Während die deutsche Fußballmeisterschaft zum vierten Jahr in Folge in Langweile versinkt, ist die englische Liga so unterhaltsam wie lange nicht mehr. Großen Anteil daran hat der englische Club Leicester City, der seit Anfang der Saison sein eigenes Fußballmärchen schreibt.
Es ist so etwas wie ein kleines Fußballwunder, dass sich gerade in der englischen Premier League abspielt. Nach aktuell 27 absolvierten Spieltagen steht nicht etwa einer der großen Clubs wie Chelsea, Manchester United oder Manchester City an der Spitze, sondern das Überraschungsteam aus Leicester. Seit dem ersten Spieltag wirbelt die Truppe um Trainer Claudio Ranieri in diesem Jahr die englische Fußballwelt gehörig durcheinander und sorgt für gleich zwei Dinge, die deutsche Fußballfans eigentlich kaum noch kennen. Zum einen ist die englische Fußballmeisterschaft aktuell tatsächlich noch spannend. Leicester City thront zwar an der Spitze, muss sich jedoch immer noch vor Verfolgern wie den Tottenham Hotspurs mit 2 Punkten Rückstand und Arsenal London mit 5 in Achtnehmen. Zum anderen beweist das Team auch, dass gerade in England sich vielleicht doch nicht jede Meisterschaft mit teuren Spielern kaufen lässt.
Vom Abstiegskandidaten zum Titelaspiranten
Möchte man den Erfolg von Leicester City einmal mit hiesigen Vereinen vergleichen, dann wäre dies in etwa so, als würde der SC Freiburg in diesem Jahr den erneuten Sprung in die Bundesliga schaffen, ein Jahr gegen den Abstieg spielen und im darauffolgenden Jahr plötzlich den Bayern und dem BVB Konkurrenz machen. Wer dies für vollkommen unwahrscheinlich hält, der kann sich vorstellen, wie sich gerade die Fans in England fühlen dürften. Leicester City hat eigentlich Ähnlichkeiten mit einem typischen Fahrstuhl-Verein. Über die Jahre pendelte das Team immer wieder zwischen Premier League und zweiter englischer Liga hin und her. In den Jahren 2001 bis 2009 spielte der Verein sogar nur in der dritten Liga des Landes. Im englischen Oberhaus ist Leicester City erst wieder seit 2014 vertreten. In ihrem ersten Jahr seit der Rückkehr riss sich die Mannschaft allerdings nur bedingt ein Bei aus. Mit einem 14. Platz schaffte Leicester mal eben so den Klassenhalt. Allerdings zeigte die Mannschaft mit einer Siegesserie von sieben Spielen schon gegen Saisonende, dass im kommenden Jahr vielleicht mehr gehen könnte.
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Ein Bekannter aus der Nationalmannschaft
Dass die Engländer im vergangenen Sommer nur so mit Geld um sich geworfen haben, dürfte vermutlich nur den wenigsten Fußballfans verborgen geblieben sein. In Zeiten in denen Vereine wie Manchester City 75 Millionen Euro allein für einen Kevin De Bruyne überweisen, investierte Leicester City vergleichsweise überschaubar. Teuerster Einkauf war am Ende Shinji Okazaki, der für 11 Millionen Euro von FSV Mainz kam.
Trotz des Verzichts auf große Ausgaben baute Trainer Claudio Ranieri allerdings ein Team auf, das zu einer absoluten Überraschung wurde. Mittendrin ist dabei Robert Huth. Der Abwehrspieler gehörte vor einigen Jahren sogar zum Kader der deutschen Nationalmannschaft und stand unter anderem in der Ära Klinsmann auf dem Rasen. Heute ist er einer der Leistungsträger bei Leicester City und womöglich schon bald englischer Meister.
Es könnte teuer werden
< Interessanterweise sind es mittlerweile nicht mehr nur die Fans von Leicester City, die sich den Titelgewinn des Überraschungsteams wünschen. Auch viele neutrale Fußballzuschauer in England sympathisieren mit dem Underdog. Ähnliches würde sicherlich auch in Deutschland einsetzen, wenn denn irgendwann einmal nicht der FC Bayern oder die Borussia aus Dortmund an der Spitze am Saisonende steht. Ein Underdog, der regelmäßig sogar die ganz großen Teams schlägt, ist etwas, was gerade auch der Bundesliga richtig gut tun würde.
Nicht ganz so glücklich dürfte dagegen der eine oder anderen Wettanbieter in England sein. Zu Saisonbeginn stand die Quote auf einen Titelgewinn von Leicester City bei 5000:1. Gerade bei den wettwilligen Engländern gab es durchaus den einen oder anderen Fan des Vereins, der sich einen Spaß daraus machte und ein paar Pfund auf Leicester setzte. Dieser Spaß könnte sich nun tatsächlich auszahlen. Sollte Leicester City am Ende wirklich den Titel holen, würde ein Wetteinsatz von 5 Pfund schon einen Gewinn von 25.000 Pfund bringen.
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