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E-Auto Boom in Europa: VW läuft Tesla den Rang ab

Die Unternehmensberatung AlixPartners hat jüngst einen Automotive-Electrification-Index herausgebracht. Aus diesem geht hervor, welche Unternehmen wie viele E-Autos im vierten Quartal 2020 absetzen konnten. Mit einem durchaus überraschenden Ergebnis: Der Volkswagen-Konzern konnte erstmals mehr elektrische Autos absetzen als der US-amerikanische Konkurrent Tesla. Demnach verkaufte VW in den letzten drei Monaten des Jahres 2020 insgesamt 192.000 E-Autos, Tesla jedoch nur 181.000 Stück. Auf Platz drei und vier liegen mit jeweils etwa 100.000 verkauften Autos die Renault-Nissan-Mitsubishi-Gruppe und Daimler. Eine merkwürdige Tendenz, denn immerhin sind die Wolfsburger den Amerikanern, was Batterietechnik, Elektronik und Software angeht, noch weit hinterher.

Trügerische Zahlen?

Allerdings muss eines ganz klar zur Studie gesagt werden: Zu den E-Autos werden hier auch solche Fahrzeuge gezählt, die über einen Hybrid-Antrieb verfügen, neben einem E-Motor also noch einen Verbrenner haben. Und eben solche Hybrid-Autos bietet Tesla gar nicht erst an. Dadurch bekommen die Verkaufszahlen gleich einen anderen Charakter, denn bei Volkswagen dominieren diese E-Autos mit einem zusätzlichen Verbrenner deutlich.

Normalerweise zählen die Hybrid-Autos auch nicht zu den E-Autos. Denn es gibt einen riesigen Unterschied: Kommt ein E-Auto mit modernster Technik mit einer Aufladung mehrere Kilometer weit, reicht es bei einem hybriden Motor gerade mal zu 30 bis 100 Kilometer, wenn der Fahrer auf den Verbrenner verzichtet. Weltweit gesehen ist Tesla noch immer einsame Spitze: Im vergangenen Jahr konnten die US-Amerikaner Fahrzeuge mit einer Gesamtreichweite von 90 Millionen Elektro-Kilometern an den Mann oder die Frau bringen. Die Bilanz von VW: “Nur” 40 Millionen Kilometer und Platz zwei, gefolgt von BYD aus China, der Renault-Nissan-Mitsubishi-Gruppe und Hyundai. Überraschend ist das Aufholen von VW aber dennoch, schließlich reichte es 2019 nur für den letzten Platz in der Gruppe der Top-Hersteller. Maßgeblich verantwortlich für den steilen Aufstieg ist das neue Elektromodell ID.3.

In Europa ist VW derzeit unschlagbar

Besonders in Europa ist der Vorsprung von VW gegenüber Tesla ordentlich gewachsen. Im vierten Quartal schafften es die Wolfsburger bei der elektrischen Gesamtreichweite auf den ersten Platz. Tesla hingegen kommt nur auf die Hälfte der Reichweite und rutschen gar auf den dritten Platz ab. Und VW läuft wohl nicht in Gefahr, die Spitzenposition so schnell wieder abgeben zu müssen, denn für 2021 wurden weitere, leistungsstarke E-Autos angekündigt. VW profitiert dabei von seinen großen Produktionskapazitäten. Während die Wolfsburger weltweit 125 Werke betreiben, kommt Tesla nur auf vier. Allerdings wollen die US-Amerikaner noch in diesem Jahr aufrüsten: In Austin, Texas und in Grünheide in Deutschland.

Derzeit produziert VW den SUV ID.4 sowie dessen Ableger ID.5. Mit dem ID.4 soll ein Welterfolg gelingen und so zum erfolgreichsten Elektromodell von VW werden. Und auch die Konzerntöchter Audi, Skoda und Seat sind nicht faul und bringen mit dem Audi e-tron GT unter anderem einen Sportwagen mit Elektromotor auf den Markt. Tesla will 2021 den kompakten SUV Model Y auf den Markt bringen und ab Sommer in Grünheide produzieren. Eine überarbeitete Version der Limousine Model S geht ebenfalls an den Start. 2022 schließlich ist der Pick-up Cybertruck an der Reihe und eine Neuauflage des Sportwagens Tesla Roadster ist bereits in Planung. Darauf wetten, dass Tesla hier noch auf die Überholspur kommt, sollte man also besser nicht. Ähnlich wie bei Automatenspielen online gleicht dies einem Glücksspiel.

Was machen die anderen deutschen Hersteller?

Eine berechtigte Frage. Bei Opel gab es im vergangenen Jahr einen Corsa-e zu bestaunen. Ein reines E-Auto mit 136 PS und 260 Nm Drehmoment. Die Reichweite liegt bei 330 Kilometern, was einem Verbrauch von 17 Kilowattstunden auf 100 Kilometern entspricht. Im Kleinwagensegment konnte Opel also punkten, was der ADAC in einem Test auch bestätigte.

Daimler setzt bei seinen Planungen auf größere Fahrzeuge, auch im Elektro-Bereich. Das Flaggschiff ist der EQS, der für das erste Halbjahr 2021 angekündigt wurde. In der zweiten Jahreshälfte soll der EQE folgen, der in Bremen zusammengeschraubt wird. Das dritte neue Modell ist der EQB, ein Kompaktwagen, der in Ungarn und Peking hergestellt werden soll. Daimler hat den Ansatz „Electric first“ und verfolgt nach eigenen Angaben die „konsequente Elektrifizierung aller Modellvarianten und Fahrzeugtypen“. Bis 2025 will der Autobauer 70 Milliarden Euro in Elektrifizierung und Digitalisierung investieren.

Der drittgrößte deutsche Autobauer, BMW, hat bereits 2013 mit dem i3 sein erstes Elektrofahrzeug auf den Markt gebracht. Doch danach wurde es lange sehr still. Inzwischen tut sich wieder was, BMW will auch sein Stück Kuchen von dem E-Auto-Boom abhaben. Bis 2023 sollen 25 elektrifizierte Modelle auf den Markt gebracht werden. Unter anderem folgende:

  • iX3, ein SUV mit 286 PS und 400 Nm
  • i4, ein sportliches Coupé mit 530 PS, der es in vier Sekunden von 0 auf 100 km/h bringt
  • iNext, ein komplett neu entwickeltes SUV mit 308, 522 und 610 PS

Günstig werden die Autos des bayrischen Herstellers wohl nicht.

Die größten Autobauer der Welt

In den Top-10 der weltweit umsatzstärksten Autohersteller ist Deutschland insgesamt dreimal vertreten. Hier die aktuelle Liste, die sich auf die Absatzzahlen des Jahres 2017 beziehen:

  1. Volkswagen mit einem Umsatz von 230,7 Milliarden Euro
  2. Toyota mit einem Umsatz von 210 Milliarden Euro
  3. Daimler mit einem Umsatz von 164 Milliarden Euro
  4. Ford mit einem Umsatz von 127,5 Milliarden Euro
  5. General Motors mit einem Umsatz von 118 Milliarden Euro
  6. Fiat Chrysler mit einem Umsatz von 110,9 Milliarden Euro
  7. Honda Motor mit einem Umsatz von 106 Milliarden Euro
  8. BMW mit einem Umsatz von 98,7 Milliarden Euro
  9. Nissan mit einem Umsatz von 90 Milliarden Euro
  10. Hyundai mit einem Umsatz von 74 Milliarden Euro

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