Wir befinden uns im frühen 15. Jahrhundert. König Karl IV ist kürzlich gestorben und so sitzt nun sein Sohn Wenzel auf dem Thron. Dieser scheint mit den Aufgaben eines Herrschers allerdings überfordert und muss mit ansehen, wie sein machtbesessener Bruder Sigismund immer mehr Verbündete um sich schart. Schließlich entführt Sigismund seinen Bruder und marschiert mit seinem Heer in Böhmen ein.
Der Schmiedesohn Heinrich lebt in dieser Zeit ein eigentlich ruhiges Leben in dem Ort Skalitz. Als die Armee Sigismunds seine Heimat verwüstet, wobei auch die Eltern Heinrichs sterben, steht er plötzlich vor dem Nichts. Heinrich schwört Rache und findet sich schon bald inmitten von Geschehnissen wieder, die sich auf das ganze Land auswirken.
Spannende Welt, mittelmäßiger Story-Tiefgang
Kingdom Come Deliverance ähnelt auf dem ersten Blick erfolgreichen Rollenspielen wie der Gothic-Reihe. Für die Programmierer von Warhorse Studios stand bei der Entwicklung des Spiels vor allem eine realistische Darstellung des Mittelalters im Fokus. Hier hat Kingdom Come Deliverance auch seine größten Stärken und überzeugt am meisten.
Die Spielwelt ist zum einen unglaublich groß und wirkt zum anderen sehr detailgetreu. Im Laufe der Spielzeit wird man mit den verschiedensten Aspekten der damaligen Zeit konfrontiert und erlebt beispielsweise das Leben in einem Benediktinerkloster, man erkundet Steinbrüche, wildert in Wäldern oder lernt die verschiedensten Berufe des Mittelalters kennen. Die unterschiedlichen Aufgaben sind dabei richtig gut in die Open-World von Kingdom Come Deliverance eingebunden, sodass man sich tatsächlich wie im Mittelalter fühlt.
Leider gelingt es den Entwickler aber nicht, die Geschichte des Spiels auf ähnlich hohem Niveau zu erzählen. Auch wenn die Handlung rund um Heinrich zu keiner Zeit langweilt und auch immer zum Weiterspielen motiviert, sie bietet kaum wirkliche Highlights. Gerade die Hauptgeschichte plätschert häufig vor sich hin und enthält kaum Momente, die einem wirklich im Gedächtnis bleiben. Spannende Entwicklungen und Wendepunkte oder mehrdimensionale Gegenspieler sucht man leider vergebens. Zudem schneiden die Autoren spannende Themen wie Ketzerverfolgung oder die Pest nur an, verpassen es dann aber in die Tiefe zu gehen. Hier wäre, gerade in Verbindung mit der tollen Spielwelt, viel mehr drin gewesen.
Mehr Adventure als Rollenspiel
Kingdom Come Deliverance will nicht nur im Hinblick auf das Fantasy-Setting kein klassisches Rollenspiel sein. Auch in anderen Bereichen gehen die Entwickler absichtlich einen anderen Weg. Sehr deutlich wird dies bei den Kämpfen. Wer vor allem auf Action Wert legt und mit ruhigen Momenten in Rollenspielen wenig anfangen kann, der wird in Kingdom Come Deliverance vermutlich nicht auf seine Kosten kommen. Kämpfe machen nur einen kleinen Teil im Spiel aus und sind zudem auch eine der Schwächen.
Das Kampfsystem an sich ist durchaus spannend. So erlernt der Spieler mit der Zeit immer neue Kombos und kann diese im Duell mit dem Gegner einsetzen. Durch die Maus erhält man zudem sehr präzise Möglichkeiten für die Schlagrichtung und auch Finten und Ausweichschritte sind möglich. In der Realität sorgt das Kämpfen allerdings für viel Frust. Zum einen hat man als Spieler aufgrund der wenigen Kämpfe häufig nicht genug Übung, um einen Gegner auszuschalten. Zwischen zwei Kämpfen könnten mitunter Stunden liegen. Dazu kommen eine unüberschaubare Kameraführung und die Tatsache, dass besonders die schweren Gegner unfaire Vorteile erhalten und zum Beispiel andauernd perfekt blocken.
Viele Wege führen nach Rom
Während das Kampfsystem in Kingdom Come Deliverance bei den Kämpfen schwächelt, ist das Questdesign eine weitere Stärke des Spiels. Viele Aufgaben lassen sich auf unterschiedlichen Wegen lösen und laden so zum Knobeln und Wiederspielen ein. Einziger Nachteil ist das Speichersystem. Anstatt frei speichern zu können, gibt es nur Autosaves oder Speichern durch Schlafen oder Trinken eines Reiterschnapses. Letzterer ist aber gerade zu Beginn des Spiels sehr teuer, sodass man oft ewig herumsucht, um endlich ein Bett zu finden. Dies hätten die Entwickler eleganter lösen können.
Stärken | Schwächen |
Detailreiche Welt | Kein freies Speichern |
Unterschiedliche Lösungswege | Geschichte hinterlässt keinen bleibenden Eindruck |
Riesige Spielwelt mit umfangreichen Quests | Kampfsystem sehr hakelig |
Hoher Wiederspielwert |
Die Hardware
Kingdom Come Deliverance ist sowohl für den PC als auch die Playstation 4 und die Xbox One erschienen. Ein PC sollte folgende Voraussetzungen für ein flüssiges Spielerlebnis erfüllen:
Betriebssystem: 64-bit Windows 7 oder 64-bit Windows 8 (8.1) oder Windows 10
Prozessor: Intel CPU Core i5-2500K 3.3GHz, AMD CPU Phenom II X4 940
Arbeitsspeicher: 8 GB RAM
Grafik: Nvidia GPU GeForce GTX 660, AMD GPU Radeon HD 7870
DirectX: Version 11
Speicherplatz: 40 GB verfügbarer Speicherplatz
Fazit
In Kingdom Come Deliverance erwartet die Spieler eine realistische Mittelalter-Welt, die einfach zum Erkunden einlädt. Viele Quests lassen sich auf verschiedenen Wegen lösen und bieten so nicht nur lange Unterhaltung, sondern auch hohen Wiederspielwert. Die Geschichte, das Kampfsystem und die Speichermöglichkeiten fallen dagegen etwas schwächer aus und sorgen für Abstriche.
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