Tragödie am Mount Manaslu Mentertainment

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23. September, 4.30 Uhr morgens, Mount Manaslu, Himalaya: Wind pfeift um die Zelte einer Bergsteiger-Expedition. Die Männer in ihren Zelten horchen auf, das ist nicht der Wind, der schon in der Nacht an ihren Zelten gerüttelt hatte. Dieser Wind ist bedrohlicher und gefährlicher. Es ist die Druckwelle einer Lawine, die unaufhaltsam den Berg hinunterwalzt. Dann hören die Männer das Grollen, das immer lauter und dröhnender wird, und beide ahnen, dass nicht alle aus ihrem Team die Nacht überleben werden.

Der Mount Manaslu – Ein riskanter Aufstieg

Der Name des Berges Manaslu entstammt dem Sanskrit und lässt sich wohl am ehesten mit Berg der Seele übersetzen. Er gehört zu einem der vierzehn weltweit existierenden Achttausendern und ist 8163 Meter hoch. Der Mount Manaslu ist der achthöchste Berg der Erde und für seine Tücke bei Bergsteigern bekannt. Zahlreiche heftige und unvorhersehbare Wetterumschwünge machen es selbst hochdekorierten Bergsteiger-Profis schwer, sich auf die Verhältnisse einzustellen und den Berg unbeschadet zu bewältigen. Nichtsdestotrotz versuchen sich jährlich immer wieder zahlreiche Amateure und Berufsbergsteiger an diesem steinernen Riesen. Schon viele mussten dabei ihr Leben lassen, aber die Faszination Manaslu bleibt bis heute ungebrochen. Im Jahr 2012 stellte der deutsche Extrem-Bergsteiger Benedikt Böhm einen neuen Weltrekord auf, indem er den Manaslu ohne Sauerstoff bestieg und anschließend auf Skiern wieder zum Basislager zurückfuhr. Das alles gelang ihm innerhalb von 24 Stunden. Vorab jedoch wurde Böhm Zeuge einer Katastrophe, die ihn um ein Haar selbst das Leben gekostet hätte.

Die Vorgeschichte

Im September 2012 befinden sich mehrere Teams auf dem Weg zum Gipfel des Mount Manaslu. Zwei dieser Teams sind für die folgenden Ereignisse von besonderer Relevanz und in eben diesen beiden Teams finden sich zwei prominente Mitglieder. Der eine ist Glen Plake, ein amerikanischer Freestyle-Skifahrer, der andere ist Benedikt Böhm, ein Extremskibergsteiger. Obwohl sie in  unterschiedlichen Teams arbeiten, haben beide dasselbe Ziel: Den Gipfel des Mount Manaslu erobern und anschließend ohne Sauerstoff und auf Skiern heil wieder herunterkommen. Während Plake sich dabei an die traditionelle Route halten will, wollen Böhm und sein Team eine Blitz-Besteigung durchführen und bereits beim Aufstieg auf Sauerstoff verzichten. Beide Männer treffen sich am 9.September im Basislager, in gut 5.000 Metern Höhe. Sie verstehen sich gut miteinander, Plake ist Böhms Kindheitsidol. Die beiden sehen sich nicht als Konkurrenten, ihre Vorgehensweisen sind zu unterschiedlich, als dass sie sich gegenseitig in die Quere kommen könnten. In den nächsten Tagen unternehmen sie immer wieder kurze Ausflüge in die höher gelegenen Regionen. Diese Trips dienen der Akklimatisierung, ihre Lungen müssen sich an die dünne Luft gewöhnen. Am 22. September dann folgt der Aufstieg. Die Gruppen marschieren getrennt voneinander und diese Tatsache wird ihnen letztendlich wohl das Leben retten.

