Extreme Rekorde sind für den Amerikaner Colin O’Brady an sich nicht wirklich etwas Neues. Seine Reise durch die Antarktis dürfte aber trotzdem als etwas ganz Besonderes in die Geschichtsbücher eingehen. Noch vor zwei Jahren bezeichnete das Magazin Wired das Vorhaben als verrückt und gefährlich, nachdem der letzte Rekordversuch tödlich geendet hatte. O’Brady ließ sich davon aber nicht beirren. Am 3. November machte er sich auf den Weg.
Ohne Hilfe unterwegs
Um eine Reise wie die Durchquerung der Antarktis zu schaffen, benötigt man natürlich jede Menge Vorräte. Sowohl Vorratsdepots als auch technische Hilfen, um sich beispielsweise mit Nahrung versorgen zu lassen, waren für allerdings nicht erlaubt. Für den Rekordversuch musste Colin O’Brady die Antarktis nur mit der Hilfe seiner Muskelkraft durchqueren und durfte auf keine Depots zurückgreifen. Entsprechend viel Gewicht brachte der Schlitten, mit dem der Amerikaner Anfang November an den Start ging, auf die Waage. Ganze 180 Kilogramm galt es, zu bewegen.
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Immerhin musste der 33-Jährige die Strecke nicht laufen. Ski waren ihm erlaubt. Segel, Zugtiere oder ein elektrischer Antrieb waren dagegen verboten, schließlich ging es darum, ob ein Mensch auf sich allein und nur mit seinen Muskeln die gesamte Strecke absolvieren kann. Antarktisdurchquerungen hatte es zuvor durchaus schon ein paar Mal gegeben. Insgesamt 16 Personen haben das Kunststück bis heute geschafft. Erstmals gelang die Mammutaufgabe dem Norweger Borge Ousland im Jahr 1996. Allerdings nutzte er zum schnelleren Vorankommen ein Windsegel. Als erste Frau bewältigte Felicity Aston die Strecke 2011 erfolgreich. Auch sie verließ sich allerdings nicht nur auf ihre Muskeln.
Weihnachten in der Arktis
Nach dem Start an der Küste erreichte Colin O’Brady nach 40 Tagen Reise den Südpol. Damit war jedoch noch nichts gewonnen, schließlich wollte er die gesamte Antarktis von Küste zu Küste durchqueren. Das Teilstück motivierte aber zumindest und O’Brady setzte seine Reise fort. Am Heiligabend war er schließlich nur noch 125 Kilometer von seinem Ziel entfernt, als ihm eine Idee kam. Er beschloss, die gesamte restliche Strecke am Stück zu absolvieren und keine Nachtruhe mehr einzulegen.
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Die folgenden 32 Stunden bezeichnete Colin O’Brady als die herausforderndsten aber auch besten seines Lebens. Er erreichte sein Ziel am 27. Dezember, genau 54 Tage, nachdem er seine Reise begonnen hatte. Hinter ihm lagen insgesamt 1482 Kilometer voller Schnee und Eis.
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Ein Mann für Extreme
Für Colin O’Brady sind Extrem-Rekorde nicht unbedingt etwas Neues. Die Durchquerung der Antarktis dürfte aber wohl auch für ihn einen besonderen Stellenwert haben. Dabei war es nicht sein erster Besuch in der kalten Region. Zuvor hatte es ihn schon einmal für einen anderen Rekord in die Antarktis verschlagen. Im Zuge der Three Poles Challenge bereiste O’Brady den Nord- und Südpol und den Mount Everest innerhalb von 131 Tagen. So einen kurzen Zeitraum benötigte kein anderer Mensch zuvor.
Dass der Amerikaner überhaupt solche Extrem-Reisen unternehmen kann, ist ein Wunder für sich. Nachdem er 2008 in einen Unfall geriet, waren 25 Prozent seines Körpers verbrannt. Viele Ärzte gingen davon aus, dass er gar nicht mehr würde laufen können. Doch Colin O’Brady ist niemand, der schnell aufgibt. Er kämpfte sich zurück, begann Marathons und Triathlons zu laufen und ließ sich zunehmend von extremen Abenteuern faszinieren. Mit dem Rekordlauf durch die Antarktis hat er nun einen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Zur Ruhe setzen wird er sich aber nun sicherlich nicht.
Bilder: instagram.com/colinobrady
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