Eigentlich sollte die MS Roald Amundsen bereits im vergangenen Jahr auf Reisen gehen. Getreu nach dem Motto „Was länge währt, wird endlich gut“ ließ sich die norwegische Reederei Hurtigruten etwas länger Zeit für die Fertigstellung und schickte sein neues Aushängeschild in diesem Sommer auf seine erste Fahrt. Das Kreuzfahrtschiff soll dabei ein neues Kapitel für das Reisen auf dem Meer aufschlagen. So beliebt Kreuzfahrten auch sind, so schädlich erweisen sie sich meist auch für die Umwelt. Praktisch jedes Schiff nutzt Schweröl, aus dem schädliche Emissionen resultieren. Die Roald Amundsen soll nun der erste Schritt zu einem sauberen Kreuzfahrttourismus sein. Dabei setzt das norwegische Unternehmen nicht nur auf einen Hybridantrieb.
Der Computer entscheidet auf der MS Roald Amundsen
Vollkommen ohne einen Dieselmotor kommt aber auch das neuste Schiff von Hurtigruten nicht aus. Allerdings wird die Energie, die der Verbrennungsmotor freisetzt, nicht nur für die Schiffsbewegung genutzt. Drehen sich die vier Schiffsschrauben, dann wird ein Teil der erzeugten Energie in insgesamt 120 Lithium-Ionen-Akkus gespeichert. Sind diese voll, dann übernimmt der Elektroantrieb die Beschleunigung des Schiffes. Wann dies passiert, entscheidet ein Computer, der automatisch aktiv wird, wenn genug Energie vorhanden ist. Knapp eine halbe Stunde kann die MS Roald Amundsen rein elektrisch fahren, danach muss der Verbrennungsmotor wieder aktiv werden. Trotz der vergleichsweise kurzen Dauer sollen so 20 Prozent an Emissionen eingespart werden.
Umweltfreundlich heißt im Falle der MS Roald Amundsen allerdings nicht nur ein elektrischer Antrieb. Auch in anderen Bereichen setzt man auf Nachhaltigkeit. So wird zum Beispiel eine neuartige Wasseraufbereitungsanlage genutzt, die dafür sorgt, dass nur 100 Prozent sauberes Wasser in den Ozean abgelassen wird. Auch verzichtet man an Bord vollkommen auf Plastikbecher, was ebenfalls zur umweltfreundlichen Ausrichtung des Schiffes beiträgt.
Die etwas andere Kundschaft
Dass die Roald Amundsen ein etwas anderes Kreuzfahrtschiff ist, zeigt sich auch an der Zielgruppe. Wer ein Partyschiff mit riesigen Pools, Casinos und anderen lauten Ablenkungen sucht, der dürfte enttäuscht werden. Stattdessen richten sich die Angebote an Reisende, die Interesse an der Natur und schönen Landschaften haben. Nicht umsonst gibt es an Bord ein Expeditionsteam, das tatsächliche Meeresforschungen betreibt und mit wissenschaftlichen Vorträgen, die Reisenden informiert und unterhält. Auch die Routen, die vor allem in die kälteren Regionen der Erde inklusive Arktis und Antarktis führen, gehören nicht zu den klassischen Zielen von Kreuzfahrtschiffen.
Das 140 Meter lange Schiff beherbergt insgesamt 265 Kabinen, in denen 530 Passagiere Platz finden. Dazu kommen noch einmal 145 Besatzungsmitglieder. Langeweile ist trotz fehlender Casinos zudem ebenfalls nicht zu erwarten. So gibt es an Bord eine Reihe von Freizeitmöglichkeiten wie das Outdoor-Gym, einen Wellnessbereich, Saunen sowie eine 150 Meter lange Gehstrecke unter freiem Himmel.
Die Fahrt auf der Roald Amundsen ist dabei keine günstige Angelegenheit. Wer beispielsweise von Vancouver bis nach Anchorage in Alaska reisen möchte, der zahlt für die zweiwöchige Fahrt rund 4800 Euro. Noch längere Reisen wie das „Abenteuer Nordwest-Passage“, das ganz 29 Reisetage umfasst, kosten sogar rund 19.000 Euro. Dabei handelt es sich wohlgemerkt meist um normale Kabinen. Soll die Reise in einer Außenkabine oder sogar in einer Suit erfolgen, steigt der Preis noch einmal deutlich an. Dafür erwartet die Reisenden aber auch eine besondere Erfahrung.
Bilder: hurtigruten.de
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