Grünes Shirt, grüne Stutzen, Schlabberhose: Dass Gabor Kiraly noch einmal zu einer Ikone der Modewelt wird, gilt sicherlich als ausgeschlossen. Mit seiner grauen Jogginghose ist der ungarische Nationaltorwart zwar nicht unbedingt ein erwartbarer Gast auf der nächsten Gala von Karl Lagerfeld, für viele Fußballfans hat er aber trotzdem Kultstatus. Gerade in Deutschland erinnert man sich gern an Kiraly, der viele Jahre das Tor bei Hertha BSC Berlin verteidigte. In diesem Sommer gehörte der Torhüter zudem noch einmal zum Aufgebot Ungarns bei der Fußball Europameisterschaft. Mit 40 Jahren und 74 Tagen schaffte er es dabei sogar zum ältesten Spieler der EM.
Die Jogginghose
Gabor Kiraly allein auf seine Jogginghose zu reduzieren würde dem ungarischen Nationaltorhüter zwar Unrecht tun, letztendlich gehört sie aber zu den Hauptgründen, warum der Mann bei vielen Fans Kultstatus genießt. Angefangen hatte alles in den 90er Jahren als Kiraly bei Haladás Szombathely in Ungarn spielte. Der Verein steckt mitten im Abstiegskampf, als der Zeugwart eines Tages die normale schwarze Torhüterhose von Gabor Kiraly vergaß. Das einzige Kleidungsstück, was passte, war eine alte graue Jogginghose. Wie es oft kommt im Leben, gewann die Mannschaft des Torhüters natürlich das Spiel und Kiraly, abergläubisch wie viele andere Fußballer, blieb der Hose treu. Es folgte eine Siegesserie von neun Spielen und die Mannschaft hielt die Klasse. Für Gabor Kiraly war das Schicksal damit besiegelt. Er und die Jogginghose hatten sich gefunden und würden sich auf dem Feld nie wieder trennen.
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Kultstatus bei der Hertha
Mit seiner neuen Hose ausgestattet, machte sich der ungarische Torhüter schließlich auf nach Deutschland. Im Jahr 1997 kam Gabor Kiraly zur Hertha in Berlin und konnte sich dort schnell den Stammtorhüterposten sichern. Neben seiner Jogginghose sorgten auch seine Leistungen selbst dafür, dass der Ungar schnell von den Fans ins Herz geschlossen wurde. In der Saison 98/99 war er statistisch gesehen sogar der beste Torwart der Liga. So kassierte er nicht nur die wenigsten Tore, sondern verhinderte auch die meisten Großchancen.
Die Popularität von Kiraly erreichte in diesen Monaten ihren Höhepunkt. Seine Leistungen und vor allem seine Hose sorgten für Schlagzeilen und schließlich nahm der Sportartikelhersteller Nike das Kleidungsstück sogar in sein Sortiment auf. Durchsetzen konnte sich der Look am Ende zwar nicht, trotzdem dürfte Gabor Kiraly sicherlich für das eine oder andere Argument zwischen enthusiastischen Fans und deren eher weniger begeistern Freundinnen und Frauen gesorgt haben. Der Torhüter selbst trägt die Hose übrigens nur auf dem Spielfeld. Zwischen 20 und 30 Stück benötigt er nach eigenen Angaben pro Saison, wobei sie bestimmte Spezifikationen erfüllen müssen. So braucht Kiraly immer viel Beinfreiheit, sodass die Hose eine Nummer größer gekauft wird und nur zum Einsatz kommt, wenn sie wirklich schön schlabbrig ist.
Der Sprung nach England
Nachdem Gabor Kiraly in Berlin 2003 seinen Stammplatz verlor und zudem mit Depressionen zu kämpfen hatte, ging er in die englische Premiere League. Hier spielte er über die Jahre für eine Reihe von Vereinen und war beispielsweise für Crystal Palace, West Ham United, Aston Villa und den FC Burnley aktiv. Allerdings lief es in England nicht mehr ganz so gut, sodass es Kiraly zurück nach Deutschland zog. Im Jahr 2009 war er Ersatztorhüter bei Bayer 04 Leverkusen, im Jahr darauf unterschrieb er bei 1860 München in der 2. Liga. Hier wurde Gabor Kiraly erneut Stammtorhüter und wie es sich für ihn gehörte natürlich auch Publikumsliebling.
Heimfahrt nach dem Achtelfinale
Nach seinen Leistungen im Vereinsfußball dürfte es nur wenig überraschen, dass Kiraly auch in der ungarischen Nationalmannschaft aktiv ist. Trotz seiner 40 Jahre stand er beim ersten EM-Turnier des Landes seit 1972 zwischen den Pfosten. In der Gruppenphase als Außenseiter angetreten gelang es den Ungarn mit Gabor Kiraly sich Platz 1 in der Gruppe F zu sichern. Dabei schlug das Team die favorisierten Österreicher und spielte gegen die Portugiesen in einem spannenden Spiel 3:3 unentschieden. Endstation war dann schließlich im Achtelfinale. Trotz Kiraly hatten die Ungarn keine Chance gegen die Belgier. Für den Torhüter war das Turnier trotzdem die Krönung einer außergewöhnlichen Karriere.