Im Interview: Hannes Aigner der bayrische Olympia-Kanut im Wildwasser Interview

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Hannes Aigner gewann Bronze bei den Olympischen Sommerspielen 2012 in London im Einer-Kajak, aber auch auf anderen Events, die zum Teil in den Extremsport reichen, kann man den gebürtigen Augsburger antreffen – so zum Beispiel beim Red Bull Dolomitenmann und der Adidas Sickline Weltmeisterschaft.

Ihn kennen sicher weniger Leute als einen Marco Reus oder einen Manuel Neuer, obwohl Hannes Aigner schon bei Olympia eine Bronze Medaille gewonnen hat. Das liegt daran, dass er in einer Sportart aktiv ist, die von der Masse eher wenig beachtet wird: Dem Kanu-Sport. Für solche Sportler gibt es in Deutschland die Sportfördergruppen der Polizei und der Bundeswehr, zu letzterer gehört auch Hannes Aigner. Durch diese Förderung ist es den Sportlern möglich internationale Wettbewerbe zu bestreiten und im Idealfall auch zu gewinnen.

Für Sportler ist Olympia immer etwas ganz besonderes und daher freut es uns immer besonders wenn wir einen Sportler wie Hannes Aigner, dann hier auf Menify zum Interview begrüßen dürfen. Wir konnten mit Hannes über seinen Sport, sein Training und zwei besondere Sport-Events in diesem Jahr sprechen.

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Dein Sport ist doch etwas seltener vertreten als Fußball oder Handball. Wie kamst du zum Kajak-Sport?
Meine Eltern sind seit über dreißig Jahren im Breitensport aktiv. Dadurch kam ich schon als kleines Kind früh mit dem Sport in Kontakt, zum Beispiel als ich mit meinen Eltern im Paddelurlaub in den Alpen dabei war. Mit sechs Jahren hab ich mich dann das erste Mal selbst in ein Boot gesetzt und bin kurz darauf in die Nachwuchsgruppe des Augsburger Kajak Vereins, für den ich bis heute starte.

Du bist Soldat der Sportfördergruppe der Bundeswehr. Welche Trainingsmöglichkeiten hast du dadurch? Wie sieht ein (Trainings-)Tag als Sportsoldat aus?
Ohne die Förderung der Bundeswehr wäre es in den meisten Olympischen Sportarten nicht möglich, Wettkampfsport auf international konkurrenzfähigem Niveau zu betreiben. Ich bin froh, dass ich seit fast 6 Jahren die Möglichkeit habe mich zu 100% auf den Sport zu konzentrieren und am Bundesstützpunkt in Augsburg zu trainieren. Ein normaler Trainingstag beinhaltet normalerweise zwei Trainingseinheiten zu jeweils ca. 90 Minuten auf dem Wasser und zusätzlich Krafttraining. Da im Winter zur Saisonvorbereitung viel Ausdauertraining auf dem Programm steht, wird gerade in der kalten Jahreszeit viel trainiert, d.h. auch bei Minusgraden bin ich jeden Tag auf dem Wasser.

Bronze bei den Olympischen Spielen in London 2012. Was ist dir von Olympia besonders in Erinnerung geblieben?
Viele Situationen im „Alltag“ der Olympischen Spiele sind mir in Erinnerung geblieben, zum Beispiel das Frühstück in der riesigen Mensa in der Athleten aus der ganzen Welt zusammentrafen. Wenn ich an London 2012 denke, sind aber die ersten Gedanken natürlich die Siegerehrung, mein Finallauf sowie die Eröffungs- und Abschlussfeier.

Hat man dich nach Olympia auf der Straße in Deutschland erkannt und angesprochen oder ist der Kajak-Sport dazu noch zu sehr Randsport?
Leider habe ich für meine Medaille einen Tag erwischt, an dem es auch Gold für den Deutschlandachter im Rudern gab. Zudem gab es noch mehrere Silbermedaillen, da war ich mit meiner Bronzemedaille natürlich weniger in den Medien als es an anderen Tagen der Fall gewesen wäre und hatte somit relativ wenig Medienrummel im Nachhinein. So ist das eben bei Olympia, aber ich mache den Sport ja letztendlich nicht um im Fernsehen zu sein, sondern weil es mir Spaß macht.

