Der Mars ist der nächste Nachbar unseres Planeten und der Erde im Grunde genommen relativ ähnlich. Ein wenig kleiner, oberflächenmäßig etwas zerklüfteter und mit mehr Monden ausgestattet als unsere Erde, ist der Mars seit jeher Objekt der Begierde des Menschen. Zahlreichen Fantasien ranken sich um den roten Planeten und unbemannte Marsmissionen, die unseren Nachbarn erforschen sollen, sind mittlerweile nichts Ungewöhnliches mehr. Etwas ganz anderes jedoch ist das Mars-One-Projekt, das vom niederländischen Unternehmer Bas Lansdorp ins Leben gerufen wurde.
Mars Kolonien im Jahr 2023
Beim umstrittenen Mars-One-Projekt geht es im Grunde genommen um die Errichtung einer Kolonie auf dem Mars ab dem Jahr 2023. Der Clou: Die Missionsteilnehmer bestehen aus freiwilligen Normalsterblichen wie Du und ich, und jeder kann sich bewerben. Seit April läuft das Bewerbungsverfahren und bereits mehr als 200.000 Leute haben daran teilgenommen. In einem knallharten Auswahlverfahren, das auf psychisches und physisches Training setzt, sollen anschließend 40 Kandidaten ausgewählt werden, die ab dem Jahr 2023 in einem regelmäßigen Rhythmus immer in Vierer-Gruppen auf dem Mars abgesetzt werden.
One-Way-Ticket zum Mars
Der Haken an der Sache ist, dass ein Hinflug zum Mars zwar inklusive, ein Rückflug allerdings nicht vorgesehen ist. Die freiwilligen Marsbewohner in spe werden lediglich auf dem roten Planeten abgesetzt und dort belassen. Ein Rückflug wäre nämlich aus Kostengründen nicht zu realisieren. Ohnehin werden die Kosten des Mars-One-Projekts astronomische Höhen annehmen, die Bas Lansdrop jedoch mithilfe einer äußerst geschickten aber fragwürdigen Marketingstrategie zu sichern gedenkt: Der Verkauf an Fernsehrechten für das Projekt. Mithilfe von Videoübertragung sollen die Erdbewohner nämlich über die Marsmission auf dem Laufenden gehalten werden. Wie überstehen die Freiwilligen die Reise zu ihrem neuen Zuhause, wie richten sie sich dort oben häuslich ein und wie sieht eigentlich ein ganz normaler Tagesablauf auf dem Mars aus? Die Antworten auf diese Fragen können sich die Zuschauer selbst geben, wenn sie nur ihren Fernseher einschalten und die Neu-Marsianer bei ihren täglichen Geschäften beobachten.
[imagebrowser id=18]Viele Fragezeichen
So innovativ und reizvoll das Mars-One-Projekt sich auf den ersten Blick auch darstellt, bleibt man als kritikfähiger Interessent doch mit allerlei Fragezeichen zurück: Ist eine derartige Ausstrahlung im Fernsehen moralisch überhaupt vertretbar? Was passiert, wenn die Mission schiefläuft, der Aufbau der Kolonie misslingt oder die psychische Verfassung der Teilnehmer aus dem Ruder läuft? Müssen wir den All-Reisenden dann beim Leiden oder sogar beim Sterben zusehen? Und wie soll es überhaupt gelingen, die Freiwilligen angemessen auf dem Mars abzusetzen? Immerhin dauert eine Reise zum roten Planeten momentan 500 Tage, ein Zeitraum, bei dem die Muskelmasse der Reisenden aufgrund der Schwerlosigkeit um ein Vielfaches reduziert würde. Werden die Teilnehmer nach ihrer Landung überhaupt noch fähig sein, den Mars zu besiedeln?
Doch all diese Kritikpunkte und Unklarheiten scheinen die Menschen nicht abzuschrecken, sich für die Mission zu bewerben. Es wird wohl daran liegen, dass es den Menschen schon immer dazu getrieben hat, fremde Welten zu erobern und sich zu eigen zu machen. Verluste waren und sind dabei zweitrangig.
Rösler hat doch jetzt Zeit!