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Lebensgefährlicher Job: Postbote in Kabul

Postboten in Kabul haben ein aufregendes Leben. Der Konflikt des Staates mit den Taliban ist nach wie vor nicht beendet und sorgt immer wieder für gefahrvolle Situationen. Dass zudem kaum Straßennamen und Hausnummer existieren, erschwert die Aufgabe noch zusätzlich.

Der Beruf des Postboten in Deutschland dürfte wohl nur von den wenigsten Menschen in die Kategorie Gefährlich eingestuft werden. Zugegeben die Arbeit ist alles andere als einfach und man muss sich immer wieder mit Problemen herumschlagen, doch in tatsächliche Lebensgefahr kommen die Postboten in Deutschland eher selten. Ganz anders sieht die Sache jedoch in Kabul, der Hauptstadt Afghanistans aus. Auch mehrere Jahre nach dem Ende des Militäreinsatzes und dem Sieg über die Taliban, schwellt der Konflikt in dem Land immer noch. Die Islamisten verüben immer wieder Anschläge in der Stadt und in Teilen stehen sogar ganze Abschnitte Afghanistans unter ihrer Kontrolle. Für die Post des Landes stellt dies ein nicht zu unterschätzendes Problem da. Dazu kommt, dass die Stadt Kabul selbst faktisch kein funktionierendes Adresssystem hat. Straßennamen oder sogar Namen an der Haustür sind in Afghanistan Utopie. Daher ist es umso überraschender, dass die Post trotzdem regelmäßig ankommt.

Das Chaos in Kabul

Für die gut ausgebildeten Postboten in Deutschland dürfte es vermutlich kaum einen schlimmeren Ort zum Arbeiten geben als Kabul. Während hierzulande jede Straße klar bezeichnet, jedes Haus eine Nummer und in der Regel jeder Nachname am Briefkasten zu finden ist, sieht die Sache in der Hauptstadt Afghanistans vollkommen anders aus. Straßennamen sind auch über 10 Jahre nach dem Sturz der Taliban eher die Ausnahme als die Regel, von Hausnummer möchte man gar nicht erst anfangen. Um die Aufgabe für die Postboten noch schwieriger zu machen, verzichten zudem viele Bewohner auf Namensschilder an der Haustür. Dies ist aufgrund der Geschichte in Kabul alles andere als unlogisch. Auch heute leben viele Menschen noch in Angst vor den Taliban und deren Terror. Dass man es den Terroristen daher nicht einfach macht, und seinen Namen an die Haustür schreibt, ist keine Überraschung.

Dass trotz all dieser Voraussetzungen Briefe und Pakete in Kabul trotzdem regelmäßig ankommen, scheint aus diesen Gründen jedoch wie ein Wunder. Über 5 Millionen Menschen leben mittlerweile in der Stadt. Dazu kommen Randgebiete, in denen Häuser wild und ohne wirkliche Planung gebaut wurden. Trotzdem arbeiten die Postboten der Stadt fast so gut wie die aus Deutschland.

Postbote in Kabul

Handynummer statt Adresse

Trotz mangelndem Straßensystem kennen sich viele Postboten in Kabul so gut aus, dass es typischerweise ausreicht, wenn sich Name sowie Kabul, Afghanistan und der jeweilige Polizeidistrikt auf dem Briefumschlag befinden. In der Regel erreichen viele Briefe, die auf diese Weise gekennzeichnet wurden, auch ihren Empfänger. Wer ganz sicher gehen will, der versieht den Brief zudem mit der Handynummer des Adressanten. Viele Postboten in Kabul greifen zum Handy, wenn sie einen Empfänger trotz längerer Suche nicht ausfindig machen können. Dabei sind viele von ihnen immer noch klassisch mit dem Fahrrad unterwegs. Touren finden zwei Mal am Tag statt, jeweils am Vor- und Nachmittag eines Tages. Am Monatsende kann sich ein Postbote in Kabul über umgerechnet 80 Euro freuen.
Das System funktioniert durchaus gut. Eine Vielzahl der Briefe kommt an. Im Schnitt schicken die meisten Ämter nicht mehr als fünf Briefe am Tag zurück. Dabei ist es sicherlich hilfreich, dass auch die Menschen in Afghanistan zunehmend weniger Briefe verschicken. Das Internet und dabei vor allem E-Mail haben auch hier den Briefverkehr erheblich gemindert. Dabei wissen viele Afghanen jedoch gar nicht, wie günstig die Post des eigenen Landes ist. Vor allem Briefe im Ausland sind über den staatlichen Anbieter erheblich preiswerter als private Dienste. So kostet ein Brief ins Ausland umgerechnet lediglich 40 Cent und damit sogar weniger als das Porto in Deutschland. Für die tatsächliche Ankunft garantiert ein neuer Vertrag Afghanistans mit der Türkei.

postbote-kabul

Postboten leben gefährlich

Neben den schwierigen Arbeitsbedingungen aufgrund des mangelnden Adresssystems leben Postboten in Kabul zudem durchaus gefährlich. Anschläge auf Wagen der staatlichen Post kommen immer wieder vor, wobei die Gefährte dann nicht selten für Autos von Banken gehalten werden. Die Verwechslung dürfte für die Opfer jedoch nur ein geringer Trost sein. Zudem ist Afghanistan immer noch ein Land des Drogenschmuggels. Nicht immer verbirgt sich hinter der scheinbar sauberen Fassade eines Hauses auch wirklich ein legales Unternehmen. Davon lassen sich viele Postboten jedoch nicht abschrecken. Die Briefe werden trotzdem überbracht, wenn der Adressat ausfindig gemacht wurde.

Die Grenze zieht die afghanische Post jedoch bei den Gebieten des Landes, die von den Taliban kontrolliert werden. Hier werden die Postboten als Mitarbeiter der Regierung angesehen und müssen mit einer sofortigen Exekution rechnen. Dies hält die Post allerdings nicht davon ab, trotzdem Briefe in die betroffenen Regionen zu liefern. Dazu werden private Vertragsarbeiter eingesetzt, die sich in den Gebieten vergleichsweise sicher bewegen können.

Kabul: Blick vom TV Hill -> NO

Als Postbote der Bundeswehr

Wie gefährlich es in Afghanistan werden kann, haben in den vergangenen Jahren auch einige Beamte der Deutschen Post erfahren dürfen. Während des Einsatzes der internationalen Schutztruppe Isaf unterhielt die Post ein Feldpostamt in Afghanistan. Zu den Aufgaben der Beamten gehörte es, dass man einmal in der Woche die Post in die verschiedenen Lager der Schutztruppe brachte. Schussweste, Schutzbrille, Handschuhe und Ohrstöpsel gehörten dabei zur Standardausrüstung, bevor es in einem gepanzerten Wagen quer durch Kabul ging. Da die internationalen Militärkonvois zu den bevorzugten Zielen von Attentätern gehörten, waren diese Fahrten oftmals ein gefährliches Unterfangen. Vor allem in den engen und dicht befahrenen Straßen von Kabul hat sich vermutlich so mancher Postbeamter die Idylle der deutschen Kleinstadt zurückgewünscht.

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