Er sieht aus, wie ein Raketenauto aus einem klassischen Science Fiction Film. Mit dem Brutus hat ein Team von Ingenieuren ein Rennwagen im Stil des frühen Motorsports geschaffen. Trotz seiner Herkunft verfügt das gute Stück über einiges an Power.
Der Brutus ist in vielen Punkten eine echte Besonderheit in der Welt der Automobile. So sieht er zum einen nicht nur aus, als wäre eine Rakete die Vorlage für den Extremwagen gewesen, sondern kann diesen Eindruck auch mit einem waschechten Flugzeugmotor bestätigen. Der Motor stellt dabei auch die Grundlage da, mit der alles anfing. Hinter Brutus steht das Auto- und Technikmuseum Sinsheim und Speyer, welches den Wagen in einer 8-jährigen Bauzeit zusammenschraubte. Allein die Hälfte der Bauzeit investierte das Team um Hermann Layher dabei allein in die Restauration des Motors. Eine völlige freie Erfindung ist der Wagen dabei allerdings nicht. Die Konstruktion ist an die frühen Rennwagen des 20. Jahrhunderts angelehnt. Zum damaligen Zeitpunkt war es in Deutschland nicht unüblich, dass freie Flugzeugmotoren in Rennwagen verbaut wurden. So untersagte der Vertrag von Versailles Deutschland den Aufbau einer eigenen Luftwaffe. Viele Motoren waren jedoch bereits gebaut und lagen nun ungenutzt herum. Die daraus entstandenen Rennwagen waren jedoch alles andere als eine ungefährliche Angelegenheit. Ein Punkt, im dem Brutus und seine Vorbilder durchaus Ähnlichkeiten vorweisen.
8 Jahre Bauzeit
Die Geschichte des Extremwagens begann auf einem Schrottplatz in Spanien. Dort fand ein Mitglied es Museumvereins einen alten BMW VI Flugmotor der Baureihe 8. Dieser stammte mit großer Wahrscheinlichkeit aus einem Flugzeug, das in den 30er Jahren im Spanischen Bürgerkrieg kämpfte. Es gelang dem Mann, den Motor zu erwerben und ihn nach Deutschland zu bringen. Dort begann das Team um Hermann Layher gleich mit der Restaurierung, da man plante, das antike Stück in die eigene Ausstellung aufzunehmen. Während der Arbeiten erkannten die Bastler jedoch, dass der Motor viel stärker war, als zunächst angenommen. Anstatt der vorher veranschlagten 25 Liter Hubraum schien mit 47 Liter fast das Doppelte der Realität zu entsprechen. Zudem übertraf die immer noch vorhandene Qualität des Motors die Erwartungen deutlich. Schnell wurde Hermann Layher klar, dass es fast zu schade wäre, den Flugmotor lediglich als Ausstellungsstück zu nutzen. Das Team entschied sich, den Motor in einen Wagen einzubauen. Dazu musste jedoch erst einmal ein passendes Chassis her. Fündig wurde man schließlich in einem Chassis eines American-La-France aus dem Jahr 1908. Damit waren die Probleme der Konstrukteure jedoch nicht gelöst. Insgesamt 8 Jahre bastelten die Mitarbeiter des Museums an Brutus, bevor sie ihn 2006 der Öffentlichkeit präsentierten.
Volle Power mit 750 PS
Nachdem die Arbeiten an Brutus abgeschlossen waren, fand die Konstruktion in Kenner-Kreisen schnell viel Anerkennen. Selbst weltweit bekannte Automagazine wie Top Gear stellten das Experimentalfahrzeug vor. Die Berühmtheit von Brutus kommt jedoch nicht von ungefähr. Mit einem Motor von 750 PS und einem Hubraum von 47 Litern ist der Wagen theoretisch zu Höchstgeschwindigkeiten in der Lage. Die Kraft des Motors wird dabei über ein Originalgetriebe an die Räder übertragen. Dabei handelt es sich um ein klassisches Kettengetriebe, wie es in den Anfängen des Automobilbaus üblich war.
Um dem Gewicht des Motors entgegen zu wirken, wurde ein großer Tank im Heck verbaut. Diese sollte also nicht nur aufgrund des hohen Verbrauchs lieber vollgetankt sein. Bei den Bremsen und der Windschutzscheibe orientierte man sich ebenfalls an klassischen Modellen. So wurde direkt auf eine Scheibe verzichtet, sodass der Fahrer Wind und Wetter ausgeliefert ist. Auch die Abwärme und mögliche Lecks im Motor können die Fahrt im Brutus zusätzlich zu einem echten Abenteuer werden lassen. Als Top Gears Moderator Jeremy Clarkson eine Testfahrt wagte, wurde er direkt von heißen Ölspritzern getroffen.
Bisherige Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h
Das ursprüngliche Ziel der Konstrukteure war es, dass Brutus einmal eine Geschwindigkeit von 100 km/h erreichen sollte. Aufgrund der hohen Motorleistung ist es jedoch problemlos möglich auch 120 oder 140 km/h zu fahren. Der Geschwindigkeitsrekord soll aktuell bei etwas über 200 km/h liegen. Nach oben ist laut den Mitarbeitern des Museums noch einiges an Luft offen. Allein die Zahl von 750 PS lässt in etwa erahnen, was an Geschwindigkeit möglich wäre. Allerdings haben Hermann Layher und sein Team größten Respekt vor möglichen Gefahren. Sicherheitsvorkehrungen sind in einem so alten Chassis praktisch keine vorhanden. Ein Unfall bei hohen Geschwindigkeiten dürfte daher immer böse enden. Gleichzeitig sind die Bremsen ebenfalls nicht auf Geschwindigkeiten von 200 km/h ausgelegt, sodass man für dieses Tempo eine entsprechenden lang Auslaufstrecke benötigen würde. Letztendlich zeigt der Brutus daher gut, in welche Gefahren sich die Rennfahrer der 20er und 30er Jahre begeben haben.
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