Im Kino: Der Hauptmann Entertainment

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Die Kriegsverbrechen der deutschen Soldaten im Zweiten Weltkrieg wurden nicht nur auf Befehl begangen. Wie die Verfilmung der Geschichte von Willi Herold zeigt, waren manche Soldaten auch ohne Aufsicht zu grausamen Handlungen in der Lage.


Der Gefreite Willi Herold befindet sich in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges auf der Flucht. Gnadenlos von dem Hauptmann Junker gejagt, der ihn für einen Deserteur hält, muss Herold sich immer wieder verstecken. Eines Tages wendet sich jedoch sein Glück. Herold findet in einem Auto am Straßenrand eine Hauptmannsuniform, an der auch noch einige Orden befestigt sind. Diese streift sich der einstige Gefreite kurzerhand über.

Kleider machen Leute

Es dauert nicht lange und Willi Herold entdeckt, dass er in seiner Uniform eine sehr überzeugende Figur macht. Er stößt nach und nach auf verstreute Soldaten, die ihn schnell als ihren Befehlshaber anerkennen. Die Männer sind nur zu glücklich, jemanden zu haben, der ihnen sagt, wo es langgeht und was sie zu tun haben.

Seine neue Macht gefällt Willi Herold nur zu gut. Schon bald beginnt sie ihm aber, zu Kopf zu steigen. Vor allem als es Herold gelingt, in einem Gefangenenlager die Macht zu übernehmen, zeigt er sein wahres Gesicht. Der einstige Gefreite entwickelt sich zu einem mordenden Ungeheuer, das schon bald jede Menschlichkeit verloren hat.

In Schwarz-Weiß

Mit Der Hauptmann wollte Regisseur Robert Schwentke einen Film in die Kinos bringen, der Geschehnisse aus dem Zweiten Weltkrieg aus der Tätersicht aber gleichzeitig auch aus der vierte oder fünften Täterreihe erzählt. Um dem Film zudem einen realistischeren Anstrich zu geben, entschied sich der Regisseur, die Geschichte in Schwarz-Weiß zu erzählen.

Gedreht wurde Der Hauptmann in verschiedenen Orten in Deutschland und Polen. So machte die Produktion beispielsweise in Görlitz und seiner polnischen Nachbarstadt Zgorzelec Halt. Weitere Stationen während der Dreharbeiten von Februar bis April 2017 waren Breslau, Großschönau, Schöpstal und auf dem Königshainer Schlossgelände.

Die Hauptrolle in Der Hauptmann übernahm der Schweizer Max Hubacher, dessen bekannteste Arbeit wohl Der Verdingbub ist, für den er in der Schweiz mit Schweizer Filmpreis ausgezeichnet wurde. In weiteren Rollen sind Milan Peschel, Frederick Lau und Waldemar Kobus zu sehen.

Der Henker vom Emsland

Der Hauptmann erzählt die Geschichte eines Mannes, der das Deutschland der Nazi-Zeit von seiner dunkelsten Seite zeigt. Der wahre Willi Herold entdeckte im April 1945 die Uniform eines Hauptmanns und schlüpfte in die Rolle eines Offiziers. Am 11. April übernahm er unter falschen Angaben die Leitung des Emslandlager Aschendorfermoor und errichtete ein grausames Regime.

Innerhalb von acht Tagen ließ Herold über 100 Häftlinge töten und legte dabei auch selbst Hand an. Nach der Zerstörung des Lagers durch einen Luftangriff setzte er sich mit seiner Gruppe von der Front ab und begann in der Region Ostfriesland und Emsland weitere Verbrechen, die ihm schließlich den Spitznamen Der Henker vom Emsland einbrachten. Nach dem Krieg wurde der falsche Hauptmann von der britischen Militärregierung gefasst und zum Tode verurteilt.

Am 11. April 1945 kam der Gefreite Willi Herold (Mitte) ins Emslandlager Aschendorfermoor und gab sich als Hauptmann der Fallschirmjäger aus. Er gab vor, Hitler hätte ihm befohlen, das Lager zu übernehmen. Bis zum 18. April 1945 töteten er und seine Männer bis zu 150 Menschen, von denen einige zuvor einen Fluchtversuch gewagt hatten.

Wie die historischen Tatsachen auf der Leinwand umgesetzt wurden, kann man nun auf der großen Leinwand sehen. Der Hauptmann läuft seit dem 15. März in den deutschen Kinos.

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