Was im ersten Augenblick nach einem professionellen Werbevideo aussieht, ist in Wirklichkeit tragische Realität. Ein 22-jähriger Amerikaner namens Matthew Cordle gesteht der ganzen Welt auf YouTube, dass er das Leben eines Menschen auf dem Gewissen hat. Der Auftakt einer leidenschaftlichen Diskussion über Schuld, Sühne und willkürliche Gesetzgebungen.
Die verhängnisvolle Fahrt von Matthew Cordle
Nach einer durchzechten Nacht mit seinen Freunden, setzt sich Matthew Cordle am frühen Samstagmorgen des 22. Juni betrunken hinter das Steuer seines Trucks und macht sich auf den Weg nach Hause. Er nimmt die falsche Auffahrt auf die Schnellstraße und verwandelt sich dadurch ungewollt in einen Geisterfahrer. Matthew Cordle verursacht so einen Unfall, bei dem der 61-jähigre Vincent Canzani ums Leben kommt. Das alles hat die Öffentlichkeit nicht etwa aus einem Polizeibericht oder während einer Anklageverlesung, sondern von Matthew Cordle selbst erfahren, der sein Geständnis reumütig in einem professionell produzierten Video auf YouTube hochlädt.
Cordle will andere Menschen zum umdenken bewegen
Der Unfall ereignete sich im Bundesstaat Ohio, bei dem die Gesetze bezüglich Trunkenheit am Steuer nicht ganz eindeutig sind. Wer vor Gericht gestellt wird, hat gute Chancen mit einem blauen Auge davonzukommen, solange man nur alles Geschehene leugnet. Auch Matthew Cordle erhielt von seinen Anwälten den Rat alles zu leugnen, da ihm ansonsten bis zu acht Jahre Haft drohen würden. Aber Cordle will nicht leugnen. Er will nicht ungestraft davonkommen, denn er weiß, dass er einen Fehler gemacht hat und will dafür geradestehen. Und vor allen Dingen will er seine Situation dafür nutzen, andere zu warnen. Cordle ist klar, dass sein öffentliches Geständnis im Internet den Anklägern alle notwendigen Unterlagen in die Hände spielt und er weiß auch, dass seine Chancen, ins Gefängnis zu kommen, hoch sind. Vor allen Dingen aber weiß er, dass er es verdient hat. Er hat das Leben eines unschuldigen Menschen auf dem Gewissen und dass nur, weil er zu unvernünftig gewesen ist und sich betrunken hinter das Steuer seines Wagens gesetzt hat. In seinem Video appelliert er an die Menschen, es ihm nicht gleichzutun: Denkt nicht, dass es ja nur ein paar Kilometer sind oder dass Ihr gar nicht so betrunken seid oder dass Ihr das schon tausende Male gemacht habt und Euch so etwas nicht passiert. Mir ist es passiert.
Es sind diese Worte, die eine heiße Diskussion auslösen. Die Kommentare zum Video überschlagen sich: Während einige Personen sich respektvoll gegenüber Cordles Mut und Courage zeigen, halten andere das Video für eine billige Methode, das eigene Gewissen zu erleichtern. Wie genau man Matthew Cordles Botschaft bewerten möchte, steht natürlich jedem frei, ein mutiger Schritt bleibt es aber allemal.
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