Mercedes Guard: Die Bunker auf Rädern Auto
Wer Schutz braucht wird hier fündig, bei der Mercedes Guard Abteilung. Die Spezialabteilung des Autoherstellers bedient ein ganz bestimmtes Klientel an Autokäufern, die Bedarf an bombensicheren Fahrzeugen haben und der Bedarf steigt seit Jahren. Über normale Crashtests wird hier nur gelächelt
Bei Mercedes Guard ist fast alles Handarbeit, man findet in der Montageabteilung keine Roboter. Die spezielle Abteilung des Autobauers hat ihren Sitz im Stammwerk in Sindelfingen in einer abgeschirmten Halle. Auf zwei Etagen werden vornehme Panzerwagen – die Sonderschutzfahrzeuge auf Basis der S-Klasse gebaut.
Es ist eine sprichwörtliche Manufaktur, denn die Blechteile werden nicht von Maschinen gestanzt und von Pressen gebogen, sondern von Monteuren mit Hochdruck-Wasserstrahlern ausgeschnitten und von Hand in Form gebracht. Geschweißt oder geschraubt wird von Menschen statt Maschinen, nur so werden die hohen Sicherheitsstandards erfüllt. Ein weiterer Grund, die Materialien sind einfach zu hart und die Konstruktionen zu kompliziert für Maschinen. So werden die S-Klasse Limusienen hier aus einer Schale aus Panzerstahl, Kohlefaser-Matten und Spezialglas gefertigt – Kugel und Sprengstoff resistent.
Eine Frontscheibe aus einem Mercedes Guard ‚getuntem‘ Fahrzeug wiegt schon mal 135 Kilo und ist zehn Zentimeter dick. Die Türen sind mit Stahlplatten ausgekleidet und auch sonst bieten die Limousinen der Spezialabteilung einiges was nicht gerade serienmäßig zu bekommen ist. Besonders wichtig sind aber vor allem die unsichtbaren Feinarbeit, das heißt, jeden noch so kleinen Spalt zu schließen und den Innenraum abzukapseln. Weil Schweißnähte, Bohrlöcher, Türfugen und Fensterdichtungen Schwachstellen sind, wird jede Lücke durch Überlappungen, Verschränkungen oder U-Profile dicht gemacht.
Harte Prüftests mit Sprengstoff und Beschuss
Die Sicherheitsstandards werden regelmäßig vom Beschussamt in Ulm geprüft, einer Behörde die Sonderfahrzeuge auf Herz und Nieren testet. 400 bis 500 Kugeln feuern die Experten auf das Auto ab. Die Spezialfahrzeuge halten das aus, auch wenn die Karosserie danach aussieht wie ein durchlöcherter Käse und die Fenster keine Sichtmöglichkeit mehr bieten, bleiben die Innenräume unversehrt.
Aber Kugeln sind laut Nast gar nicht so problematisch: Die aktuell größte Bedrohung gehe von Sprengstoffen, Handgranaten und Minen aus. Deshalb musste die S-Klasse auch je zwei Granaten auf dem Dach und unter dem Wagen überstehen. Eine neue Sonderausstattung in Form einer durchgehenden Unterbodenpanzerung machte es möglich. Kein Wunder, dass der Wagen am Ende über vier Tonnen wiegt – doppelt so viel wie eine normale S-Klasse.