Big Wave Surfer unterwegs auf den größten Wellen der Welt in Nazaré Sport
Wenn Laien von riesigen Wellen hören, auf denen tollkühne Surfer reiten, dann denken sie oft an Hawaii, Südafrika oder Australien. Hier kommen Wellenreiter auch durchaus auf ihre Kosten. Für die richtigen Monsterwellen schaut die Szene allerdings nach Portugal. Im portugiesischen Nazaré werden die Träume vieler Big-Wave-Surfer wahr. Wellen mit Höhen von über 20 Metern treiben die Sportler an ihre Grenzen.
Ein Ort entdeckt seine Nische
Nazaré liegt rund 100 Kilometer von Lissabon entfernt. Mit rund 10.000 Einwohnern ist die Stadt kein großes Zentrum. Die Haupteinnahmequellen sind die Fischerei und der Tourismus. Letztere fand in den vergangenen Jahrzehnten vor allem in den Sommer und Frühlingsmonaten statt. Dann kam der Bürgermeister auf die Idee, dass die großen Wellen, die sich ab Herbst ihre Bahnen zum Strand brechen, für Big-Wave-Surfer sicherlich interessant sein dürften. Er schickte Videos und Fotos an die weltweite Surfer-Elite und die ließ sich nicht lange bitten.
Die Big-Wave-Surfer fanden in Nazaré Voraussetzungen vor, wie sie sich besser kaum vorstellen konnten. Garantierte Riesenwellen machten den Ort in den Herbst- und Wintermonaten zu einem Paradies. Seitdem wächst der Tourismus in der Region auch im vierten Quartal des Jahres, da neben den Sportlern auch viele Zuschauer kommen, um die Big-Wave-Surfer in Aktion zu sehen.
Verantwortlich für die Wellen ist ein Unterwassercanyon, der eine Länge von 2000 Kilometern und eine Tiefe von 5000 Metern hat. Er endet rund 200 Meter vor den Klippen der Stadt. Dort kommen die Wellen in der 150 Meter tiefen Schlucht mit derselben Geschwindigkeit an wie auf dem Ozean. Daneben gibt es aber auch flacheres Wasser, wo sie etwas langsamer unterwegs sind, was in dem Falle aber immer noch über 50 Kilometer pro Stunde bedeutet.
Keine ungefährliche Sache
Die Fischer in und um Nazaré leben schon seit vielen Jahren mit dem Phänomen und haben es nicht umsonst Witwenmacher getauft. Auch für die Big-Wave-Surfer kann sich ein Ritt schnell zu einer tödlichen Gefahr entwickeln. Im Jahr 2013 starb die brasilianische Surferin Maya Gabeira beinah, als sie sich während der Fahrt den Knöchel brach. Das Brett war zu hart auf das Wasser aufgeschlagen und die Fluten verschluckten die Surferin. Retter mussten sie aus dem Meer ziehen und am Strand waren sogar Wiederbelebungsmaßnahmen notwendig. Erst nach zwei Jahren konnte Gabeira wieder auf dem Surfbrett stehen.
Der Unfall der Brasilianerin ist kein Einzelfall. So brach sich der US-Amerikaner Andrew Cotton erst im vergangenen Herbst den Rücken. Nicht umsonst hat heute eine Vielzahl an Rettern und Ärzten ein Auge auf die Big-Wave-Surfer, wenn diese sich beispielsweise für Rekordversuche in die Flut stürzen. Keiner der Profis ist so wahnsinnig und rudert einfach so zum Spaß auf das Meer.
Es geht übrigens auch ohne Surfbrett, wie der 23-Jährige Kalani Lattanzi eindrucksvoll unter Beweis stellt.
Surfprominenz vor Ort
Ein Ort wie Nazaré zieht natürlich die besten der Besten aus dem Surfsport an. Am bekanntesten dürfte sicherlich Garrett McNamara sein. Der Surfer aus Hawaii war 2011 einer der ersten der in den kleinen portugiesischen Ort kam. Er surfte eine Welle von 23,7 Metern und stellte damit direkt einen Weltrekord auf. Schon bald ließen es sich auch seine Kollegen nicht nehmen und Nazaré wurde zu einem festen Ziel vieler Big-Wave-Surfer.
Aus deutscher Sicht ist vor allem Sebastian Steudtner zu nennen. Der 32-Jährige ist vor zwei Jahren sogar nach Nazaré gezogen, um noch näher an den Riesenwellen zu sein. Vor Ort trainiert er heute häufig gleich mit einem ganzen Team, das im Notfall eingreifen kann. Zu diesem zählt nicht nur ein deutscher Militärarzt, sondern auch mehrere Rettungsfahrer auf Jetskis. Der Aufwand hat sich bereits bezahlt gemacht. Steudtner konnte schon zwei Mal den XXL Big Wave Award gewinnen. Dieser wird jedes Jahr an den Surfer verliehen, der die größte Welle reiten konnte. Im vergangenen Jahr erreichte diese bei dem deutschen Surfer eine Höhe von 71 Fuß.
Titelbild: Jorge Leal / Red Bull Content Pool