In Jemen treffen sich alljährlich die besten Anti-Terror-Einheiten der Welt, um herauszufinden, welche Truppe die beste ist. Neben dem Wettkampf steht jedoch vor allem der Informations- und Taktikaustausch im Mittelpunkt.
Einmal im Jahr dürfte Jordaniens Hauptstadt Amman die vermutlich sicherste Stadt der Welt sein. Zu den jährlich stattfindenden Weltmeisterschaften der Anti-Terror-Einheiten, der Annual Warrior Competition reisen jährlich Spezialeinheiten aus der ganzen Welt an. Der Wettkampf findet im King Abdullah II Special Operations Training Center, kurz KASOTC, statt, welches seit 2009 existiert. Im Jahr der Fertigstellung des Trainingszentrums wurde auch erstmals das Aufeinandertreffen der verschiedensten Spezialeinheiten ausgetragen. Grundsätzlich kann sich jede Spezial- oder Polizeieinheit für den Wettbewerb anmelden. Selbst mehrere Teilnehmer aus einem Land sind möglich. In diesem Jahr gingen beispielsweise vier Einheiten aus Afghanistan und sogar neuen Einheiten aus dem Gastgeberland Jordanien an den Start. Deutschland und Österreich verzichteten dieses Mal allerdings auf die Warrior Competition. In der Vergangenheit waren jedoch beide Länder bereits erfolgreich. Zuletzt hatten jedoch meist die chinesischen Truppen die beste Einheit vor Ort. Die Snow Leopard Commando Unit des Landes gewann die Warrior Competition sowohl im Jahr 2013 als auch 2014. In diesem Jahr lies die Einheit wieder einmal anderen Ländern eine Chance und ging wie die deutschen und österreichischen Anti-Terror-Truppen nicht an den Start. Ihren Platz nahmen gleich zwei chinesische Alternativ-Teams ein. Für die Titelverteidigung des Landes reichte es jedoch nicht. In der Warrior Competition 2015 konnte sich am Ende die russische Einheit Chechen SOBR „Terek“ durchsetzen und die Veranstaltung für sich entscheiden. Dabei waren die Anforderungen an die teilnehmenden Teams wie in jedem Jahr sehr hoch.
Bis an die Grenzen
Um den Besten der Besten zu ermitteln, müssen die teilnehmenden Spezialeinheiten bei der Annual Warrior Competition an ihre Grenzen gehen. Für die ohnehin schon an Einiges gewöhnten Spezialkräfte wird es also noch einmal richtig schwer. Insgesamt zehn Disziplinen standen in diesem Jahr auf dem Programm. Der Wettbewerb versucht dabei, so viele unterschiedliche Szenarios wie möglich abzudecken. So messen sich die Teilnehmer unter anderem in der Geiselbefreiung, dem Bombenentschärfen oder dem Erstürmen von Gebäuden. Es gilt, möglichst realistische Szenarien zu bewältigen und dabei idealerweise viele Punkte zu sammeln. Vorbild für die unterschiedlichen Wettbewerbe sind immer tatsächliche Einsätze. So gilt es beispielsweise, ein Flugzeug zu stürmen und eine Gruppe von Geiseln zu befreien. Höchstpunktzahl winkt dem Team, das die Geiselnehmer ausschalten kann, ohne dass es unschuldige Opfer gibt. Unkoordiniertes Vorgehen wird dagegen mit Punktverlusten bestraft.
Für die Ausrüstung ist dabeijede Einheit selbst zuständig. Es gelten zwar strenge Regeln, welche Dinge die Teilnehmer nutzen dürfen, trotzdem muss jede Einheit ihr eigenes Equipment mitbringen. Zudem ist eine Anzahl von sieben Mitgliedern vorgeschrieben, wobei jede Truppe noch ein zusätzliches Mitglied zur Unterstützung mitbringen kann. In den Wettbewerben kommen immer fünf Teilnehmer pro Einheit zum Einsatz. Es ist möglich, mit nur fünf Teilnehmern anzureisen. Fällt eines der Teammitglieder jedoch aus, dann wird die gesamte Einheit disqualifiziert.
Nicht nur reiner Wettkampf
So sehr die Spezialeinheiten bei der Annual Warrior Competition auch im Wettbewerb miteinander stehen, ist die Veranstaltung auch dazu gedacht, dass es zum Informationsaustausch und zu mehr Kooperation zwischen den verschiedenen Ländern kommt. Gerade in Zeiten von ISIS und anderen Terrorgruppen wird die internationale Zusammenarbeit immer wichtiger. Die Warrior Competition versteht sich daher nicht nur als Weltmeisterschaft der Spezialeinheiten, sondern auch als Plattform zur gemeinsamen Koordination. Taktiken und Ideen können miteinander getauscht werden und auch der Aufbau von Kontakten wird gefördert. In diesem Jahr nahmen insgesamt 19 Staaten an der Veranstaltung teil. Diese teilten sich auf 43 Eliteeinheiten auf. Neben Gastgeber Jordanien und Titelverteidiger China waren beispielsweise auch die USA, Kanada, Tschechien, Russland oder Griechenland vertreten.
Die GSG9 schlägt sich erfolgreich
Auch wenn die deutschen und österreichischen Spezialkräfte in diesem Jahr auf eine Teilnahme an der Annual Warrior Competition verzichteten, waren beide Länder in der Vergangenheit schon häufiger vertreten. Dabei konnten man sogar den einen oder anderen Erfolg feiern. Im Jahr 2011 gewann die österreichische EKO Cobra und löste damit den Vorjahressieger USA ab. Die deutschen Spezialeinheiten schien dieser Sieg des kleinen Nachbarn anscheinend motiviert zu haben. Im Folgejahr setzte sich die GSG9 bei der Warrior Competition durch und holte den Titel erstmals nach Deutschland.
Für die GSG9 war dieser Wettbewerb dabei nicht der einzige Gewinn eines internationalen Vergleichs von Anti-Terror-Einheiten. In den Jahren 2005 und 2006 nahm man erfolgreich an der Original SWAT World Challenge teil. Der in den USA ausgetragene Wettbewerb richtet sich vor allem an Spezialeinheiten der Polizei. Zudem ist die GSG9 auch selbst als Organisator eines Wettbewerbs tätig. Seit 1983 organisiert die Einheite den Wettbewerb Combat Team Conference. Dieser findet alle vier Jahre statt und gilt ebenfalls als eine inoffizielle Weltmeisterschaft der polizeilichen und militärischen Spezialeinheiten. Mit der Warrior Competition kann die Veranstaltung allerdings nicht ganz mithalten.
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