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Apnoetauchen: Mit Guillaume Néry in die Tiefe der Meere

Wenn Guillaume Néry ins Wasser steigt, freut er sich jedes Mal auf den „freien Fall“ in die Tiefe. Dieses Gefühl in 20 bis 30 Metern Tiefe, wenn der Druck auf den Körper so groß ist, das Lungenvolumen in der Lunge so gering, dass er sich einfach zu Boden sinken lassen kann. Dann fühlt er sich „als Teil des Ozeans.“

Guillaume Néry braucht dafür keine Geräte, sein einziges „Werkzeug“ dabei ist sein Körper, der französische Taucher ist nämlich einer der erfolgreichsten Apnoe Taucher der Welt. Seine Erfolge: Mit 20 Jahren, als bislang jüngster Taucher stellt er einen Weltrekord auf 87 Meter Tiefe mit nur einem Atemzug und nur einer Flosse. Das hat vor ihm noch niemand geschafft. Inzwischen ist Néry 31 Jahre alt und hat drei weitere Rekorde aufgestellt. Sein persönlicher Rekord liegt derzeit bei 125 Metern, drei Meter weniger als der aktuelle Tauchrekord. Mit seinem Training kann er die Luft sieben bis acht Minuten anhalten.

Was Taucher wie er im Meer treiben, ist für die meisten Menschen ein fast irreales Abenteuer, eine das Mögliche übersteigende Vorstellung. Normale Menschen fragen sich „Wie kann man solche Tiefen aushalten?“, „Woher nimmt er den Mut?“ oder „Wieso nimmt er ein solches Risiko in kauf?“.

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Bild: guillaumenery.fr

Der Sprung ins Nichts machte ihn berühmt

Der Kurzfilm „Free Fall“, den Nérys Frau Julie Gautier 2010 mit ihm drehte und dann ins Internet stellte, ist bislang mehr als 17 Millionen Mal aufgerufen worden. Es machte Néry erst richtig bekannt. Im Video springt der Taucher in ein fast schwarzes Loch. Für manche Menschen könnte das eine Szene aus einem Alptraum sein, für Néry ist es ein Vergnügen.

Viel Training gegen Ohnmacht, Halluzinationen und den Tod

Mit 14 Jahren hat Néry angefangen seinen Körper für solche extremen Tauchgänge zu trainieren. Er schwimmt, fährt Rad, läuft und betreibt Krafttraining. Aber auch die Psyche spielt dabei eine große Rolle. Néry weiß, wer zu schnell zu viel will, riskiert sein Leben. Immer wieder kommt es zu Todesfällen beim Apnoetauchen. Auch Néry wurde unter Wasser schon ohnmächtig

„Um seine Kraft unter Wasser effizient einsetzen zu können, muss man selbstbewusst und dafür wiederum entspannt sein“, sagt er. Nur durch richtiges Training und die richtige Atemtechnik sei das überhaupt möglich. Wer kämpft, Stress erlebt, hat verloren, sagt Néry. Er habe selbst lange gebraucht, um das zu lernen.

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Von seinem Sport kann er heute indirekt leben. Auf Konferenzen und Seminaren spricht er über seine Erfahrungen, berät Mitarbeiter wie sie im richtigen Moment Leistung abrufen können. Auch für Werbespots und Fotoshootings kann man Néry buchen. Mit seiner Frau, die ebenfalls Apnoetaucherin ist, hat er eine eigene Produktionsfirma gegründet. Zusammen drehen sie auch eigene Filme, wie den aktuellen Film „Narcose“. Der Film ist ein Einblick in die Halluzinationen, die Extremtaucher in der Tiefe haben können.

Vertrauen, Familie und die „Obsession“

Néry lebt in Nizza, wo er geboren und aufgewachsen ist, studiert und gearbeitet hat. Seit 2005 hat er sein Leben komplett auf das Tauchen ausgerichtet. den ersten großen Sponsor fand er dann auch 2006, der auch heute noch mit ihm zusammenarbeitet.

Ein gutes Team, das einen begleitet und berät senkt das Risiko, dachte Néry noch im vergangenen Jahr. Dann starb im November ein Apnoetaucher bei einem Wettbewerb vor den Bahamas, und Néry kam ins zweifeln. Denn er ist nicht mehr nur für sich selbst verantwortlich, er ist inzwischen Vater einer zweijährigen Tochter. Die Zweifel sind inzwischen wieder verflogen, er ist wieder ganz der „Sucht“ verfallen.

Im nächsten Jahr will Néry zurückkommen und wieder ganz tief tauchen. Einmal mehr die Unendlichkeit erleben, wie er es nennt. „Es gibt unter Wasser keine Grenzen“, sagt er.

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