Im Interview: Stefan Deininger, der Schriftsteller und Tatort Kommissar der im Afghanistan Einsatz war Interview
Der Saarländer Gregor Weber ist vielen bekannt, ob früher als Stefan Becker in der Fernsehserie Familie Heinz Becker oder als Tatort Kriminaloberkommissar Stefan Deininger, man kennt den sympatischen Schauspieler. Doch auch abseits des Fernsehens ist der 45-Jährige unterwegs. Der gelernte Koch hat vieles ausprobiert und ist heute beim Beruf des Autors gelandet.
Gregor Weber ist vielseitig, neben der Schauspielerei absolvierte der Saarländer eine Ausbildung zum Koch im Sterne-Restaurant VAU in Berlin. Nach erfolgreichem Abschluss 2006, sammelte er Erfahrungen in verschiedenen Restaurantküchen. Das Ergebnis war sein erstes Buch „Kochen ist Krieg! Am Herd mit deutschen Profiköchen“, das 2009 veröffentlicht wurde. Bis heute ist er seinem Traumjob Autor treu geblieben.
Seinen Durchbruch im deutschen Fernsehen hatte Gregor Weber in der Fernsehserie „Familie Heinz Becker“, aber auch in einem Oscar prämierten Film konnte man den Schauspieler schon sehen, im Kurzfilm „Spielzeugland“.
Als frühere Fans von Familie Heinz Becker waren wir sehr erfreut als sich die Möglichkeit eines Interviews mit Gregor Weber gab.
Man kennt Sie ursprünglich aus der Kult-Fernsehserie „Familie Heinz Becker“, wie oft werden Sie heute noch auf die Serie angesprochen und welche Frage kommt am meisten vor?
Wenn mich jemand erkennt, dann kommt die Rede meist schnell auf die Familie Heinz Becker. Meistens wird gefragt, ob mich das nervt. Um das zu beantworten: Tut es nicht.
Wie haben Sie selbst das Mitwirken damals empfunden und was haben sie aus ihrer ersten Rolle im Fernsehen mitgenommen? Gibt es eine Szene aus Familie Heinz Becker über die Sie heute noch lachen können?
Es war meine allererste ‚richtige‘ Arbeit als Schauspieler. Ich habe dabei sehr viel gelernt, aber erst viel später begriffen, wie hoch die Qualität dieser Serie wirklich ist. Ich kann immer noch über eine Menge Szenen lachen, das ist schon sehr auch mein eigener Humor gewesen.
Sie waren sieben Folgen als „Stefan Deininger“ Kriminaloberkommissar im saarländischen Tatort. Was war ihr spannendster Tatort-Fall?
Ich muss korrigieren: Es waren vierzehn Folgen und bei sechs davon war der Herr Deininger schon Hauptkommissar. Die spannendste Arbeit war fraglos „Heimatfront“, in dem es um traumatisierte Afghanistan-Veteranen geht. Nach wie vor für mich mit Abstand unser bester Tatort.
Was viele nicht wissen, Sie haben im Kurzfilm „Spielzeugland“ mitgespielt, einem deutschen Film mit Oscar Auszeichnung für den besten Kurzspielfilm.
Richtig, aber nur eine sehr kleine Rolle. Einen SS-Mann. Das war eine tolle Arbeit, die neben dem Erlebnis, an einem derart ausgezeichneten Film mitzuwirken, mir vor allem die schöne Freundschaft mit dem Regisseur Jochen Alexander Freydank gebrach hat, der dann ‚Heimatfront‘ drehte.
Was viele nicht wissen, Gregor Weber ist Soldat der Reserve und war im Frühjahr/Sommer 2013 als Pressefeldwebel im Afghanistan Einsatz – freiwillig. Im deutschen Feldlager Kunduz war er für dreieinhalb Monate für die Betreuung von Journalisten zuständig, zudem schrieb er für verschiedene Bundeswehrmedien. Nach seinem Einsatz schrieb er das Buch „Krieg ist nur vorne Scheiße, hinten geht’s!: Ein Selbstversuch“, eine Zusammenfassung seines Einsatzes in Afghanistan.
Sie waren als Feldwebel der Reserve freiwillig im Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr. Was war ihre Motivation und Intention sich für diesen doch gefährlichen Einsatz freiwillig zu melden?
Ich habe durch die Recherchen für meinen Roman ‚Feindberührung‘ und die Arbeit an ‚Heimatfont‘ gesehen, dass es enormen Gesprächsbedarf zwischen Zivilgesellschaft und Militär über das Thema Einsatz gibt. Und wollte deswegen aus eigener Anschauung über den Afghanistan-Einsatz schreiben können. Das Risiko gehört einfach dazu. Für alle, die dort hingehen.
Wie war der Einsatz für Sie persönlich und ihre Familie?
Meine Familie hat das ganz bewundernswert durchgestanden. Ohne Klagen, ohne schlimme Ängste, sie haben mich toll gestützt durch ihre Gelassenheit. Das ist wirklich schwer für die Angehörigen, vor allem bei Berufssoldaten, weil die Familien das da nicht nur ein Mal, sondern dauernd mitmachen müssen. Für mich selbst war der Einsatz sicher anstrengend, aber eine sehr tiefgreifende Erfahrung, die ich keinesfalls missen möchte Das hat mich menschlich unheimlich weiter gebracht.
Wie sehen sie das Bild der Bundeswehr in der (deutschen) Öffentlichkeit?
Da gibt es meiner Meinung nach gar kein geschärftes Bild. Da ist einfach viel Nicht-Wissen und Unsicherheit in der Wahrnehmung. Daran ist die Bundeswehr zum Teil auch selbst schuld, weil sie sich schwertut mit Kommunikation, aber vor allem ist das der historisch begründeten und grundsätzlich auch als Fortschritt zu bewertenden Abneigung der deutschen Mehrheit gegenüber Militär und Politik mit militärischen Mitteln begründet. Aber da bewegt sich viel und ich denke mittlerweile, viele Soldaten wissen gar nicht, wie sehr auch antimilitaristische Deutsche bereit sind, sich mit den persönlichen Sorgen und Nöten gerade von Einsatzsoldaten zu befassen.
In ihrem Buch „Krieg ist nur vorne Scheiße, hinten geht’s!“, schreiben Sie über die Einsatzvorbereitung und ihren Dienst in Afghanistan. Was sagen ihre ehemaligen Kameraden im Einsatz zu diesem Buch? Erreicht sie auch Feedback von den Soldaten selbst?
Bislang waren die Reaktionen sehr freundlich. Vielleicht sind die Kameraden auch einfach höflich, aber ich denke, alle die selbst dort waren, sehen zumindest, dass es ein ehrliches und emotionales Buch über diese Erfahrung ist.
Wo wird man sie in der Zukunft sehen oder erleben können?
Ich schreibe einfach weiter. Den Beruf ‚Schauspieler‘ habe ich mehr oder weniger an den Nagel gehängt. Ich kann ihn gelegentlich von dem Nagel runterholen, wenn alles stimmt, aber einstweilen hängt er gut da. Ich bin Autor mit Leib und Seele, das ist der schönste Beruf der Welt.
Titelbild: WirdienenDeutschland.de