Von Moskau bis nach Wladiwostok reichen 9300 Schienenkilometer. Wer Russland kennen lernen möchte, sollte die Strecke unbedingt mit der Transsibirischen Eisenbahn zurück legen. Diese Strecke ist die längste durchgehende Eisenbahnlinie der Welt. Acht Zeitzonen, 400 Bahnhöfe und 9288 km Gleisen quer durch Russland.
Reist man mit diesem Zug, so bedeutet dies ein stetiges Zu- und Aussteigen von Reisenden. Auch Waren werden mit der Transsibirischen Eisenbahn transportiert. Die Trasse der Transsibirischen Eisenbahn ist seit dem Baubeginn 1891 die Hauptschlagader des Russischen Reiches.
Aber die Transsibirische Eisenbahn ist mehr als nur ein Zug, denn sie ist ein ganzes Streckennetz zwischen Moskau und Wladiwostok mit einzelnen Magistralen, wie z.B. der Baikal-Amur-Magistrale. Dieser umrundet von Taishet bis Tynda im Norden den Baikalsee. Es gibt Abzweigungen, die in die Mandschurei oder über die Mongolei nach Peking und sogar nach Nordkorea führen.
Befindet man sich im Zug, erinnern die Geräusche an vergangene Zeiten. Das rhythmische Rattern hört man in deutschen Waggons heute kaum noch. Bei einer Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn begleitet einen dieses Geräusch die ganze Zeit. Der Beginn der Reise ist Moskau. Richtig sibirisch wird es allerdings erst in Krasnojarsk. Seit 380 Jahren ist die Millionenstadt am Jenissej das Tor nach Sibirien. Krasnojarsk ist eine Universitätsstadt. Das Stadtbild ist eine bunte Mischung aus herausgeputzten orthodoxen Kirchen, sowjetischer Betonoptik und klassizistischen Gründerzeithäusern.
Auf der Fahrt hält der Zug immer wieder an großen Bahnhöfen. Dort gibt es Kioske und Marktfrauen bieten auf ihren Bollerwägen Proviant für die Fahrt an. Außerdem haben die Passagiere der Transsibirischen Eisenbahn die Möglichkeit sich die Beine zu vertreten und in den Bahnhöfen zu Duschen. Aber auf die Sekunde genau nur eine Dreiviertel Stunde. Der Zug fährt genauso pünktlich wieder ab, wie er eingefahren ist. Eine Zugbegleiterin steht an jedem Waggon und zählt die Aussteigende, die Pause machen wollen. Sie hat ein scharfes Auge darauf, dass auch alle wieder einsteigen. Wer kurz vor knapp wieder einsteigt, erntet dafür Verwarnungen und böse Blicke.
Aber wie läuft so eine Reise als Tourist in der Transsibirischen Eisenbahn überhaupt ab? Wer als Tourist den Zug betritt, wird zu aller erst von einer Reisebegleiterin in einer blauen Uniform in Empfang genommen. Ticket und Visum werden kritisch von ihnen inspiziert. Mit einem kurzen Kopfnicken und einem Wink ist der Weg für den Start der Reise frei. Steigt man morgens in den Zug ein ist es in den Waggons noch schummrig. Die Fahrgäste schlafen noch, die Jalousien sind noch unten. Die Luft ist stickig und man hört von überall Atemgeräusche und leises Schnarchen.
Pro Waggon gibt es fünf Abteile. Jedes Abteil ist gleich aufgeteilt. Rechts und links zwei Liegen, ein Gepäckfach über der Tür und ein Klapptisch am Fenster. Viele der Waggons wurden bis in die 80er in der ehemaligen DDR produziert. Im Zug herrscht eine eigene Zeitzone, denn die Uhren der Transsibirischen Eisenbahn gehen nach der Moskauer Zeit. Das gilt für die An- und Abfahrtszeiten auf den Fahrplänen und auf den Bahnsteigen.
Viele der Reisenden sind Familien, die sich auf dem Weg in die Ferien befinden. Und langsam erwacht dann auch der Zug zum Leben. Kinder rennen durch den Flur, Erwachsene stehen am Fenster und betrachten die Landschaft.
Doch eins ist sicher, wer in der Transsibirischen Eisenbahn mitfährt muss aussteigen, sonst ist die Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn eine unendlich lange.
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