi. Mitte der 90er Jahre wechselte Kahn dann zum FC Bayern München. Hier prägte er eine eigene Ära und gewann von 1994 bis 2008 insgesamt acht deutsche Meisterschaften. Allerdings war diese Zeit nicht nur durch große Erfolge geprägt. Auch bittere Niederlagen begleiteten Oliver Kahn in seiner Karriere. Eine der größten dürften sicherlich das Finale der Champions League im Jahr 1999 gewesen sein. Nach einer zwischenzeitlichen Führung von 1:0 drehte der Gegner Manchester United die Partie in der Nachspielzeit und stürzte München in ein Trauma.

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Den Makel des verlorenen Finales konnte Kahn erst 2001 endgültig tilgen. Der FC Bayern München erreichte erneut das Endspiel der Champions League und stand dort dem FC Valencia gegenüber. Aufgrund eines Unentschiedens in der regulären Spielzeit ging es ins Elfmeterschießen. Hier konnte Oliver Kahn drei Strafstöße entscheiden und hatte damit einen großen Anteil am Gewinn des Titels.
Im folgenden Jahr wartete gleich ein weiteres Finale auf den Torhüter. Die deutsche Nationalmannschaft hatte es bei der Weltmeisterschaft in Japan und Südkorea bis ins Endspiel gegen Brasilien geschafft. Neben Michael Ballack war es dabei vor allem Oliver Kahn gewesen, der dem Team von Rudi Völler zu diesem Erfolg verhalf. Seine Glanzparaden im Turnier sorgten letztendlich sogar dafür, dass Kahn als erster Torhüter überhaupt mit dem Titel bester Spieler der Weltmeisterschaft ausgezeichnet wurde. Im Finale war ihm das Glück jedoch nicht mehr gewogen. Eine unglückliche Abwehr vor die Füße von Brasiliens Stürmer Ronaldo sorgte für das 0:1. Am Ende verlor die Mannschaft 0:2. Auf eine Revanche musste Deutschland bis zum WM-Halbfinale 2014 warten. Bei Sensationssieg von 7:1 war Oliver Kahn immerhin als Experte des ZDF mit dabei.

Die Kultfigur

Seine Leistungen auf dem Platz sicherten Oliver Kahn einen Platz im Herzen vieler Fußballfans. Zur Kultfigur wurde er jedoch vor allem aufgrund seiner Persönlichkeit. Bis heute sorgen Imitationen seiner Interviews für viele Lacher. Klassiker sind dabei sicherlich Satzanfänge wie „Ein Oliver Kahn …“ oder der Spruch überhaupt „Wir brauchen Eier!“

Ganz einfach war der Umgang mit dem Torhüter jedoch auch nicht. Davon durften sich beispielsweise die Dortmunder-Spieler Heiko Herrlich und Stéphane Chapuisat überzeugen. Beim Aufeinandertreffen des FC Bayern München und Borussia Dortmund im Jahr 1999 schien Kahn eine Schluck zu viel aus dem Motivationsglas getrunken zu haben. So dürfte BVB-Stürmer Stéphane Chapuisat sich bestimmt gewundert haben, als er bei einem Angriff beinah mit einem Kung-Fu-Kick von Kahn abgefangen wurde. Und auch Heiko Herrlich kam dem Torhüter näher, als er ihm vermutlich lieb war. In einer Szene wirkte es, als würde Kahn dem Stürmer in den Hals beißen wollen.

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Trotz Bananen zur Meisterschaft

Mit seinen Aussagen und Aktionen polarisierte Kahn immer wieder, sodass es nicht überraschend sein dürfte, dass der Torhüter in seiner Karriere nicht nur Fans hatte. In einigen Stadien wurde Oliver Kahn von den gegnerischen Fans beispielsweise unliebsam mit Bananen begrüßt. Der bekannteste Vorfall ist dabei sicherlich das letzte Spiel der Meisterschaft der Saison 2000/01, das bis heute zu den denkwürdigsten Partien der Bundesliga zählt. Der FC Bayern trat im letzten Spiel beim HSV im Hamburg an. Aufgrund der Bananenwürfe auf Oliver Kahn wurde die Begegnung jedoch mit erheblicher Verspätung angepfiffen. Neben den Münchner kämpfe auch der FC Schalke um die Meisterschaft. Die Schalker gewannen ihr Spiel und sahen sich schon als Meister. So hatte HSV-Stürmer Sergej Barbarez die Hamburger in der 90. Minute in Führung gebracht. Aufgrund der Verspätung lief das Spiel in Hamburg jedoch noch. Kurz vor Abpfiff erhielt der FC Bayern einen indirekten Freistoß im Strafraum des Gegners. Selbst Oliver Kahn hielt es nun nicht mehr im Tor. Der Torhüter stürmte nach vorn und sah, wie Patrik Andersson den Ball im Netz versenkte.

Abschiedsspiel Oliver Kahn 2008 in München

Trotz der Tatsache, dass Kahn heute nicht mehr auf dem Feld steht, können ihn seine Fans heute immer noch regelmäßig sehen. Beim ZDF arbeitet der ehemalige Torhüter mittlerweile als Experte und analysiert die Spiele der Champions League sowie die Begegnungen der deutschen Nationalmannsschaft.

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