Im Interview: Extremsportler Steven Rau aus Berlin Interview

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Eine Wüste durchquert man in der Regel nur per Auto und mit viel Wasser, Steven Rau bewältigte die 414,5 km durch die Salar de Uyuni und die Atacama Wüste zu Fuss und mit nur 18 Liter Wasser.


Für Steven Rau ist normales wandern zu langweilig, der Berliner durchquert lieber die trockenste und die höchst gelegene Wüste der Welt, die Salzwüste Salar de Uyuni in Bolivien und die Atacama-Wüste im Norden von Chile. Nebenbei ist er Weltrekordhalter mit dem „Deutschlandlauf“ – eine Durchquerung Deutschlands von Wilhelmshaven bis zur Zugspitze.

Wir haben einen kleinen Überblick der Touren von Steven Rau: Im Jahr 2013 lief er von Wilhelmshaven knapp 900 Kilometer auf die Zugspitze – in der Rekordzeit von 15 Tagen und drei Stunden. Seine zweite Extremtour führte ihn in vier Tagen, acht Stunden und 28 Minuten von Ruhpolding nach Stexten, einmal über die Alpen – 280 Kilometer und 13.800 Höhenmeter.

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Im Juni 2015 unternahm Steven Rau dann sein drittes Abenteuer: Zu Fuss durch zwei Wüsten mit nur 18 Liter Wasser. Die dritte Tour führte Rau durch die Salar de Uyuni und die Atacama-Wüste in Südamerika.

Wir hatten die Gelegenheit uns mit dem Extremsportler zu sprechen und konnten mit ihm über seine Motivation und die Strapazen der Touren reden.

Zu erst mal die Frage, wie verrückt muss man sein um auf die Idee zu kommen, durch zwei Wüsten laufen zu wollen?
Das habe ich mich auf der Tour auch immer wieder gefragt. Die Idee entstand aus dem Umstand heraus, dass mein Bruder in Südamerika lebt. Das ist für die Planung ein großer Vorteil gewesen. In Südamerika habe ich dann nach interessanten Projekten gesucht. Durch die Wüste selber gab es bereits Läufe, so dass ich dieses Thema schon fast abgeschlossen hatte. Aber beim Blick auf die Karte kam dann die Frage auf, ob ich nicht auch 2 Wüsten mit ganz unterschiedlichen Anforderungen schaffen kann.

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Wie viel Planung und Training ging deiner „Wüstentour – Survive the desert“ Tour voraus?
Die Planung nimmt den größten Teil bei einer solchen Tour ein. Grundsätzlich nehmen wir uns für jedes Projekt 1 Jahr Zeit. Sich hier selbst unter Druck zu setzen, macht keinen Sinn und es würden sich schnell Nachlässigkeiten einschleichen, die gefährlich werden können. Im Training stehe ich durchgehend, daher nehme ich mir dann jeweils die speziellen Anforderungen der Tour heraus und lege dort einen Schwerpunkt. Diese waren hier die extreme Höhe von bis zu 4700 m, die nächtliche Kälte, die Sonne am Tage und die Belastung von 24 kg Gepäck.

Was waren die Schwierigkeiten und Gefahren die du einkalkuliert hattest? Und gab es einen „Plan B“ falls etwas schief geht?
Schwierigkeiten gab es auf dieser Tour wirklich genug. Zunächst einmal ist es ein großes Problem gewesen mit einem Fahrzeug die Grenze zu überqueren. Mietfahrzeuge werden dafür nicht herausgegeben, da dies niemand versichern möchte. Somit musste ein Auto gekauft werden. Leider hat das Auto dann am Starttag den Geist aufgegeben und führte zu einer Verzögerung von 4 Tagen. Es musste dann doch ein Wagen gemietet werden. Dies führte zu einer Streckenänderung und somit knapp 80 Kilometern mehr. Zudem bedeutete dies, dass ich ab der bolivianischen Grenze auf mich allein gestellt bin und kein Begleitfahrzeug mehr in der Nähe ist, welches im Notfall helfen könnte. Aber ich sage auch in meinen Vorträgen immer, man muss wie Mac Guyver sein. Wenn es ein Problem gibt, versuch dich nicht zu lange darüber zu ärgern, sondern such nach einer Lösung. Man kann einfach bestimmte Probleme gar nicht vorausplanen und 30 B-Pläne entwerfen.

