Wie Soldaten vor Einsätzen und zur Trauma-Bewältigung mit Kriegsspielen trainieren Mentertainment

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Eine Randerscheinung von Kriegen sind schon immer die bekannten Computer-Kriegsspiele. Jedoch haben diese mittlerweile eine völlig neue Qualität, was sie dem Zeitalter der ultra-realistische Videospiele zu verdanken haben. Die daraus resultierenden Militär-Simulationen macht sich die US-Armee schon seit Jahren zu Nutzen: Sie bereiten so ihre Soldaten auf Kriegseinsätze vor und helfen ihnen damit, ihre Traumata zu bewältigen.

Mit dieser Praxis beschäftigt sich momentan auch der deutsche Dokumentar-Filmemacher Harun Farocki. In seiner Ausstellung „Ernste Spiele“, die noch bis zum 13. Juli in Berlin, im „Hamburger Bahnhof“, Museum für Gegenwart zu sehen ist, zeigt er genau diese Praxen der US-Armee in verschiedenen Video-Installationen. Die Filme sind zwischen 2009 und 2010 in Trainingslagern der US-Armee entstanden.

Die US-Armee verfolgt drei grundlegende Varianten, wie sie die Videospiele für sich nutzt: Anwerben von Rekruten, Simulation von Einsätzen, Behandlung von Trauma-Patienten.

Farocki zeigt in seinem Film „Watson ist hin“, wie US-Rekruten das Fahren von Panzern für ihren Einsatz üben. Sie müssen in der Simulation am Computer Minen umfahren und feindliche Stellungen beschießen. Jedoch unterscheiden sich die ultra-realistische Videospiele hier deutlich von den bekannten Shooter Spielen, wie beispielsweise „Call of Duty“. Shooter Games dienen lediglich der Unterhaltung, anders die Videospiele der US-Armee. In den Simulationen ist der Bildschirmtod vergleichsweise unspektakulär, hat jedoch eine endgültige Wirkung. Ein Schuss der zum Tod führt und das Spiel des virtuellen Soldats ist endgültig beendet.

Wie Soldaten vor Einsätzen und zur Trauma-Bewältigung mit Kriegsspielen trainieren

Ein Spiel kann die Realität nicht ersetzen

Aber trotz der sehr realistischen Simulation können diese Videospiele die Soldaten keinesfalls auf die wirklichen Schrecken, die sie bei einem Militäreinsatz erwarten, vorbereiten. So sagt auch Farocki, dass man die Realität des Krieges nicht simulieren kann.

Aber trotzdem haben sie auch ihre guten Seiten. In einem anderen Video ist zu sehen, wie die Videospiele als Therapie eingesetzt werden. Sie sollen Soldaten bei ihrer Trauma-Bewältigung helfen. In einer virtuellen Nachbildung erlebt der Soldat das Geschehen erneut und soll anschließend davon berichten. Dies soll dabei helfen, dass sie besser mit ihren Ängsten umgehen können. Auch schaffen es solche Videospiele, körperliche Scherzen zu lindern. So berichten beispielsweise Brandopfer, dass sie deutlich geringere Schmerzen hatten, nachdem sie virtuell durch eine Eiswelt gelaufen sind.

Außerdem beschäftigt sich Farocki in seiner Ausstellung mit den verwischenden Grenzen zwischen Realität und Simulation. Denn während Soldaten ihren Einsatz per Simulation ihren Kriegseinsatz trainieren, wird der Einsatz von Waffen immer virtueller. Dies verdeutlicht Farocki, indem er reale Kriegsszenen direkt neben Bildern aus Computer-Spielen stellt.

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