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Das bewegte Leben von Karate-Tommy

Unter dem Namen Karate-Tommy gehörte Thomas Born in den 80er Jahren zu den gefährlichsten Männern auf dem Kiez in St. Pauli. Nun ist der ehemalige Enforcer des Hamburger Rotlichtgeschäfts im Alter von 63 Jahren gestorben.

Bereits mit 15 Jahren attestierten Lehrer dem jungen Thomas Born eine Neigung zum Zweikampf. Damals noch eher sauer über die Aussage, stellte der spätere Kiez-Schläger nach dem Abitur fest, dass an dem Satz womöglich doch etwas dran sein könnte. Born lies sich von der Bundeswehr verpflichten und sollte zum Fallschirmspringer ausgebildet werden. Dummerweise war Gehorsam alles andere als eine Stärke des zukünftigen Karate-Tommy. Bei einem Streit verpasste er einem vorgesetzten Oberstleutnant eine Ohrfeige, womit sich die Karriere bei den Fallschirmspringern erledigt hatte. Thomas Born schied aus dem Militär aus, konnte sich jedoch nicht über zu viel Freizeit beklagen. In seinen frühen Zwanzigern hatte er es in die Karate-Nationalmannschaft Deutschlands geschafft. Born wurde in seiner Karriere nicht nur Deutscher Meister im Karate, sondern gewann den Titel auch im Judo. Später folgten darüber hinaus Europameistertitel im Karate und im Kickboxen. Aufgrund seiner großen sportlichen Erfolge gründete Thomas Born in Hamburg das Sportstudio Born. Dies stellte den Beginn seiner St.-Pauli-Karriere da.

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Mitglied der Nutella-Gang

In seinem neugegründeten Studio trainierte der junge Born eine Vielzahl an Kämpfern, zu denen auch der eine oder andere Lude gehörte. Den Männern gefiel der Karate-Trainer und schon bald heuerten sie ihn für gewisse Arbeiten an. Dies geschah zum Ende der 70er Jahre, als auf dem Kiez gerade eine neue Ära des Verbrechens und der Prostitution begann. Thomas Born wurde Mitglied der sogenannten Nutella-Gang und erhielt in dieser Zeit auch den Spitznamen Karate Tommy. Die Nutella-Gang war ein Zusammenschluss verschiedener Zuhälter, die versuchte das Hamburger Rotlichtviertel zu kontrollieren. Karate Tommy übernahm in der Organisation die Abteilung Stress. Diese war für die Sicherung des Reviers und das Eintreiben von Schutzgeld zuständig.
Das Geschäft war in dieser Zeit mehr als erträglich. So konnte sich Karate Tommy auf dem Kiez schnell einen Namen machen und gehört bald zu den am besten verdienenden Männern im Hamburger Rotlichtgeschäft. Ganz ungefährlich war der Job allerdings nicht, wie Tommy immer wieder feststellen musste.

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Flucht aus dem Kugelhagel

Der Ruhm, den sich Karate Tommy auf dem Kiez erarbeiten konnte, fußte nicht nur allein auf seinen Fähigkeiten als Kämpfer. Auch die Tatsache, dass er es immer wieder scheinbar unverletzt aus brenzligen Situationen schaffte, war ein wichtiger Bestandteil der Legendenbildung. Dabei war es vor allem eine Schießerei am 22. Oktober 1982, die für Karate Tommy zu einem Schlüsselerlebnis werden sollte. Anlass für die Aktion war ein Streit um eine Prostituierte zwischen zwei verfeindeten Zuhältergruppen. Tommy machte sich mit zwei Kollegen auf den Weg in das Bordell Salon Bel Ami. Nach eigenen Aussagen war er dabei lediglich auf eine mögliche Schlägerei eingestellt. Dummerweise hatten die drei Zuhälter, die ihn erwarteten, keine Lust sich mit einem ehemaligen Karate-Europameister zu prügeln. Die drei Männer griffen sofort zu ihren Waffen und eröffneten das Feuer. Borns Kollegen mit den Spitznamen SS-Klaus und Angie fielen dem Kugelhagel zu Opfer und waren sofort tot. Karate Tommy konnte sich dagegen aufgrund seiner Reflexe retten. Durch eine schnelle Drehung wurde er lediglich von einer Kugel gestreift. Beim nächsten Schuss hatte er Glück. Die Kugel war eigentlich für seinen Kopf bestimmt, da die Pistole jedoch versagte, verlies sie nie den Lauf. Dies gab Karate Tommy genug Zeit zur Flucht. Er durchbrach die Tür des Bordells und konnte dem Anschlag auf diese Weise entkommen.
Der Kampf am 22. Oktober 1982 dürfte nicht die einzige brenzlige Situation in Thomas Borns Leben gewesen sein. Doch hielt ihn die Gewalt nicht davon ab, weiter im kriminellen Geschäft aktiv zu bleiben. Letztendlich waren es die deutschen Behörden, die seiner Kiez-Karriere ein Ende setzten. Im Jahr 1987 wurde er wegen Zuhälterei und Körperverletzung verhaftet und zu einem Gefängnisaufenthalt verurteilt.

