Der extreme Klettertripp von Stefan Glowacz auf Baffin Island Sport

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Wenn Extremkletterer Stefan Glowacz auf Tour geht, dann hat dies nichts mit Urlaub zu tun, wie ihn sich normale Menschen vorstellen. Bei seinem letzten Trip verschlug es ihn auf die Baffininsel, die mitten zwischen Kanada und Grönland liegt.


Die Baffininsel ist fünfgrößte Insel der Welt und gleichzeitig eine der menschenfeindlichsten Regionen der Erde. Temperaturen in tiefen Minusbereichen, praktisch keine Zivilisation und jede Menge Eis und Schnee sorgen dafür, dass der Ort alles andere als einladend ist. Gerade Kletterer und Abenteurer wie Stefan Glowacz finden hier natürlich ideales Gelände vor. Die Landschaft und die Temperaturen treiben den Menschen an seine Grenzen und machen das Erlebnis dadurch nur noch intensiver.

Bild: Klaus Fengler/Red Bull Content Pool

Vom letzten Zivilisationspunkt aus galt es für das Team um den Extremkletterer, insgesamt rund 350 Kilometer zu überwinden. Ohne technische Hilfsmittel kämpfte sich die Gruppe zum Beginn der Schneeschmelze durch das Terrain, wobei es sich dabei nur um den Prolog handelte. Nach 175 Kilometern wurde im Anschluss auch noch eine Steilwand erklommen und man musste ja auch wieder zurück.

Bereits der dritte Besuch

Die Baffininsel war für Stefan Glowacz grundsätzlich kein neues Terrain. Schon zwei Mal hatte er eine Expedition in das Gelände unternommen. Im Jahr 1999 wäre er im eiskalten Wasser sogar fast gestorben. Damit die Tour dieses Mal besser klappte, verlegte das Team den Trip in den Sommer. Dies brachte neben wärmeren Temperaturen auch den Vorteil mit sich, dass die Tage viel länger und damit viel Tageslicht vorhanden war. Selbst um Mitternacht war es auf der Baffininsel noch hell genug, um unterwegs sein zu können.

Bild: Klaus Fengler/Red Bull Content Pool

Allerdings sorgte der Termin auch für mehr Gefahr. Glowacz wusste schon im Vorfeld, dass sie mitten in die Schneeschmelze hineingeraten würden. In dieser Zeit bricht das Eis auf der Insel auf, was das Gelände für Wanderer ziemlich gefährlich macht. Das Team musste aus diesem Grund seine Reiseroute ständig abwägen. Versucht man schnell eine Eisfläche zu überqueren und begibt sich dabei in Gefahr oder bleibt man an Land und nimmt dafür den längeren Weg in Kauf? Als Hilfsmittel konnten sie sich dabei aber zumindest auf ihren Spezialschlitten verlassen. Die Sonderanfertigung konnte als Rikscha, als Raft-Kanu oder als Schlafplattform in der Wand fungieren. Das gute Stück war allerdings auch alles andere als günstig. Knapp 70.000 Euro kostete der Spezialschlitten.

Das Klettern beginnt

Die Vorbereitungen von Stefan Glowacz und seinem Team zahlten sich aus. Die Gruppe erreichte die Kletterwand wie geplant. Dort mussten sie allerdings feststellen, dass die Wand wohl schon einmal bestiegen wurde. Anhand von Begehungsspuren wurde schnell klar, dass es zumindest keine Erstbesteigung werden würde.

Bild: Klaus Fengler/Red Bull Content Pool

Um sich die Sache nicht zu einfach zu machen, wählte das Kletterteam allerdings zumindest eine neue Strecke. Wer so weit kommt, will schließlich nicht einfach nur die Wege anderer Menschen beschreiten. Kurz vor dem Gipfel zeigte die Wand dann allerdings, warum das Klettern so gefährlich sein kann. Ein Steinschlag traf die Gruppe und dabei besonders Stefan Glowacz. Im Anschluss hatte der Extremkletterer so einige Schwierigkeiten, mit den Händen noch zuzugreifen. Aus diesem Grund übernahm sein Kollege Robert Jasper die Führung. Nach oben schafften sie es dann schließlich trotzdem alle.

Seit 20 Jahren aktiv

Auch wenn Stefan Glowacz seit 20 Jahren in der Kletterszene aktiv ist und schon viele Orte bereist hat, war die Tour auf die Baffininsel auch für ihn keine alltägliche Sache. Um eine solche Tour absolvieren zu können, liegen Monate mitunter sogar Jahre an Vorbereitungen hinter einem. Dies kann sich auch auf die Psyche auswirken. Viele Abenteurer fallen nach solchen Aktionen erst einmal in ein Loch.

Bild: Klaus Fengler/Red Bull Content Pool

Auch Stefan Glowacz hatte dies einmal, als er nach einem Trip, der eine Vorbereitungszeit von drei Jahren hatte, wieder nach Hause kam. Plötzlich fehlte ihm etwas und er wurde frustriert. Mit der Rückkehr ins Training, neuen Zielen und der Planung des nächsten Trips ging es aber schon bald wieder aufwärts. Für Kletterer gibt es immer das nächste Ziel. Stefan Glowacz ist hier allerdings mittlerweile etwas vorsichtiger geworden. Mit 51 Jahren hat er seine Free-Kletter-Zeit mittlerweile doch hinter sich gelassen. Das Klettern ohne Seil überlässt er heute den jüngeren Kollegen. Langeweile kommt bei Touren wie auf die Baffininsel aber trotzdem keine auf.

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