Sturm am Manaslu: Drama auf dem Dach der Welt

Sturm am Manaslu: Drama auf dem Dach der Welt Am 25. April 1972 beginnen Messner und Franz Jäger vom Lager IV auf 7400 Meter Höhe den Aufstieg zum Gipfel – bei gutem Wetter. Nach etwa drei Stunden entschließt sich Jäger, zum Lager IV zurückzukehren. Messner geht allein weiter und erreicht den Gipfel, seinen zweiten Achttausender. Doch beim Abstieg schlägt plötzlich das Wetter um, die Sicht wird schlecht, ein Schneesturm zieht auf. Es beginnt ein dramatischer Wettlauf um Leben und Tod der Mannschaft und mit ihm eine der tragischsten Geschichten des Höhenbergsteigens im Himalaja. Das Buch gibt es bei Amazon.de

Die Nacht des Unglücks

Benedikt Böhm und sein Team schlagen ihr Lager nicht am eigentlich für das Lager 2 vorgesehenen Ort auf. Die Stelle erscheint ihnen zu ungeschützt, sie verlegen ihre Zelte ein Stück weiter abseits und wollen dort übernachten. Glen Plake und sein Team dagegen befinden sich bereits ungefähr 500 Meter weiter in Richtung Gipfel und campieren dort ein wenig abseits von Lager 3. Er und sein Teamkollege Costa liegen in ihren Zelten, als sie den Wind hören. Sie wissen, was das bedeutet und haben doch keine Chance zu entkommen. Innerhalb von Sekunden rast die Druckwelle der Lawine mit ihrer zerstörerischen Gewalt den Abhang hinunter und reißt das Zelt mit den beiden Männern darin mit sich. Costa wird dabei anscheinend aus dem Zelt geschleudert, seine Leiche wird bis heute nicht gefunden werden. Plake kommt relativ glimpflich davon. Er schlägt zweimal hart auf, verliert ein paar Zähne, bleibt aber bei Bewusstsein. Als er sich aus seinem Zelt wühlt, wird ihm klar wie viel Glück er gehabt hat. Aber es ist noch nicht vorbei. Die Druckwelle der Lawine hat ihn in eine Gletschermulde gerissen, der Boden um ihn herum ist porös und instabil, jederzeit könnte er in eine Gletscherspalte fallen und dann wäre es um ihn geschehen. Vorsichtig, auf dem Bauch liegend und mit ausgebreiteten Armen und Beinen schiebt er sich vorwärts, ruft nach seinen Teamkollegen, erhält jedoch keine Antwort.

Die Rettung

Während Plake versucht sich aus der Gletschermulde hervorzuarbeiten, sind Böhm und sein Team bereits am Unglücksort eingetroffen. Gleich nachdem sie das Grollen der Lawine vernommen hatten, haben sie sich auf den Weg gemacht, um zu helfen. Nun bergen sie Verletzte, versorgen Wunden, graben Ausrüstung und Verschüttete aus, fordern Rettungshubschrauber an. Gegen 7 Uhr morgens dann, macht Böhm sich auf den Weg den Hang hinauf. Das Camp wurde durch die Lawine mehrere hundert Meter in die Tiefe gerissen, es ist gut möglich, dass sich weiter oben noch Verletzte befinden, die auf Hilfe warten. Zur gleichen Zeit kämpft sich Plake aus der Gletschermulde und lässt sich auf einem Brocken Gletschereis nieder. Er ist am Ende seiner Kräfte, spürt seinen Körper nicht mehr. Um festzustellen, wie schlimm seine Verletzungen sind, schießt er ein Foto von sich und ist erleichtert. Er muss einen Schutzengel gehabt haben. Dann sieht er plötzlich Böhm, der auf seinen Skiern noch immer den Hang absucht. Die beiden Männer fallen sich unter Tränen in die Arme.
Die Bilanz dieser schrecklichen Tragödie: Elf Tote und mehr als ein Dutzend Verletzte. Trotzdem entscheidet Böhm sich dazu, den geplanten Aufstieg zu wagen. Er will mit dem Manaslu abschließend, die Ereignisse hinter sich lassen, um anschließend woanders weitermachen zu können. Es wird ein Aufstieg, der ihm einen Weltrekord einbringt und ihn an seine Grenzen treibt. Aber auch ein Erlebnis, dass ihm dabei hilft mit den Geschehnissen am Mount Manaslu abzuschließen.

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