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Im Interview: Peshmerganor und sein Kampf gegen den Terror

Die Terrororganisation „Islamischer Staat“ hat den Nahen Osten immer noch fest im Griff, bisher gibt es wenig internationale Geschlossenheit was Bodentruppen in Syrien und dem Irak angeht. Mehrere verschiedene Gruppen „kochen dort ihre eigene Suppe“. Die Bundeswehr und andere westliche Staaten unterstützen zum Beispiel die Peschmerga, die Streitkräfte der Autonomen Region Kurdistan – allerdings nur mit Ausrüstung und Ausbildung. Unserem heutiger Interviewpartner „Peshmerganor“ war das nicht genug. Der Norweger beschloss selbst in den Irak zu gehen und die Peschmerga zu unterstützen und den IS zu bekämpfen.

Bild: instagram.com/peshmerganor

Die Peschmerga sicherten im Juni 2014 nach der Flucht irakischer Truppen die Regionen um Kirkuk und nördliche Teile von Mossul vor Angriffen des IS. Unterstützung erhielten sie dabei auch von freiwilligen aus Europa, meist ausgebildete (ehemalige) Soldaten oder Menschen mit kurdischen Wurzeln. Einer von diesen Freiwilligen ist Mike alias „Peshmerganor“. Der Norweger sah es als seine Pflicht sich dort zu engagieren, gerade auch da er selbst kurdische Wurzeln hat.

Im Interview mit uns hat er über seine Beweggründe gesprochen, was er alles erlebt hat und wieso es auch in Europa in den letzten Jahren gefährlicher wurde.

Du hast im Irak gegen den IS gekämpft, als Freiwilliger. Was war deine Motivation dich dem Kampf anzuschließen?
Es war einfach das richtige es zu tun. Ich hatte eine militärische Ausbildung, Einsatzerfahrung und habe kurdische Wurzeln. Ich hatte das Gefühl, es ist meine Pflicht mich am Kampf zu beteiligen.

Was war deine größte Angst während deinem Einsatz?
Verwundet, getötet oder lebendig gefangen genommen zu werden – ich dachte aber nicht viel darüber nach. Ich konnte mir es nicht leisten verängstigt zu sein, man besteht dort nicht sehr lange mit diesen Gedanken im Hinterkopf.

Bild: instagram.com/peshmerganor

Warst du davor schon mal in einem Kampfeinsatz? Und welche militärische Ausbildung hast du?
Ja, ich war mit der norwegischen Armee 2010 und 2011 im Auslandseinsatz in Afghanistan. Ich habe einige Jahre in der norwegischen Eliteeinheit „Telemark Battalion“ gedient und bin somit gut ausgebildet.

Einige Freunde von dir sind immer noch (oder wieder) im Irak und beteiligen sich an den Kämpfen. Wie sehen deine Pläne für die Zukunft aus?
Für die Peshmerga ist der Kampf gegen den Islamischen Staat vorrüber. Der nächste Kampf wird womöglich zwischen den Kurden selbst oder gegen die Shia Milizen (auch als PMU bekannt) sein, daran will ich mich nicht beteiligen. Mein Kampf oder besser gesagt mein Einsatz ist aktuell beendet. Wenn von den Terroristen des IS allerdings wieder Gefahr ausgeht, im Irak oder in Norwegen, werde ich mich natürlich wieder am Kampf dagegen beteiligen. Aktuell nutze ich meine Zeit um ein Buch über meine Erfahrungen zu schreiben.

https://www.instagram.com/p/BNmwxCtAFDy/

Nicht jeder ist selbst in der Lage sich im Kampf den Terroristen zu stellen. Wie kann man dennoch helfen?
Jeder kann sich über die Situation erkundigen, sich zu dem Thema bilden und sein erlerntes Wissen über Soziale Medien oder sonst-wie teilen. Wissen ist Macht. Es gibt auch einige medizinische Hilfsgruppen die im Irak arbeiten und den Kriegsopfern dort helfen. Diese Gruppen nehmen Spenden an.

Was war dein bestes Erlebnis während deines Einsatzes?
Als wir ein christliches Dorf befreit hatten und ich dort den Priester sah wie er die Kirchenglocken der alten Kirche geläutet hat. Ich selbst bin nicht gläubig, bin aber der festen Überzeugung, dass jeder an den Gott oder an die Götter seiner eigenen Wahl glauben dürfen soll.

