Weg von der Massenware hin zum Qualitätsbier. Ein Trend, der in den USA bereits in den 70er Jahren begann, hat nun auch Deutschland erreicht. Das sogenannte Craft Beer erfreut sich immer größerer Beliebtheit.
Ein Biertrend, der seine Herkunft in den USA hat, dürfte bei vielen deutschen Bierkennern zunächst einmal für hochgezogene Augenbrauen sorgen. So ist das Land der Amerikaner durchaus bekannt dafür, sich im Fast Food und der Unterhaltungsindustrie auszukennen, als Bierparadies dürften es jedoch nur die wenigsten bezeichnen. Selbst die Einheimischen haben selten eine gute Meinung von den Massenbieren in den USA, weshalb sich seit den 80er Jahren immer mehr kleine Mikro-Brauereiein entwickelten. Diese brauten nicht für den Massengeschmack, sondern versuchten, hochwertige Biere zu entwickeln. Die Rechnung ging vielfach auf und mittlerweile machen das sogenannte Craft Beer über 11 Prozent des jährlichen Absatzes aus. Darüber hinaus hatte der Erfolg des Konzeptes zufolge, dass sich auch in anderen Ländern Brauer für das Craft Beer zu interessieren begannen. In Belgien, Skandinavien und Italien entwickelten sich in den vergangenen Jahren ebenfalls eigene Szenen und widmeten sich neuen und hochwertig gebrauten Bieren.
Die deutsche Brauereiszene tat sich mit dem neuen Konzept dagegen zunächst schwer. Dies lag vor allem daran, dass es in Deutschland bereits schon viele kleine, regional agierende Brauereien gibt. Allerdings agieren diese in der Regel meist sehr traditionell und wenig innovativ. So bot für kreative Bierbrauer und deren Craft Beer auch in Deutschland eine Marktlücke, die nun zunehmend geschlossen wird.
Qualität statt Massenware
Der typische deutsche Biertrinker kennt in der Regel zwischen vier und sechs verschiedene Biersorten. Pils, Hefe oder Starkbier sind praktisch jedem ein Begriff, und doch ist dies noch lange nicht das Ende der Fahnenstange. Über 100 verschiedene Bierstile sind mittlerweile weltweit bekannt. Einen großen Einfluss auf die wachsende Zahl hat das Craft Beer.
Wer sich mit der Herstellung von Qualitätsbier beschäftigt, dem geht es vor allem um hochwertige Zutaten und innovative Geschmacksrichtungen. Während Großbrauereien immer wieder nur Varianten derselben Ursprungsformel herausbringen, suchen die kleinen Mirko-Brauereien nach neuen Ansätzen. Die Menge des produzierten Craft Beeres und die hohe Qualität der Zutaten führen dabei in der Regel dazu, dass Craft Beer erheblich teurer ist als normale Biersorten. Gleichzeitig gibt der hohe Preis dem Bier aber auch den Status von etwas Besonderem. Wer Craft Beer bestellt, kann sein Getränk im Restaurant schon einmal in einem Whiskeyglas erhalten.
Darüber hinaus sprechen viele der Sorten auch verstärkt Frauen an. Das Bier als nahezu reines Männergetränk scheint mit der größeren Varianz vor einem Ende zu stehen. Immer mehr Frauen entdecken, welche Möglichkeiten im Bier stecken und wissen diese zu schätzen.
Erlaubt ist, was schmeckt
Einer der großen Definitionspunkte des Craft Beers ist die Tatsache, dass es keine Regeln bei der Herstellung gibt. Niemand muss sich an Braugesetze oder ähnliche Rezepte halten. Lediglich die deutschen Hygienebestimmungen sollten befolgt werden. Ansonsten stehen jedem Brauer das Vorgehen und die Zutaten vollkommen frei. Gebraut wird was einem selbst oder den Kunden schmeckt. Interessant wird es vor allem immer dann, wenn der Braumeister einen unkonventionellen Weg geht. Sehr beliebt ist es zum Beispiel, Biere ähnlich wie Rum oder Cognac in Fässern reifen zu lassen. Gerade wenn dazu ehemalige Whisky- oder Cognac-Eichenfässer genutzt werden, erhalten die entstandenen Biersorten meist eine besondere Note, die schon fast in eine fruchtige Richtung geht.
Neben neuen Möglichkeiten arbeiten viele zudem an der Verbesserung bereits bekannter Sorten. Sehr im Trend befindet sich zurzeit beispielsweise das Sauerbier. Ganz ohne süßen Sirup hergestellt, findet der saure Biergenuss immer größeren Absatz. Dass gerade ein saures Bier nicht jedermanns Geschmack ist, zeigt erneut, wie vielfältig Craft Beer sein kann. Es geht nicht darum, dass das Bier am Ende allen Menschen schmeckt. Daher lässt sich auch kein typischer Craf-Beer-Geschmack bestimmen. Stattdessen gibt es unzählig viele Sorten und Geschmacksrichtungen, sodass vermutlich für jeden etwas dabei sein sollte.
Unternehmen werden aufmerksam
Der Erfolg des Craft Beers ist in Deutschland vielen großen Brauereien nicht verborgen geblieben. Während die großen Unternehmen in den Vereinigten Staaten den Trend verpasst haben oder kein Interesse an kleinen Absatzmengen mit dementsprechend kleinen Gewinnmargen zeigten, sieht dies hierzulande etwas anders aus. So entstehen aktuell nicht nur in vielen Städten Deutschland neue Mikro-Brauereien, es begeben sich auch immer etablierte Unternehmen auf den Markt. Viele der kleinen Brauerein bringen jedoch den Vorteil mit sich, dass es keine aufwendige Entwicklungsabteilung gibt. Auch können sie sich aufgrund des kleineren Wettbewerbsdruck eher Innovationen erlauben. Oftmals betreiben sie gar keine professionelle Brauerei. Stattdessen werden freie Kapazitäten mittelständischer Brauereien genutzt oder günstig eigene Anlagen aus ausrangierten Kesseln der Milchwirtschaft gebaut.
Für viele der mittelständischen Unternehmen ist der neue Trend dagegen nur eine Bestätigung der bereits vorhandenen Strategie. Für sie ist die Verwendung hochwertiger Zutaten für das Brauen der Biere schon lange Tradition und gehört zum Erfolgsrezept. Am Ende profitiert jedoch besonders der Kunde vom Craft Beer. Niemals zuvor gab es so eine breite Bierauswahl wie heute.
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