Es gibt kaum ein Auto, das in so vielen verschiedenen Versionen eingesetzt werden kann wie die Mercedes G-Klasse. Vom normalen Auto für den normalen Menschen, einem Auto für den Papst über Ralley Autos für extreme Ralleys durch die Wildnis bis zum Militärfahrzeug. Was macht die G-Klasse aus und wie entstand sie? Eine Erfolgsgeschichte.
Lange bevor das Sport Utility Vehicle (SUV) zum Kultauto des 21. Jahrhunderts wurde, waren die Chefingenieure der Daimler Benz AG mit der Entwicklung der sogenannten G-Klasse beschäftigt. Dass es sich dabei um den Mercedes Geländewagen handelt, hat sich unter Autokennern natürlich längst herumgesprochen. Etwas weniger bekannt dürfte sein, dass die Entwicklung dieser Modellreihe auf die direkte Intervention des letzten Schah von Persien zurückgeht. Der damalige iranische Herrscher Mohammad Reza Pahlavi besaß Anfang der 1970er Jahre knapp 20% des Daimler Aktienkapitals und war auf der Suche nach einem geländegängigen Fahrzeug für das unwegsame Grenzgebiet seines Landes. Als Großaktionär bei Daimler-Benz setzte er sich persönlich für die Entwicklung der G-Klasse ein. Noch heute gibt es böse Zungen, die behaupten, dass der letzte Schah von Persien die Mercedes Aktien nur gekauft hat, um sich in Hinblick auf seinen Fuhrpark die deutsche Ingenieurskunst zu sichern. Kann sein, muss aber nicht.
Die Anforderungen an die G-Klasse
Konzipiert wurde die G-Klasse unter der Prämisse der absoluten Geländetauglichkeit. Selbst unter erschwerten Bedingungen wurde von der Modellreihe Zuverlässigkeit und geringe Störanfälligkeit erwartet. Ein Leiterrahmen, starre Achsen, lange Federwege sowie extreme Bodenfreiheit sorgten dafür, dass die Fahrzeuge der G-Klasse auch bei Jägern, Feuerwehren, Katastrophenschutz und THW ausgesprochen beliebte Objekte waren. Ursprünglich hatten sich die Entwickler gute Geschäfte mit der Bundeswehr versprochen. Allerdings hatte Volkswagen bei der anschließenden Ausschreibung in diesem Segment mit dem VW-Iltis die Nase vorn.
Das Sondermodell „Wolf“ für das Militär
Doch wer die Chefstrategen aus dem Hause Daimler kennt, der weiß, dass sich die Schwaben durch derartige kurzfristige Rückschläge nicht entmutigen lassen. Ganz im Gegenteil. Zielstrebig wurde an der Entwicklung der G-Klasse gearbeitet. Mitte der 1980er war es dann so weit. Gemeinsam mit seinem österreichischen Entwicklungspartner Steyr-Puch beteiligte sich die Daimler AG an einer internationalen Ausschreibung für Militärfahrzeuge. Vorgestellt wurde der Mercedes-Benz 250 GD der Baureihe W 460; kurz das Sondermodell „Wolf“. Speziell für Luftlandetruppen konzipiert, ermöglichen zusätzliche Ösen in den Abdeckplanen ein extrem schnelles Be- und Entladen. Der bei voller Fahrt zuschaltbare Allradantrieb ist für Straßen- und Geländeübersetzung eingerichtet und verfügt über eine Differenzialsperre sowohl für die Vorder- als auch für die Hinterachse. Darüber hinaus ist der Wolfs wahlweise mit Gewehrhalterungen für das G3 oder das G36 ausgerüstet. Von daher war es für den Experten nicht wirklich verwunderlich, dass die Bundeswehr gleich Anfang der 1990er Jahre 12.000 Fahrzeuge dieses Typs bestellte.
Die Entwicklung der zivilen Fahrzeuge aus der G-Baureihe
Doch auch auf dem zivilen Sektor sorgte die G-Klasse immer wieder für Furore. So gelang es dem ehemaligen belgischen Formel-1- und Rennwagenfahrer Jacky Ickx 1983 die Rallye Paris-Dakar zu gewinnen, natürlich mit einem Modell aus der Mercedes-G-Klasse. 1991 folgte das Sondermodell 500 GE mit Achtzylinder-V-Motor und obwohl es danach einige Zeit still wurde, kam 1999 das erste Fahrzeug der G-Klasse in AMG-Ausführung. Die Leistung wurde durch modernere und leistungsstärkere Benzin- und Dieselmotoren kontinuierlich angehoben und erreichte bei einigen Modellen um die 500 PS. Es versteht sich fast von selbst, dass ABS, ESP, 4ETS, Bremsassistent sowie unzählige weitere Innovationen serienmäßig in die Neuwagen verbaut wurden. Darüber hinaus bemühte sich die Tuningabteilung von Mercedes Benz (AMG) auch die ausgefallensten Kundenwünsche Realität werden zu lassen.
Mercedes Geländewagen – Spielzeuge für die Scheichs
Bei so viel wahr gewordenem Männertraum ist es nicht weiter verwunderlich, dass auch die Ölscheichs die Fahrzeuge der G-Klasse für sich entdeckten. Mit dem G 63 AMG haben die Daimler-Ingenieure ein Fahrzeug mit drei Achsen und sechs Rädern entwickelt, das mit einer gigantischen Bodenfreiheit glänzt und das richtige Gefährt für verrückte Spritztouren in die Wüste ist. Darauf aufbauend hat die Tuning-Schmiede Mansory die sogenannte Sahara Edition geschaffen. Kurzerhand wurden aus dem 544 PS starken V8-Biturbo sämtliche Motorteile ausgebaut und durch entsprechende Rennsportkomponenten ausgetauscht. Das neue Triebwerk bringt es dadurch auf satten 840 PS. Mächtige Felgen stehen von 21 bis 23 Zoll wahlweise zur Verfügung und auf dem Dach sorgt eine Batterie von Zusatzscheinwerfern auch des Nachts für ausreichende Beleuchtung. Selbstverständlich wurden im Innenraum nur edelste Materialien verwendet. Feinstes Leder edle Carbon Verkleidungen und marmoriertes Camouflage-Leder sorgen für ein Ambiente, wie es die Scheichs lieben.
Die Zukunft der Mercedes G-Klasse
Doch das Ende der Fahnenstange ist damit noch längst nicht erreicht. Für 2017 ist eine Komplett-Renovierung der zivilen G-Klasse angesagt. Die Karosserie soll um zehn Zentimeter verbreitert werden, um im Innenraum mehr Platz zu schaffen und so den Spaßfaktor weiter zu erhöhen. Außerdem wird die Aerodynamik optimiert und je nach Ausführung dürften die Mercedes Ingenieure auch in Sachen Leistung noch die eine oder andere Überraschung in petto haben. Wie üblich kann über die zukünftigen Listenpreise nur spekuliert werden. Doch es gilt als sicher, dass sowohl die militärische als auch die private Nutzung der Geländewagen aus dem Hause Daimler Benz in naher Zukunft gesichert ist.
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