Schwerter, Äxte, Schilder und dann in das Getümmel. Wer einen richtig harten Sport sehen möchte, der ist beim Medieval Combat genau an der richtigen Adresse. Seit einigen Jahren wird die Rückkehr der Ritter immer populärer, sodass heute sogar Weltmeisterschaften stattfinden.
Motorsport ist mittlerweile so sicher wie nie zuvor, Boxen verkommt oft zu einer Umarmungsveranstaltung und auch viele Profi-Fußballer werden zickig, wenn es auf dem Rasen mal etwas härter zugeht. Wer heute noch echte Männersportarten sehen will, der muss sich schon etwas auf die Suche begeben. Fündig kann man schließlich in der Vergangenheit werden. Ganz so wie einst die alten Ritter treffen sich heute in ganz Europa kampferprobte Recken, um sich mit Schwertern, Äxten und anderen mittelalterlichen Waffen ordentlich auf die Mütze zu geben. Weicheier haben auf dieser Veranstaltung, die mittelalterlicher Vollkontakt oder Medieval Combat genannt wird, nichts verloren. Wer schon bei einem abgebrochenen Fingernagel den nächsten Termin bei der Maniküre plant, der dürfte im Ring keine Minute aushalten. Schließlich treten hier noch echte Männer gegeneinander an, sodass praktisch niemand einen Kampf ohne zumindest kleine Blessuren übersteht.
Die Herkunft des Medieval Combat
Seine Anfänge nahm der Medieval Combat in den 90er Jahren in Osteuropa. Ähnlich wie in Deutschland fanden in Russland, der Ukraine und Polen Schaukämpfe von Rittern statt, die eine Vielzahl von Besuchern anlocken. Nach und nach begannen die Teilnehmer sich jedoch zu fragen, wie den ein nichtgestellter Schaukampf aussehen würde. Die ersten Auseinandersetzungen fanden dann meist abseits der Schauturniere statt, bevor dann nach und nach nicht gestellte Kämpfe zu eigenen Veranstaltungen wurden. Mittlerweile existiert sogar ein Weltverband, zu dem neben Deutschland und Medieval-Combat-Vorreiter Polen auch Länder wie Argentinien, Japan oder die USA angehören. Der Verband richtet weltweit jährlich verschiedene Turniere aus, zudem auch eine richtige Weltmeisterschaft gehört. Allerdings hat sich in den vergangenen Jahren Streit zwischen den Rittern des Ostens und des Westens breitgemacht. Während die westliche Welt ihre Titelkämpfe über den Weltverband International Medieval Combat Federation austrägt, kämpfen Länder wie Russland im Battle of Nations. Dass noch keiner auf die Idee gekommen ist, die Streitigkeiten mit einer anständigen Ritterschlacht zu lösen, darf an dieser Stelle aber schon überraschen.
Bis zum letzten Mann
Bei den Auseinandersetzungen im Medieval Combat gibt es mittlerweile wie bei den Olympischen Spielen eine Vielzahl an Disziplinen, bei denen sich die Kontrahenten miteinander messen können. Gekämpft werden kann dabei sowohl im Einzel- als auch im Team. Teamwettkämpfe ähneln am ehesten den Schlachten aus dem Mittelalter. Zwei Gruppen von Rittern treten gegeneinander in einem Ring an und dann wird gekämpft, bis nur noch eine Gruppe übrig ist. Überwacht wird das Ganze sowohl von Sanitätern als auch von Schiedsrichtern. Letztere stellen sicher, dass die wenigen Regeln, die es gibt, auch eingehalten werden. Bei der diesjährigen (West)-Weltmeisterschaft erwiesen sich übrigens wieder einmal die Polen als schlagkräftigste Ritternation der Welt. Gleich sechs Mal Gold konnten sich die Kämpfe unserer östlichen Nachbarn sichern und damit alle Konkurrenten in die Schranken verweisen. Für die deutschen Ritter gab es dagegen nur eine Goldmedaille. Diese sicherte sich mit Denise Brinkmann im Schwert-Schild-Kampf der Frauen. Es scheint, als wäre nicht einmal die Ritterwelt vor der Gleichberechtigung sicher.
Es schmerzt immer
Wer sich nun mit dem Gedanken beschäftigt, doch einmal selbst den Medieval Combat auszuprobieren, der sollte im Vorfeld einige Dinge beherzigen. Zunächst einmal ist die ganze Sache alles andere als günstig. Eine gute Rüstung kostet mindestens 1500 Euro. Dazu kommen noch einmal 200 Euro für ein Schwert oder 100 Euro für eine Axt. Vor allem die Rüstung sollte jedoch gut gewählt sein. Sie bestimmt am Ende, wie schmerzhaft das Aufeinandertreffen mit einem gegnerischen Ritter wird. Eine gute Rüstung hält vergleichsweise viel ab, schmerzhaft bleibt der Kampf in der Regel allerdings trotzdem. Wenn ein muskelbepackter Mann mit einem Schwert oder einer Axt auf einen einschlägt, dann geht dies in den wenigsten Fällen ohne blaue Flecken vonstatten. Auch deshalb ist der Medieval Combat nun einmal nichts für Weicheier und sollte dementsprechend nur von echten Männern betrieben werden.
Kämpfer aus der ganzen Welt
Wie populär der Medieval Combat geworden ist, sieht man allein daran, wie groß der Weltverband mittlerweile die Weltmeisterschaften aufzieht. Tausende von Besuchern feuern Ritter aus der ganzen Welt an und sorgen so für ein echtes Spektakel. Dabei erfreut sich der Ritterkampf auch zunehmend in den USA großer Beliebtheit. Auch wenn sich deren Rittertradition doch eher in Grenzen hält, kommen in jedem Jahr mehr US-Ritter und Zuschauer zu den Wettkämpfen. Und auch in Deutschland steigt die Popularität weiter. Für die Organisation hierzulande ist der Deutschen Dachverband für Historisch Gerüsteten Vollkontakt Kampf verantwortlich.
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