Wurde dein Leben gefährlicher nach deinem Einsatz im Irak? Und ist es für Norweger rechtlich problematisch sich an einem solchen Kampf zu beteiligen?
Bild: instagram.com/peshmerganorJa ist es. ISIS haben auch in Norwegen Sympathisanten die mich gerne in ihre Finger bekommen würden. Ich hatte bisher einige indirekte Bedrohungen aber nichts ernsteres. In Norwegen es nicht verboten mit den Peshmerga zu kämpfen. Ich könnte mich jedoch nicht anderen kurdischen Gruppen wie der PKK oder YPG anschließen, da diese als terroristische Vereinigung gelten und ich dafür hätte festgenommen werden können.

Das Krieg kein Abenteuer oder Spass ist zeigen die Videos die Peshmerganor auf Instagram postet. Teilweise wurden die Videos auch wegen (vermutlich) Brutalität gesperrt.
https://www.instagram.com/p/BQY0B7wgwZK/

Hast du im Irak auch Deutschen gesehen, die sich den Peschmerga angeschlossen hatten?
Mein Kontakt, der mir half mich meiner dortigen Einheit anzuschließen war ein deutscher Kurde, der auch mit einem kurdischen Regierungsmitglied verwandt ist. Außer diesem Mann, nein.

Hattest du persönlich danach Probleme in Richtung PTSD?
Nein, bis dato geht es mir psychologisch gut. Ich habe einen starken Kopf und Verstand und kann die Sachen die ich gesehen und miterlebt habe recht gut verarbeiten.

Bild: Bild: instagram.com/peshmerganor

In den letzten Jahren wurde die Welt immer unsicherer. Hast du Tipps wie man mit dem Terrorismus und der Gefahr als normaler Bürger umgehen soll?
Das ist eine schwere Frage. Das Leben kann nie 100% sicher sein. Es spielt keine Rolle ob man in Berlin oder Bagdad ist, Terrorismus und Gewalt kann überall vorkommen. Mein bester Rat wäre sich nicht all zu viel Sorgen im täglichen Leben zu machen und die Politiker zu wählen die Ihrer Meinung nach am besten gewappnet sind die Terroristen zu handhaben. Schlussendlich ist es die Aufgabe der Politiker die Sicherheitsbehörden zu schaffen und auszurüsten, die uns beschützen.

https://www.instagram.com/p/BM4TK5YAAIc/

Wie denkst du über die Flüchtlingskrise in Europa? Und wo siehst du die probleme in 5-10 Jahren? Wie wichtig ist es Terrororganisationen wie den IS an der Wurzel zu bekämpfen?
Europa und Deutschland speziell waren zu naiv wenn es ums Thema Flüchtlinge geht. Ja sicher, viele von denen brauchen Hilfe, als ehemaliger Flüchtling bin ich mir dessen sehr bewusst. Aber einfach die Türen aufzumachen ist nicht die richtige Antwort, bald klopft die halbe Welt an die Toren und man kann einfach nicht allen helfen. Ich kenne persönlich viele Peshmerga Kämpfer die den Irak verlassen haben, weil sie nicht genug verdient haben. Die dachten wenn sie Länder wie Deutschland oder Schweden erreichen, bekommen sie ein Apartment und Geld fürs nichts-tun. Das Problem muss dort gelöst werden, wo das Problem besteht – und zwar in Syrien und im Irak. Militärische Intervention um die Quelle der Flüchtlingskrise zu entfernen anstatt sich das Problem ins eigene Land zu holen.

Eine entspannende Frage zum Abschluss, du hast mit deiner Freundin inzwischen drei Hasen. Wie geht es den drei?
Ja meine Freundin hat drei Hasen nach Hause gebracht, denen geht es gut und wir verwöhnen die als wären es unsere eigenen Kinder. Es ist schön Gesellschaft zu haben während meine Freundin arbeiten ist und während ich mein Buch schreibe.

https://www.instagram.com/p/BQg3XYtACsL/

Die Erlebnisse von Peshmerganor im Irak kann man auch auf Instagram verfolgen, mit Bildern und Videos dokumentiert er für die Öffentlichkeit was er während seines Einsatzes erlebt hat – und das oftmals unzensiert. Dort findet ihr auch Informationen zu den Organisationen, die man im Irak unterstützen kann.

Bilder: instagram.com/peshmerganor. Übersetzung: JOKER

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