„Ultraromance“ – der Mann, der sechs Monate im Jahr Urlaub macht Mentertainment
Kaum ein Land steht so sehr im Zeichen des Kapitalismus und des Geldverdienens wie die USA. Genau auf darauf pfeift nun jedoch ein Mann und macht stattdessen lieber Urlaub. Ganze sechs Monate im Jahr. Dabei reist er mit dem Rad durch die Welt und lebt von 10 Dollar am Tag.
Schaut man sich den Mann, der im Internet unter dem Namen Ultraromance unterwegs ist, an, dann könnte man ihn zunächst einmal für einen verschrobenen Einsiedler halten. Lange Haare, ein verfilzter Bart, Tattoos und nicht selten mit freiem Oberkörper zeigt sich Ultraromance auf einer Vielzahl an Bildern im Netz. Mit Einsiedlertum hat die Lebensweise des Amerikaners allerdings absolut nichts zu tun. Ultraromance heißt im realen Leben John mit Vornamen und lebt ein Leben, von dem viele Menschen nur träumen können. Während der Großteil der Bevölkerung seine wenigen Urlaubstage versucht so effektiv und erholsam wie möglich auf das Jahr zu verteilen, spart sich John die Arbeit gleich ganz für ein halbes Jahr. Lediglich sechs Monate im Jahr geht der Amerikaner arbeiten, den Rest verbringt er so, wie er es will. In der Regel bedeutet dies Reisen durch die USA oder andere Länder. Gerade in den USA, der Heimat des Kapitalismus, sorgt Ultraromance mit seiner Lebensweise für Aufsehen. Im Internet folgen mittlerweile Tausende Menschen seinen Urlaubstrips.
Auf Instagram ein Hit
Acht Stunden am Tag, vierzig Stunden in der Woche, über vierzig Jahre im Leben. Wer sich einmal genau ansieht, wie viel Zeit wir Menschen mit der Arbeit im Leben verschwenden, wird sich verwundert die Augen reiben. Erst im hohen Alter ist der Arbeitsalltag endlich vorbei und der Ruhestand kommt. Dummerweise haben die meisten zu diesem Zeitpunkt den Großteil ihres Elans verloren und trauern ihrer Jugend nach. Für den Amerikaner Ultraromance dürfte dies später kein Problem sein. Über den Fotodienst Instangram teilt er unter seinem Pseudonym seine täglichen Erlebnisse und befindet sich mittlerweile auf dem Weg zu 50.000 Abonnenten.
Dabei sind die Reisen gar nicht mal so außergewöhnlich. Der Amerikaner ist vor allem mit dem Rad unterwegs und schläft in der Regel in seinem Zelt. Wer spektakuläre Abenteuer sucht, der ist bei Ultraromance an der falschen Stelle. Stattdessen lädt sein Account zum Träumen ein. Schnell stellt sich das beliebte Was-wäre-wenn-Gefühl ein, wenn man die Bilder auf der Seite anschaut. Der Traum von sechs Urlaubsmonaten ist offensichtlich möglich, erfordert am Ende allerdings dann doch wieder einen gut bezahlten Job.
Das Geld wird im Garten verstaut
Wenig überraschend muss sich ein halbes Jahr Urlaub natürlich auch erst einmal finanzieren lassen. Auch wenn Ultraromance mit dem Fahrrad und seinem Zelt vergleichsweise günstig unterwegs ist, kostet die ganze Sache trotzdem jedes Jahr eine Stange Geld. Der Amerikaner verdient sein Geld in der anderen Jahreshälfte auf einem Charterboot auf dem Connecticut River. Hier zeigt er Touristen, wie man richtig angelt und nimmt ihnen zudem auch die gefangenen Fische aus. Die ganze Sache wird dabei anscheinend so gut bezahlt, dass sich Ultraromance rund 10.000 Dollar im Jahr zusammensparen kann. Dies gibt ihm zwischen 1000 und 2000 Dollar für jeden seiner Urlaubsmonate.
Ähnlich wie bei seiner Arbeitshaltung geht der Amerikaner auch in Geldsachen eher einen etwas unkonventionellen Weg. Mit Banken kann Ultraromance nur bedingt etwas anfangen, was nach den letzten Bankenkrisen in den USA kaum verwunderlich ist. Ob es allerdings klug ist, sein Erspartes einfach im Garten eines Familienmitgliedes zu vergraben, sei auch einmal dahingestellt. Ultraromance zieht dieses Vorgehen jedoch den meisten Banken vor und setzt auf die Sicherheit von Mutter Erde. Ein Bankkonto hat der Amerikaner mittlerweile allerdings trotzdem. Nur so ist es ihm möglich, auf ebay Fahrradteile zu kaufen und zu verkaufen.
Nicht vollkommen ungefährlich
Ein wenig lässt sich das Leben von John dem Ultraromance schon auch mit dem eines Nomaden vergleichen. Nach eigenen Angaben hat er seit dem College nicht länger als sechs Monate am gleichen Ort gewohnt. Sein Lebensstil pflegt er damit bereits seit über 10 Jahren. Ganz ungefährlich sind die Urlaubstrips des Amerikaners jedoch auch nicht immer. Auf seinen Reisen gab es durchaus auch die eine oder andere brenzlige Situation. Unter anderem geriet Ultraromance während einer Fahrradtour in einen ausgemachten Blizzard. Gemeinsam mit seinen Mitreisenden musste er in einer Schneehöhle Schutz suchen und auf das baldige Vorüberziehen des Schneesturms hoffen. Noch dramatischer wurde es in Neuseeland. Hier steckte der Amerikaner nach einem Missgeschick in einem reißenden Fluss fest. Nur durch einen herbeigerufenen Helikopter konnte er gerettet werden. Vor diesem Hintergrund kommt der deutsche Normalbürger vielleicht doch noch zu dem Schluss, dass die drei Wochen Ostseeurlaub in Jahr womöglich doch nicht so schlecht sind. Auch wenn im Anschluss wieder die Eintönigkeit des eigenen Büros auf einen wartet.