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Tom McClean der Mann der 40 Tage mitten im Nordatlantik wohnte

Mitte der 80er Jahre lebte der britische Ex-Soldat Tom McClean, für 40 Tage, auf dem winzigen Felsen Rockall mitten im Nordatlantik. Der Felsen befindet sich ungefähr 300 Kilometer westlich der äußersten Hebriden-Insel St. Kilda, dort ragt er ca. 21 Meter aus dem Wasser.

McClean erreichte den winzigen Felsen, indem er die steilen Wände hinaufgeklettert ist. Geklappt hat das allerdings erst im zweiten Anlauf. Oben angekommen sank er abgekämpft in seinen ersten Schlaf auf Rockall. Am nächsten Morgen erwachte er wohl als der glücklichste Mensch der Welt. McClean war zufrieden, er war am Ziel. Seine Ausrüstung beförderte er per Seil auf den Felsen von dem Versorgungsschiff, das ihn gebracht hatte. Seine Ausrüstung hatte gut eine halbe Tonne an Gewicht. Teil dieser Ausrüstung war seine zukünftige Unterkunft. Ein etwa ein Meter hohes Häuschen, mit einem Grundriss von 170 auf 120 cm, welches er erst zusammenbauen musste, transportiert wurde es nämlich als eine in Einzelteile zerlegte Box. Danach musste McClean Abschied nehmen, das Schiff fuhr zurück in Richtung Britische Inseln.

Rockall_GoogleMaps
Google Maps zeigt die Lage des Felsen mitten im Nordatlantik weitab des Festlands.

McClean hatte eine Mission und suchte das Abenteuer. Das war der Grund, warum er für 40 Tage auf Rockall leben wollte. Seine Mission war es, den herrenlosen Felsen, um den einst ein Streit entbrannt war, zu britischem Besitz zu erklären. In den 70er Jahren hatte man am Rockall Gas, Öl und üppige Fischgründe entdeckt. Diese Entdeckungen wollten sich die Briten, Iren, Dänen und Isländer exklusiv sichern. Schon 1955 wurde von britischen Matrosen der Union Jack auf dem Rockall gehisst, worum sich die anderen Nationen allerdings nicht scherten. Mit einem britischen Bewohner auf dem Rockall wäre dessen Besitzanspruch belegt. Und so dachte sich McClean, er bestätige noch einmal das Recht der Briten auf die Insel. Selbst gibt er Patriotismus als Grund für seine Aktion an. Damit sein Aufenthalt auf Rockall nicht nur als simpler Aufenthalt gilt, muss er nach internationalem Recht mehr als 21 Tage dort bleiben. 40 Tage hatte er geplant.

SKOM Marduk State Isle Rockall 7 North Atlantic
Der Felsen Rockall im Atlantik

Der Tagesablauf auf Rockall ist jeden Tag ziemlich gleich. Schlafen, schreiben, lesen, nachdenken und ein paar Schwätzchen per Funk mit den Fischern um die Insel. Zum Frühstück gab es jeden Tag Müsli und eine heiße Suppe im Tagesverlauf. So reich das Meer um den Fels an Fisch ist, so bescheiden und karg war McCleans Speiseplan. Es gab zwar etwas Obst und Kekse, vor allem aber raue Mengen an dehydrierten Armerationen.
Mit der Einsamkeit hatte McClean keine Probleme, denn schon als Kind war er auf sich alleine gestellt, er wuchs in einem Waisenhaus auf. McClean mag seine eigene Gesellschaft. Später reflektierte er, dass ihm auf Rockall vor allen die eigene Bedeutungslosigkeit bewusst geworden ist. Um in Bewegung zu bleiben ist er den Fels rauf und runter geklettert und hat immer wieder die Spitze umrundet, natürlich mit einem Seil gesichert. Sein eigentliches Training war aber ein anderes: „Ich habe hinausgeschaut, eingeatmet, ausgeatmet, und das war’s.“

McCleans Abenteuer sollte planmäßig nach 40 Tagen enden, denn Wissenschaftler hatten beobachtet, dass vor allem im Winter der Fels von bis zu 30 Meter hohen Wellen überspült wurde. So verließ Tom McClean am 4. Juli 1985 den Fels Rockall auf seine Art und Weise, nämlich mit einem Hechtsprung. Er wurde mit seinem Schiff nach Hause gebracht, wo ihm im schottischen Mallaig die Menschen einen triumphalen Empfang bereitet hatten.

Greenpeace besetzt Felsen
1997 besetzten Greenpeace-Mitglieder die Felseninsel, um gegen die Erdölförderung zu protestieren.

Trotz McCleans Aktion hat sich allerdings nichts an der territorialen Zugehörigkeit des Felsen geändert. Rockall bleibt staatenlos. Denn jeder wusste, McClean konnte nur im Frühjahr oder Sommer auf Rockall leben konnte, im Winter würde er von den Wellen überflutet werden. Das gibt auch McClean selbst zu. Trotzdem ist er stolz auf seine Aktion: „Niemand anderes hat so etwas getan. Das ist schon ein gutes Gefühl.“

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