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Hannes Aigner ist allerdings nicht nur bei „traditionellen“ Events am Start, so stehen dieses Jahr auch zwei ‚exotischen‘ Events im Kanu-Sport auf dem Plan. Das erste Event ist eine Art „Extrem-Staffellauf“ in der Luft, an Land und im Wasser.

Du gehst im September beim Red Bull Dolomitenmann an den Start, wie kamst du auf die Idee?
Bereits 2012 nach Olympia bin ich bei diesem Wettkampf an den Start gegangen. Dadurch, dass im September normalerweise unsere Weltmeisterschaft stattfindet, ist es mir bisher nur einmal möglich gewesen, bei diesem tollen Event teilzunehmen. Für mich als Einzelsportler ist es ein schönes Erlebnis in einem Team zu sein und gemeinsam alles für den Sieg zu geben.

Mit wem wirst du bei diesem „Extrem-Staffellauf“ dort antreten? Und welche Chancen rechnest du dir aus?
Unterschieden wird bei diesem Event zwischen Einzel- und Teamwertung. In der Einzelwertung wird meine Zeit mit den anderen Kanuten verglichen, in der Teamwertung die Zeit des Gesamten Teams. 2012 konnte ich in der Einzelwertung den 4. Platz belegen, die Teamleistung war damals nicht so gut. Für diese Teilnahme habe ich mir mehr vorgenommen, weil ich in einem stärkeren Team an den Start gehe und somit hoffentlich früher ins Rennen gehen kann und nicht so viele Fahrer aus dem Mittelfeld überholen muss.

Im Oktober gehst du bei der Adidas Sickline Weltmeisterschaft an den Start. Die Strecke führt 200m durch die sog. Wellerbrücke. Einer der anspruchsvollsten Wildwasserstrecken der Welt. Was sind die Unterschiede zu einem Rennen in einem künstlichen Kajak-Parkour?
Während auf den Slalomstrecken, auf denen ich normalerweise trainiere, keinerlei Verletzungsgefahr besteht, besteht auf der Wellerbrücke durchaus die Gefahr von Verletzungen. Dort werden die Paddler mit der vollen Gewalt des Wassers konfrontiert, da der Flussabschnitt ein hohes Gefälle hat, viel Wasser führt und stark verblockt ist. Falls ein Paddler wegen eines Missgeschicks das Boot im Wasser verlassen muss, gilt es so schnell wie möglich aus dem kalten Gletscherwasser an Land zu kommen. Um das Risiko für alle Teilnehmer zu minimieren, sind qualifizierte Rettungskräfte vor Ort die zum Teil sogar mit Seilzügen Paddler aus der Luft retten können.

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Auch im Winter wird trainiert.

Nach London kommt Rio im Jahr 2016. Auch wenn die Frage früh kommt, wie schätzt du deine Chancen (bei optimaler Vorbereitung) für deine zweite Olympiateilnahme ein?
Momentan habe ich sehr starke Konkurrenz aus dem eigenen Lager. In der Weltrangliste belegt Deutschland Platz 1-3, wobei ich Zweiter bin. Bei einem Startplatz pro Nation würde das momentan bedeuten, dass ich als zweitbester Fahrer der Welt bei Olympia nicht starten dürfte. Dennoch schätze ich meine Chancen für eine erneute Teilnahme als gut ein. Die letzten zwei Jahre habe ich zwar viel trainiert, mir aber auch bewusst noch Spielräume für eine Optimierung des Trainings gelassen. Ob ich diese Reserven aufdecken kann, hängt von zwei Faktoren ab: Einerseits muss die Finanzierung von Trainingslagern gedeckt sein und andererseits darf keine größere Verletzung oder Krankheit die Vorbereitung stören. Wenn mir das gelingt, stehe ich hoffentlich in Rio wieder auf dem Treppchen, vielleicht auch eine oder zwei Stufen weiter oben 😉

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