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Was gab es während deines Laufes zu Trinken und Essen? Und was war noch alles in deinem Gepäck?
Trinkreserven hatte ich ziemlich genau 18 Liter bei. Diese waren angereichert mit Mineralien. Meine Nahrung bestand aus zahlreichen Riegeln in verschiedensten Zusammensetzungen. Zudem befanden sich noch Schlafsack, Isomatte, medizinische Versorgung, Kompass, GPS, Messer, Karte und Telefon in meinem Gepäck. Eigentlich alles relativ überschaubar, da ich auf keinen Fall mehr als 24 kg haben wollte.

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Du hältst seit 2013 den Weltrekord im „Deutschlandlauf“ von Wilhelmshaven bis zur Zugspitze. Kann man solche Rennen auch ein wenig genießen oder ist das (vor allem am Ende) nur noch ein Kampf mit der Strecke und dem Körper?
So wirklich wahrnehmen kann ich die Umgebung nie. Ich versuche immer morgens, abends oder in den Pausen so viel von der Landschaft aufzusaugen wie es geht. Das gibt mir Kraft für die nächsten Metern, schließlich sind diese unglaublichen Landschaften einer der Gründe für die ich mich dort quäle. Sehr viel Zeit verbringe ich aber in der Tat im “Kopf aus Modus“.

Die „Wüstentour – Survive the desert“ war bereits deine dritte Extrem-Tour. Hast du schon Ideen was als nächstes kommen könnte?
Es gibt sehr viele Ideen in meinem Kopf aber ich muss mir da noch ganz genau Gedanken zu machen und einige Dinge konkreter werden lassen, bevor ich mich da festlege. Aber an Ideen soll es nicht mangeln.

Welche deiner drei Touren war bisher am anspruchsvollsten, welche am schönsten und welche am „angenehmsten“?
Diese Frage wurde schon häufiger gestellt und es ist immer wieder schwer sie zu beantworten. Jede Tour ist auf eine ganz besondere Art und Weise schwierig. Beim Deutschlandlauf war es die Distanz von 900 km. In den Alpen war es das ständige bergauf bergab mit 13.000 Höhenmetern und in der Wüste war es die Hitze und die Höhe von 4700 m. Auf meiner Deutschlandtour habe ich Deutschland in einem völlig neuen Bild gesehen. Es ist wunderschön mal keine Autobahn zu nutzen. In den Alpen habe ich die Aufstiege verflucht und später die Abstiege und zum Schluss jeden WegJ Und in Südamerika habe ich das Wetter und die wunderschöne Landschaft genossen.

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Du gibst Seminare und hältst Vorträge über deine Touren, was kann man von dir für den Alltag lernen?
In meinen Seminaren geht es darum,eine Verknüpfung zwischen dem Sport und dem Berufsleben zu knüpfen. Ich selbst nehme bei jeder Tour neue Erkenntnisse für meine Arbeit als operativer Geschäftsführer mit. Es gibt sehr schöne Parallelen in den Bereichen Planung, Motivation, Belastungsgrenzen, mentales Wachsen und die eigene Komfortzone. So bin ich Arbeitsleben in vielen Situationen um einiges entspannter, da ich es gewohnt bin mich in Stresssituationen zu bewegen. Ich schaffe mir immer wieder neue Motivationsanreize und weiß um meine Belastungsgrenzen. Diese Fähigkeiten sind aber notwendig, wenn im Alltag nicht die Übersicht verlieren will. Nähere Informationen zu den Vorträgen und Seminaren kann man auch im Internet nachlesen: endstation-kopf.de und rauseminare.de

Wie verbringst du deine Freizeit? Lässt du es da lieber ruhig angehen?
Das wäre zur Abwechslung mal ganz gut aber eigentlich ist eher nicht der Fall. Ich plane wieder neue Projekte, bin als Berater, Geschäftsführer und Trainer tätig und befinde mich in der Endphase meines Buches. Da bleibt neben dem Training nicht wirklich Zeit für Entspannung.

Was sagen deine Freunde und Familie zu deinen Touren? Verstehen das alle oder erntest du da auch manchmal „Kopfschütteln“?
An das “Kopfschütteln“ habe ich mich gewöhnt. Damit muss ich leben und ich kann es ja auch ein Stück verstehen Aber meine Familie und Freunde unterstützen mich immer super. Ohne diese Unterstützung wären viele Projekte gar nicht realisierbar.

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