Kirmesboxer – Abreibung für Halbstarke auf der Kirmes Mentertainment

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Einmal seinen Mann stehen und sich mit einem echten Boxer messen: Kirmesboxer boten Möchtergern-Kämpfern über viele Jahre genau diese Möglichkeit. Heute gehören sie zu einer aussterbenden Art, auch wenn man sie immer noch finden kann.


Losbuden, Imbisse, Fahrgeschäfte und Achterbahnen dominieren heute das Bild einer Kirmes. Vor 50 oder 60 Jahren sah die Sache noch etwas anders aus. Damals fand sich auf vielen Jahrmärkten ein Zelt, in dem eine besondere Herausforderung auf harte Männer wartete. Hier konnten sie ihre Boxfähigkeiten gegen echte Boxer unter Beweis stellen. Auch heute lassen sich die Kirmesboxer immer noch auf dem einen oder anderen Jahrmarkt finden, allerdings sind sie deutlich rar geworden. Vor allem ein Mann ist dabei untrennbar mit dem Kirmesboxen verbunden.

Kirmesboxer: Die letzten ihrer Art

Ganze zwei Veranstalter von Kirmesboxen gibt es heute noch in Deutschland. Der bekannteste von ihnen ist Charly Schultz. Rund zehn Mal im Jahr baut er sein Zelt auf einer Kirmes auf und lockt Zuschauer und Gäste mit spannenden Kämpfen. Die Duelle der Boxer selbst sind dabei aber gar nicht die wahre Herausforderung für die Veranstalter. Sie verdienen ihr Geld schließlich vor allem durch die Zuschauer, sodass es primär darum geht, das Zelt voll zu bekommen.

Ähnlich wie die Boxzelte gehören aber auch die Kirmesboxer selbst zu einer aussterbenden Art. So ist es heute gar nicht mehr so einfach, Boxer zu finden, die sich für das Zeltboxen bereit erklären. Für Profis ist die Sache ohnehin nicht sonderlich interessant, da die Einkünfte im Vergleich eher niedrig sind. Aber auch für Amateure hat die Attraktivität abgenommen. Grund dafür sind die Boxverbände, denn diese sperren Sportler für ein Jahr, wenn sie bei einem Zeltkampf erwischt werden. Wer also noch Ambitionen im Boxsport hat, geht als Kirmesboxer ein großes Risiko ein. Oft kommen die Kirmesboxer daher heute aus Osteuropa.

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Für die Herausforderer gilt: Ihr solltet nicht als blutige Anfänger in den Ring steigen, sonst ist der Kampf schneller beendet als ihr sehen könnt. Es empfiehlt sich zumindest die Grundtechniken zu kennen, schon einmal eine Boxausrüstung getragen zu haben und körperlich fit sein.

Eine Legende im Zelt

Auch wenn das Kirmesboxen heute auf dem Jahrmarkt nur noch eine Randerscheinung ist, Charly Schultz lässt sich davon nicht beirren. Der 58-Jährige war in seiner Jugend selbst einmal Boxer. Sein größter Erfolg war ein Vorkampf für die Boxlegende Muhammad Ali, der ihm damals sogar die Hand schüttelte und Schulz riet, für eine große Karriere unbedingt den Schnauzbart loszuwerden.

Schulz boxte aber mit Schnauzer weiter, doch nicht mehr lange. Ein Handbruch setzte seiner Karriere ein vorzeitiges Ende. Nach dem Aus seiner sportlichen Ambitionen besann er sich wieder auf seine Herkunft. Schulz entstammt einer Familie aus Schaustellern und so lag es nahe, selbst mit einem Boxzelt die Jahrmärkte unsicher zu machen. Heute ist er auf vielen Kirmessen eine Legende und ein gern gesehener Gast. Seine Boxhandschuhe hat Schulz dabei mittlerweile gegen das Mikrofon eingetauscht und ist damit genauso treffsicher wie früher mit den Fäusten.

Die Geschichte eines Kampfes

Sich einem Kirmesboxer im Ring zu stellen bedarf einiges an Mut … oder Selbstüberschätzung. Mit beidem kann Schulz arbeiten. Oft fordert er potenzielle Kämpfer am Zelteingang heraus, bietet ihnen hohe Prämien für einen KO oder versucht sie an ihrer Ehre zu packen. Kandidaten, die sich zwei Runden zu je einer Minute im Ring einem Kirmesboxer stellen, findet Schulz häufig. Ob ein Chef, der vor der Belegschaft über seine Boxfähigkeiten geprallt hat, oder der Bodybuilder, der seine Freundin beeindrucken möchte: Für Schulz ist jeder Grund willkommen.

Mit der Suche ist die Arbeit des ehemaligen Boxers aber nicht beendet. Für Schulz muss jeder Kampf seine eigene Geschichte haben, die das Publikum packt. Darum versucht er auch immer herauszufinden, warum sich jemand seinem Kirmesboxer stellen möchte. Siege der Herausforderer sind dabei auch gar nicht total ungewöhnlich. Allerdings sollten Besucher im Boxzelt nicht alles für bare Münze nehmen. Manche Geschichte, die Schulz um die Herausforderer spinnt, sind auch tatsächlich nur fiktional, denn beide Männer im Ring werden von ihm bezahlt. Dem Spaß der Gäste tut dies jedoch keinen Abbruch, denn sie sind vor allem hier, um Unterhaltung im Ring geboten zu bekommen.

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