Zurück aus dem Knast

Als Karate Tommy 1989 aus dem Gefängnis entlassen wurde, hatte er ursprünglich geplant, sein altes Leben wieder aufzunehmen. Er wollte wieder auf den Kiez und sich sein Geld wiederholen. Gestoppt wurde er durch einen Anruf aus Los Angeles. Der Ex-Bankräuber und Schriftsteller Burkhard Driest hatte von Thomas Born gehört und lud ihn nach Malibu ein. Gemeinsam wollte Driest ein Drehbuch entwickeln. Born entschied sich, das Angebot anzunehmen und verließ Hamburg. Nach seiner Rückkehr blieb er den Medien treu und begann in Theaterstücken, Filmen und Serien aufzutreten. Ganz entkommen konnte er seiner Vergangenheit dabei jedoch nicht. Fast wie im realen Leben spielte er auch in seinem Filmen vor allem Rollen von Gangstern, Bodyguards, Schutzgelderpressern. Dabei hielt er zuletzt von seinen früheren Gewalteskapaden nur noch wenig. In Interviews appellierte Born an die Jugend und rief zum Verzicht von Gewalt auf.

Am 1. Mai endete schließlich das Leben des ehemaligen Karate Tommy. Thomas Born starb im Alter von 63 Jahren an den Folgen eines Herzinfarktes.

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5 Comments

  • Ich möchte einmal eine Lanze brechen
    zu Tommy Born’s Lebenswandel. Es ist sicherlich nicht richtig Gewalt zu propagieren, aber hier sollte man das Gesamtbild betrachten, Gymnasium, Abitur, Polizeidienst, Bundeswehr, Sportliche Erfolge und nach dem Gefängnisaufenthalt Absage von der Gewalt. Selbst in den Medien den Jugendlichen zu zu rufen lasst die Finger von der Gewalt, zieht sich zurück ins Privatleben, kümmert sich aufopferungsvoll um seine eigenen Kinder und den Sohn seiner Lebensgefährten. Sicherlich sind die Taten der früheren Zeiten nicht von der Hand zu weisen aber ganz so schlecht kann so ein Mensch nicht sein. Es ist schade, dass das Leben so kurz war ich glaube wir hätten noch viel gutes gehört .

  • Hallo,
    sicher gab es Auslöser dafür dass Thomas Born zu dem geworden ist was er war. Der Mann fürs Grobe. Ein Schläger eben. Davon gibt es meiner Meinung nach da draußen viel zu viel. Leute die auf dicke Hose machen. Und sonst ? Was erreichen die denn sonst im Leben ? In der Regel nichts. Gar nichts. Trotzdem wird nach dem Tod einer solchen Zwiegestalt sehr schnell glorifiziert. Jemand zu etwas gemacht, was auch nach neutraler Betrachtung etwas zu hoch gegriffen erscheint. Ich bin 1966 geboren und hatte auch in meiner Heimatstadt einiges über das Rotlichtmillieu mitbekommen. Ja, auch bei uns gab es „Karate-Tommy’s“ und „Stefan Hentschels“ die sich um leichte Mädchen um Anteile um Drogen und um was weiß ich noch alles geprügelt hatten, wenns nötig war. Darüber wurde aber meines Wissens hinterher nicht mehr großartig berichtet, obwohl es auch Tote gab. Es wurde im Falle von St. Pauli eben nur aufgeblasen, weile die Reeperbahn war. Und………was bringt uns det ?

    • Hahahaha, nichts erreicht im Leben? Wo hast du den Mist her? Der hat ne ganze Menge erreicht. War Judo- und Karatemeister, war erfolgreicher Geschäftspartner, hat Familie gehabt, ist in der Welt rum gekommen und war Multimillionär. Wenn das bei dir nichts erreicht bedeutet, dann hätte ich gern mal deine Definition von „was erreicht“.

  • Thomas born war ein Mensch der meinen vollen Respekt hat und er möge in Frieden ruhen.Er war ein man Mit Charakter,grossen Herz .Ist man ihm Respektvoll begegnet und hat sich grade gemacht hat er dich mit genausoviel Respekt behandelt .Er liebte seine Familie. Innerhalb ein paar Minuten konnte Tommy direkt aus einem Menschen lesen .Und wusste genau was sein Gegenüber auch schon im leben Durch hatte. Vor einem Freund von mir sagte Tommy noch zu meinem Kumpel .Sei froh das Du so einen guten Freund hast. Das war 2008 .Zwei Monate nach dem er verstorben war waren wie zum Training verabredet .Sei Tot tut mir in der Seele weh .Genau wie wahre alte Haudegen wie Bruce Özbek so enden und vergessen werden. Obwohl diese Menschen noch die wo wirklich wussten was Ehre .Freundschaft bedeutet .

  • Thomas war ein guter Karateka und Freund, freundlich und lustig.
    Wir waren gemeinsam im Karate Nationalkader.
    Ich habe immer gerne mit ihm trainiert.
    War ein toller Kerl.
    Schade, dass er früh sterben musste.
    Ich suche nach Gert Glissmann, leider habe ich den Kontakt verloren.

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